Die Schrecken der Medusa (1978)

Mitte bis Ende der 70er-Jahre war Telekinese ein echter Megatrend im SciFi- und Horror-Genre. Angefeuert durch den Erfolg von Brian de Palmas CARRIE (1976) folgten u. a. THE FURY (1979) und PATRICK (1978) sowie später SCANNERS (1981), FIRESTARTER (1984) u.v.m. Auch THE OMEN (1976) ist im weitesten Sinne diesem Subgenre zuzuordnen.

Zwischen all diesen bekannteren Werken entstand 1978 der britische Thriller THE MEDUSA TOUCH auf Basis eines zwei Jahre zuvor erschienenen Romans von Peter van Greenaway (nicht zu verwechseln mit dem fast namensgleichen Arthouseregisseur).

Das Werk des TV-Regisseurs Jack Gold ist eine präzise und handwerklich äußerst gelungene Verfilmung der knappen Romanvorlage, erzählt sogar einiges besser als das Buch und stellt auch noch in manch anderer Hinsicht eine Besonderheit dar: Zum einen ist THE MEDUSA TOUCH vordergründig ein „Police Procedural“. Der Mord eines Schriftstellers (zwischen Diabolik und Verzweiflung: Richard Burtons Morlar) soll aufgeklärt werden, genauer gesagt, der versuchte Mord, denn das Opfer will nicht sterben, auch wenn der Überlebenskampf gegen alle medizinischen Erkenntnisse spricht. Je weiter die Ermittlungen des französischen „Austausch“-Kommissars Brunel (Italiener Lino Ventura, kauzig und charismatisch) voranschreiten, desto klarer wird, welche Kräfte die Gedanken Morlars haben, wozu er bereits fähig war und welche Schrecken er noch auszurichten vermag. So wird die Frage nach dem Täter bald verdrängt von der Frage nach dem Motiv der Tat. Und der Film wandelt sich von der polizeilichen Spurensuche zum übernatürlichen Thriller und schließlich zum Katastrophenfilm.

Ebenfalls bemerkenswert sind die kritischen Ausführungen und Schriften Morlars, dessen Tiraden gegen Staat, Kirche und Doppelmoral auch heute, fast 35 Jahre später, leider kaum an ihrer Aktualität eingebüßt haben.

So schafft es THE MEDUSA TOUCH, zusätzlich zu seiner fesselnden Erzählung, auch inhaltlich bis heute relevant zu sein – erstaunlich, dass der Film kaum über seinen Status als Geheimtipp hinausgekommen ist.