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Wie ein südamerikanischer Western-Anime-Realfilm 

Western gibt es viele. So wie "El Topo" ist keiner. Nicht mal ansatzweise. Ein südamerikanischer Kultfilm, dessen Fans Namen wie John Lennon oder Martin Scorsese tragen und der nicht nur die 70er mit einer filmischen Mitternachts-Explosion einläutete. Der sagenumwobene Film handelt von einem ganz schwarz gekleideten Gunslinger, der die Wüste durchstreift um die größten Meister zu besiegen und der dabei zu sich selbst findet, stirbt und mehrmals wiederaufersteht. Arthouse trifft Tacco-Western.

"El Topo" ist religiös stark aufgeladen und gerade in seiner ersten Hälfte umringt ihn eine faszinierende Aura zwischen Surrealismus und Live-Action-Anime. Der schwarze Pistolero ist eine echte Erscheinung und einige Bilder dieser blutigen Pilgerreise brennen sich im Kopf fest. Sei es der nackte kleine Junge in der Wüste oder die finale Aufopferung, die an das Bild des brennenden tibetanischen Mönches erinnert. Das ist nichts für ungeduldige oder zarte oder oberflächliche Gemüter. 

"El Topo" trifft sich in der Mitte zwischen Leone und Bunuel, hat seinen Ausnahmestatus als Midnight-Cult wahrlich verdient. Episch, roh, unberechenbar. Die etwas zu symbolische und weniger stringente zweite Hälfte des Films bringt ihn für mich persönlich von der Höchstnote weg. Sehenswert, zumindest einmal im Leben, ist das Ding dennoch. Das macht Lust auf mehr Filme des einzigartigen Regisseurs, das ist so innovativ und anders, dass man einfach von Kunst sprechen muss. Vor allem durch die vielen Symbole und religiösen Deutungsvarianten, die jeder für sich selbst interpretieren kann, übersteigt Jodorowsky's Meisterwerk sein Grundgerüst als Brutalo-Mexicano-Schlachtplatte.

Fazit: ein einmaliger Film - Jodorowsky lebt in seiner eigenen Welt und schuf einen Western, den man nie in seinem Leben vergisst. Eine ultrabrutale Reise zwischen Religion, Kult und Kunst. 

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