Für Rachel - in der Klasse völlig unbeliebt - bricht eine Welt zusammen, als sich ihre beste Freundin in den Tod stürzt. Zunächst kann sie sich nicht erklären, was der Grund für ihren Selbstmord war, doch nach und nach dämmert ihr, daß eine Jungenclique dahinter steckt, die die Mädchen ihrer Schule bloß ausnutzt. Mit ihren telekinetischen Kräften übt sie grausame Rache...
Wem die Story bekannt vorkommt, muß sich nicht wundern: "Carrie 2" ist beinahe ein 1:1-Abklatsch des großen De Palma-Klassikers - natürlich mit einer leicht veränderten Handlung, denn welcher Regisseur würde von einem Original Bild für Bild identisch abkupfern? Das hat bisher nur einer geschafft - beim 98er Remake von "Psycho" mit bescheidenem Erfolg.
Ähnlich verläuft es aber auch hier, weshalb man diesen Horrorfilm auch nicht als Sequel bezeichnen kann, sondern eher als ein Remake. Der Zuschauer, der den ersten Teil kennt, kann auf "Carrie 2" getrost verzichten. Er bietet entsetzlich wenig Neues. Es gibt nichts, was im Original in dieser Form nicht schon behandelt wurde. Herausnehmen muß man hierbei das Finale, das wesentlich grausiger, blutiger und brutaler ausgefallen ist. Hier rollen Köpfe, zerplatzen Augen und spritzt das Blut in Strömen. Von der angenehmen Zurückhaltung, die Brian De Palma 1976 an den Tag legte, ist rein gar nichts mehr zu spüren. Somit läuft der ganze Film nur auf diese letzten zehn Minuten heraus, die den Zuschauer nachhaltig schockieren sollen, aber nur den Eindruck vermitteln, daß hier jemand den geringen Blutgehalt des Vorgängers mit allen Mitteln übertreffen wollte. Fehlende eigene Ideen wurden hierbei gern in Kauf genommen.
Zudem mangelt es an Atmosphäre und Spannung, die "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" noch auszeichneten - und die Verantwortlichen machten denselben Fehler wie De Palma: Die Nebenfiguren sind viel zu stereotyp und oberflächlich geraten. Auf der einen Seite gibt es die ach so liebe mißverstandene Rachel, ihr bald hinzukommender Freund und Sue Snell, die Direktorin, von Amy Irving verkörpert, die die einzige Überlebene des Massakers aus dem ersten Teil war. Auf der anderen Seite stehen die echt bösen männlichen Machos, die auf menschliche Gefühle pfeifen und nur ein Mädchen nach dem anderen flachlegen wollen. Klischeehafter können Charakterzeichnungen kaum ausfallen.
Zu guter Letzt haben wir noch eine Schlußsequenz, die schon in "Carrie 1" den Blutdruck von dem einen Moment auf den anderen in die Höhe schnellen ließ und als einer der größten Schreckmomente der Filmgeschichte bezeichnet wird. Doch wer eben von vornherein auf einen ähnlichen Effekt auch in dieser sogenannten Fortsetzung spekuliert, wird nicht erschrecken, sondern vielmehr bestätigt bekommen, daß dieses Machwerk beinahe unverschämt ist aufgrund von so hemmungslosem Ideenraub vom Originalfilm.
Wer den De Palma-Horror bereits kennt, wird enttäuscht sein - wenn man nicht gerade soviel wert legt auf Splatter-Effekte und in der Hinsicht vom Vorgänger enttäuscht war. Andererseits ist positiv zu vermerken: Wer den ersten Teil noch nicht kennt, findet hier ausreichende Unterhaltung und kann sich dennoch das Original noch einmal ansehen und damit feststellen, wie ähnlich sich beide Filme doch sind und wie sehr Teil zwei von Teil eins überboten wird.
Wenigstens besitzt "Carrie 2" mit Emily Bergl eine überzeugende Hauptdarstellerin, mit der man sich identifizieren kann.
Fazit: Schwaches Remake (Sequel kann ich einfach nicht sagen) eines großen Horrorfilmbeitrags aus den 70ern, das unübersehbar vom Original klaut und "Carrie 1" nur in den überbetonten Schockeffekten am Ende übertrifft. Vergleicht man nicht mit dem Vorgänger, ist "Carrie 2" trotzdem ansehnliche Fernsehunterhaltung.