Review

„Epicenter“ ist ein weiteres Machwerk aus berühmt, berüchtigten B-Movie-Schmiede „PM-Entertainment“, die aber die Klasse früherer Produktionen weitestgehend vermissen lässt und nur wegen der Anhäufung von bekannten B-Protagonisten wie Gary Daniels, Ex-Porno-Queen Traci Lords und Jeff Fahey auf sich aufmerksam macht.

Verspricht der Trailer noch bombige Action aus der zweiten Liga, macht sich angesichts des filmischen Desasters doch schon bald Ernüchterung breit. In der ersten halben Stunde passiert nämlich nichts, nix, nada, gaaaaaaaar nichts. Da erwuselt sich Gary Daniels, natürlich sehr glaubwürdig als Hackergenie mit Hornbrille, doch tatsächlich das megageheime Programm seines Arbeitgebers um es an die Russen zu verscherbeln, weil eben diese Firma namens „Global Tech“ den Tod seiner Frau verschuldet hat. Mit dem Motiv wird zwar erst später, quasi als dramaturgischer Kniff, herausgerückt, aber nach sinnvollen Plots frage ich hier als allerletztes. Es zieht sich hin bis, nach einer Sexszene, dann endlich mal die erste Actionszene zu sehen ist, die aber leider fast komplett aus Eddie Murphys „Metro“ entnommen wurde und daher kaum bewertet werden kann. Vielleicht abgesehen vom Geschick Richard Pepins die Szenen einzubauen, als hätte er sie gedreht. Wer die Vorlagen nicht kennt, könnte sich glatt Irre führen lassen.

Danach ist dann leider auch erstmal wieder enormer Leerlauf angesagt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen, die den Zuschauern am Arsch vorbeigehen, werden breit getreten, wundervolle Maulwurftheorien innerhalb des FBI gesponnen und es gibt Traci Lords zu sehen, die ihre Sache überraschend passabel über die Bühne bringt. Man sehnt das, im Trailer groß angekündigte Beben, förmlich herbei und als es endlich kommt, wird alles nur noch schlimmer.

In einem Restaurant bricht auf einmal die Hölle los, gute Statisten, schießen auf die bösen, wer nun zu wem gehört, ist inzwischen sowieso nicht mehr zu klären, aber von der Decke semmeln eifrig Gesteinsbrocken, die allen gehörig Kopfschmerzen bereiten. Plötzlich kennt die Böse den Maulwurf, alle jagen Gary Daniels, der jetzt wieder zum Kampfsport-Ass und Waffenkenner mutiert und Traci Lords läuft hinterher. Na wunderbar, ich verstehe nichts mehr. Immerhin gibt es dazu, außerhalb des Gebäudes eine akzeptable Massenpanik, inklusive zusammenfallender Hochhäuser, made by CGI – und das in aller Deutlichkeit. Ach ja, der „Money Train“ darf zwischendurch auch ein zweites Mal entgleisen. Noch Fragen?

Richtig spaßig wird es dann aber erst, wenn die, in einem viel zu ausführlichen Subplot behandelten, Kleinkinder sich, nebst Opa in einem Fahrstuhl aus „Speed“ wieder finden und stecken bleiben. Nicht nur, dass der alte Mann ihnen umgehend jede Illusion raubt, sie könnten hier herauskommen, er hilft ihnen auch bei ihrem Rettungsversuch nicht. Was ein Kunde… Aber sind die Kinder denn besser, als sie, nachdem halb L.A. zerfallen ist, immer noch glauben, dass Mama sie Punkt halb sieben in der Mall abholt? Scheinbar nicht, denn dort angekommen, wird zu flirten (!!!) angefangen. Durch Abwasserkanäle schwimmend und Kollateralschaden in Grenzen haltend lugt das Duo Lord/Daniels schließlich auch noch vorbei kämpft gegen einen Hubschrauber und geht friedlich von dannen, beziehungsweise nach Hause, obwohl da nichts mehr steht. Der helle Wahnsinn…

Fazit:
„Epicenter“ entgeht der totalen Katastrophe nur knapp, was dem finalem Kampf gegen den Hubschrauber und ein paar akzeptablen, digitalen Effekten zu verdanken ist. Die penetrante und offensichtliche Zweitverwertung von Zelluloid ist ein einziges Ärgernis, die Figuren unglaubwürdig und die erste halbe Stunde überflüssig. Brrrr, das wird einem als B-Action-Fan ganz schummerig zu Mute.

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