Was sich nicht selten als Krimi tarnt, ist manchmal Horror oder SF oder ein passabler Thriller. "Der Schrecken der Medusa" aber ist, wenngleich ein irgendwo dazwischen angesiedelter Bastard, alles auf einmal.
Und funktioniert.
Das ist einer der Filme, die man immer und immer wieder sehen kann, weil in ihn trotz seiner über gewisse Strecken biederen Konstruktion, die eben einer polizeilichen Ermittlung gleicht, so viel Unheimliches reingepumpt wurde, dass es einem die Socken aussieht, während die Schuhe dran bleiben.
Ausgerechnet Stone Face Lino Ventura spielt dabei einen Austauschpolizisten, der in London den Mordversuch an dem Schriftsteller Morlar untersucht, dem man aufs Übelste die Fontanelle eingedellt hat und der sich trotz extrem flacher Alphalinien weigert, abzutreten.
Langsam aber sicher ermittelt der Franzose weiter, befragt Leute, die ihm mittels reichlicher Rückblenden nach und nach eine Skizze eben jener Person liefern, die da unter Mullbinden begraben liegt. Einer extrem unheimlichen Person, die von frühester Jugend an scheinbar den bösen Blick zu haben schien und per Gedankenkraft Katastrophen auslösen konnte, wie der Tod der Eltern, ein Schulbrand und einiges mehr beweisen.
Morlar wird gespielt (wenn auch nur in Rückblenden) von Richard Burton, der zwar wie meistens in dieser Karrierephase (siehe Exorzist 2) recht schwermütig (oder gelangweilt) rüberkommt, aber damit genau das Richtige tut, um der schwer entschlüsselbaren Figur die nötigen Schatten zu verteilen.
Die Inszenierung ist höchst effektiv und selbst wenn man ahnt, was kommt, werden stets die richtigen Bilder gewählt, paßt das Timing, klirrt die Musik. Ebenso wie Ventura macht der Zuschauer eine aufklärende Reise mit, die den gewöhnlichen Unglauben nach und nach zerschmettert.
Höhepunkt des bösen Treibens ist eine meisterhaft montierte Sequenz, in der der Inspektor bemüht ist, diverse Royals, Adelige und andere Reiche davon abzuhalten, in der brüchigen Westminster-Kathedrale gesteinigt zu werden. Natürlich glaubt man nicht daran, daß uns bei so ehrwürdigen Denkmälern ein Katastrophenszenario bevorsteht, doch der Film liefert gnadenlos.
Zwar sieht es einen Augenblick nach Happy End aus, dann aber geht der Horror aufs Ganze und zerlegt die ganze Kirche in mörderischen Bildern über allen Anwesenden. Jau, das kraucht unter die Epidermis.
Nebenbei kriegt Ventura noch den Täter raus, den er inzwischen aber verflucht, daß er nicht bessere Arbeit geleistet hat, doch wir brauchen den Schriftsteller noch für einen Schlußgag, der alles an Gänsehaut motiviert, was Westminster gerade niedergeknüppelt hat.
"Das Omen" war gruslig? Probieren sie mal diesen hier, da vibriert der Kiefer aber richtig.
Schwarz wie die Seele der Hauptfigur und wunderbar fatalistisch: ideal für einen Sonntagabend! (9/10)