Mit „The Day of The Fight“ und „The Flying Padre“ hatte sich Kubrick selbst bewiesen das er Filme inszenieren kann, dort fehlte aber noch eine Handlung und es blieb im dokumentarischen Genre. „Fear and Desire“ war dann der erste Spielfilm mit fiktionaler Handlung und trotz eindeutiger Qualitäten machte er zunächst einen kleinen Verlust und bremste die Karriere Kubricks kurzfristig ein wenig.
Der Film war Kubricks erste Arbeit in Farbe, worauf er in seinen ersten Kino-Filmen bewusst verzichtete. Der typische Off-Kommentator (sehr professionell: Bob Hite) vermittelt alle nötigen Informationen, ansonsten verlässt sich der Film ganz auf die starken Bilder.
„The Seafarers“ ist eine Auftragsarbeit von der Gewerkschaft für Seefahrerei in Großbritannien und bekommt durch Kubricks offensichtliche Anleihen bei Sergej M. Eisenstein einen geradezu propagandistischen Charakter, welcher einem kritischen Betrachter nur wenig schmecken dürfte. Wie gesagt handelt es sich aber um einen Auftrag und Kubrick hatte keinerlei Einfluss auf das Drehbuch, sollte dieses nur konsequent und ansprechend umsetzen.
In weiten Teilen ist dieses Vorhaben gelungen, als Höhepunkt kann die perfekt eingefangene Rede gegen Ende des Films gesehen werden, Kubricks Anleihen bei Eisensteins Meisterwerk „Streik“ sind unverkennbar. Nicht zu leugnen ist das die Handschrift des Regisseurs trotz allem erkennbar bleibt und die Phase der Auftragsarbeiten fand schon bald ihr Ende.
Mit fast dreißig Minuten Laufzeit zwar etwas lang aber technisch mal wieder einwandfrei – Kamera, Schnitt, Vertonung bewegen sich auf hohem Niveau und ergeben ein starkes Gesamtbild, welches das flache Drehbuch vergessen lässt. Trotzdem, ganz ehrlich: Wäre der Film nicht von Kubrick hätte er mich ungefähr so interessiert wie ein verstaubter Lehrfilm der alten Schule oder ein durchschnittlicher Beitrag bei „Galileo“.
Wie die anderen Frühwerke habe ich auch „The Seafarers“ nur in sehr schlechter Qualität gesehen, was dem Sehvergnügen nicht unbedingt zuträglich war. Eine würdige Veröffentlichung auf DVD ist sehr wünschenswert, steht aber in den Sternen.
Fazit: Mit Sicherheit der am wenigsten interessante von Kubricks Kurzfilmen und Frühwerken. Dennoch ziemlich sehenswert und inszenatorisch ansprechend, wenn auch etwas langatmig und veraltet.
06 / 10