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Langsam nähert sich die junge, schöne, dunkelhaarige Frau mit dem purpurvioletten Umhang, der mehr enthüllt als er verbirgt, dem Bett, auf dem der ältere Mann nackt und in freudiger Erwartung liegt, und legt sich zu ihm. "Du mußt gemein zu mir sein. Du mußt mich mit den übelsten Worten beschimpfen, ich brauche das", sagt der Mann, der die Frau für eine Prostituierte hält. Ohne zu zögern steigt die Frau darauf ein. "Ja, weil du impotent bist. Du Schwein. Du bist eine Ratte. Ich hasse dich!" - "Ja, ja", flüstert der Mann erregt, "ja, weiter." - "Du perverses Schwein", erwidert sie und verpaßt ihm eine schallende Ohrfeige. Der Mann ist begeistert. "Ja, schlag mich!" - "Ich schlag dich tot!" - "Ja, schlag doch, bitte!" Die Frau zieht ihm ihre Fingernägel über die Brust, gefolgt von weiteren Schlägen. Lustvoll stöhnt das glückliche Opfer. "Ja, weiter." Erst kommt die Frau seinen Wünschen nach, dann jedoch fingert sie unbemerkt ein Messer hervor, welches in ihren schwarzen Strapsen verborgen war, und zieht ihm die scharfe Klinge entschlossen über die Gurgel. Während der überraschte Mann sein Leben aushaucht, entfernt sie die Decke und beginnt, in wilder Raserei auf seinen Unterleib einzustechen. Mit weit aufgerissenen Augen, das hübsche Gesicht zu einer wütenden Fratze verzerrt, starrt sie den nackten Toten haßerfüllt an. Kurz darauf verläßt sie das Hotelzimmer.

"Der Preis für unser beider zerstörter Leben kann nur der Tod sein."

Bei der gemeinen Mörderin handelt es sich um Mrs. Johnson (Soledad Miranda), und ihr entmanntes Opfer hörte auf den Namen Jonathan Walker (Howard Vernon), ein angesehener Professor der Ärzteschaft. Ihr Motiv: Rache. Professor Walker und seine Kollegen Dr. Houston (Paul Muller), Dr. Donen (Jesús Franco) und Dr. Crawford (Ewa Strömberg) haben ihrem mit menschlichen Föten experimentierenden Ehemann (Fred Williams) nämlich derart zugesetzt, daß er sich in seiner Verzweiflung das Leben genommen hat. Unglücklicherweise ist die frischgebackene Witwe nicht dazu in der Lage loszulassen; sie weigert sich, den Tod ihres Mannes zu akzeptieren, behält seine Leiche bei sich, redet (und macht weiß Gott was sonst noch) mit ihr. Sie lebt nur noch für ihre Rache. Produzent Artur Brauner war von den Dailies, die er von Vampyros Lesbos zu sehen bekam, dermaßen begeistert, daß er Franco sofort einen weiteren Film anbot und ihm dabei freie Hand ließ. Der dankte es ihm mit Sie tötete in Ekstase, einem morbiden Erotik-Thriller-Drama über eine wahnsinnige Frau, die bei ihren mehr oder weniger hilflosen Opfern - niemand ist dazu imstande, ihr zu widerstehen - Lust sät und Tod erntet. Einen nach dem anderen knöpft sie sich vor, unerbittlich wie ein Jagdhund, welcher der frischen Fährte eines verwundeten Hirsches folgt. Das Wort "Erbarmen" hat sie aus ihrem Vokabular gestrichen.

Das nicht sonderlich spannend aber sehr elegant und träumerisch inszenierte Geschehen wird beherrscht von seiner atemberaubenden Hauptdarstellerin, der es leider nicht mehr vergönnt war, das fertige Ergebnis zu sehen. Soledad Miranda (Vampyros Lesbos) starb am 18. August 1970 in Portugal bei einem Verkehrsunfall, im Alter von nur siebenundzwanzig Jahren. In Sie tötete in Ekstase geht sie vollkommen in ihrer Rolle auf, sodaß man glatt denkt, daß sie nicht spielt, sondern einfach ist. Ihre Performance ist schlicht und ergreifend umwerfend, wobei sie eine Wandlungsfähigkeit zur Schau stellt, die verblüfft. Mal ist sie reizend und anschmiegsam, mal grausam und gefährlich, mal manisch und unberechenbar. Sie lebt die Figur in all ihren Facetten, verleiht ihr zu gleichen Teilen etwas unbezähmbar Animalisches wie auch etwas zutiefst Tragisches. Soledad Mirandas Leinwandpräsenz ist gewaltig, ihr Charisma ist bemerkenswert. Sie ist eine betörende Wucht. Das Faszinierendste an ihr sind allerdings die dunklen, tiefbraunen, ausdrucksstarken, unergründlichen Augen. In einem Moment kann man sich in sie verlieben und möchte in sie eintauchen, im nächsten ist man von ihnen abgestoßen und zuckt erschrocken und fröstelnd zurück. Ihre intensiven Blicke, als sie ihren Opfern in ekstatischem Taumel zu Leibe rückt, sorgen für Gänsehaut am ganzen Körper.

Sie tötete in Ekstase bietet sich meines Erachtens gut als Einstieg ins Franco-Universum an (seine gewaltige Filmographie umfaßt um die zweihundert Einträge). Die Geschichte ist recht geradlinig, die charakteristischen Zooms halten sich in Grenzen, die restliche Cast agiert angemessen, und weder in Punkto Gewaltdarstellungen noch in Hinblick auf sexuelle Ausschweifungen schlägt Franco über die Stränge. Manuel Merinos Kamera fängt das Geschehen so gekonnt wie stilvoll ein, während das Publikum von Manfred Hüblers und Sigi Schwabs funkig-jazzigen Kompositionen geschickt eingelullt wird. Zugegeben, aufregend ist der Film - sieht man mal von Soledad Miranda ab - nicht wirklich, und Horst Tappert als nutzlosen Inspektor hätte man sich getrost sparen können, aber der abgründig-perverse Grundton und die konsequente Umsetzung seiner Vision gleichen diese Defizite mehr als nur aus. Francos beste Filme haben eine eigen(willig)e Stimmung und einen ganz eigenen, irgendwie entspannten Rhythmus, auf den man sich einlassen muß. Schafft man das nicht, wird einem der Streifen vermutlich unendliche Langeweile bescheren. Gelangweilt habe ich mich keine Sekunde, im Gegenteil. Ich habe die achtzig Minuten regelrecht genossen. Ungeachtet seines Stars ist Sie tötete in Ekstase ein guter Film. Soledad Miranda macht ihn zu etwas Besonderem.

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