Gegen Ende der PM-Ära hatten die Filme des Studios immer wieder mit herbem Budgetmangel zu kämpfen, was gerade bei einem eher aufwändig gedachten Film wie „Epicenter“ negativ auffällt.
Dabei ist die Auftaktszene sogar recht spannend, wenn auch überlang geraten. Computerexperte Nick Constantine (Gary Daniels) stiehlt wichtige Daten aus der eigenen Firma und inszeniert dafür einen Coup mit Feueralarm, Kameramanipulation usw. Gleichzeitig erfährt man, dass er neben russischen Gangstern auch noch von korrupten FBI-Agenten unterstützt wird, womit der Grundstein für die eine oder andere Wendung gelegt wäre.
Ebenfalls beim FBI, aber loyal ist Amanda Foster (Traci Lords), die sich als verdeckte Ermittlerin bei der Russenmafia eingeschleust hat. Sie überrascht die Russen und Nick, als dieser die geklauten Daten liefern will und kann Nick nach langer Verfolgungsjagd durch San Francisco festnageln. Diese ist prinzipiell schick anzusehen – besteht aber fast ausschließlich aus Stock Footage aus „Metro“ und hat nur wenige eigene Szenen zu bieten, was den Spaß direkt wieder schmälert.
In Los Angeles will Amanda Nick ans Hauptquartier überstellen, doch bei dem Treffen tauchen die Russen auf, die korrupten Beamten mischen mit – und es gibt ein Erdbeben. Zusammen geraten Amanda und Nick zwischen die Fronten...
Die Prämisse von „Epicenter“ ist an sich ziemlich interessant, die Umsetzung des Ganzen leider alles andere als gelungen, was schon beim Budget anfängt. Für das Katastrophenszenario ist kein Geld da, also wird weiter Stock Footage aus „Money Train“ und „Speed“ eingebaut, um entgleisende U-Bahnen und abstürzende Fahrstühle zu zeigen, dazwischen fallen absolut unecht aussehende Gummitrümmer auf Statisten oder ein paar fürchterlich animierte CGI-Explosionen erhellen den Bildschirm. Ein paar aufwändigere, selbst gemachte Szenen (Tauchpartie, der fallende Laster, Finale) stimmen da auch nicht mehr wirklich versöhnlich, da diese „Epicenter“ nicht wirklich spektakulärer machen.
Im Bereich Drehbuch setzt sich die maue Umsetzung gleich fort, denn auch hier wird sämtliches Potential ungenutzt gelassen. Die Verräter beim FBI enttarnen sich fast sofort, weitere Plottwists darf man nicht erwarten und zwischendrin streckt eine familiäre Krise das Geschehen, da sich Amanda noch mit ihrer Tochter in L.A. treffen wollte. Die wartet im brav einstürzenden Shoppingcenter (ein Erdbeben ist ein Grund, aber wohl kein Hindernis in ihren Augen) nebst Schwarm und einem alten Mann, der herzlich unproduktiv ist, denn Kindern nicht nur nicht hilft, sondern auch noch selbst gerettet werden muss. Um dem Ganzen dann die Krone aufzusetzen darf eine Portion Familienkitsch dabei nicht fehlen.
Dementsprechend sucht man Qualitäten, die andere Gary Daniels Filme auszeichnen, weitestgehend vergebens. Gerade mal ein popeliger, ultrakurzer Nahkampf wird geboten und auch die Schusswaffen sprechen nur kurz, in der Restaurantballerei aber immerhin nett gemacht. Das Finale mit Helikopter ist ebenfalls zu schnell vorbei, teilweise schlecht getrickst, hat aber auch ein paar nette Szenen zu bieten, die „Epicenter“ aber nur geringfügig aufwerten. Auf sonstige Qualitäten wie Oneliner sollte man nicht hoffen, ein flottes „I want a kiss“ zu Amanda ist da das Äußerste der Gefühle. Hacker und Agentin verlieben sich natürlich, zumal Nick den Diebstahl nur aus ehrbaren Motiven beging, wie sich später rausstellt.
Darstellerisch kann man mit Gary Daniels dafür zufrieden sein, der sympathische B-Actionheld kann auch in dieser Rolle durchaus überzeugen. Traci Lord schlägt sich ganz wacker, während Jeff Fahey grausam chargiert und sich somit leider deutlich unter Wert verkauft. Der Rest der Darsteller ist kaum der Rede wert, nervig die Kinderdarsteller.
Alles in allem ist „Epicenter“ eine Enttäuschung: Kaum Spannung, jede Menge Stock Footage, schlechte FX und nervige Szenen mit den Kindern. Da helfen auch die wenigen selbstgemachten Actionszenen und der eine oder andere Spannungsmoment kaum aus.