Review
von Leimbacher-Mario
Geister der Vergangenheit
In einer Zeit, in der die Filmwelt und besonders Hollywood die Finger einfach nicht von großen Namen und alten bis toten Franchises lassen kann, kommt natürlich auch ein fünfter „Scream“. Der auf den ersten Blick verwirrender- und dummerweise in einigen Teilen der Welt einen auf „Halloween“ macht und seine Ziffer „fesch“ weglässt. Meine Meinung zu dem leider gängigen Stuss kennt ihr. Doch selbst das hat hier Sinn, Metamethode und Witz. Genau das ist gar der Punkt, die Krux, die Art und das perfekte Beispiel für die vielen Aufhänger dieses weiteren Kommentars zu Zeit, Historie, Genre und Publikum. Dazu später mehr. Aber was kann denn „Scream (5)“ insgesamt? Ein weiteres „Requel“ mit Geldgarantie aber ohne geringsten Originalitätsfunken? Oder: passt nicht „Scream“, das immer augenzwinkernd, kommentierend und selbstbewusst war, in die jetzige Zeit ganz besonders gut? Denn eins steht fest: in Woodsboro geht wieder ein (oder mehrere?) Killer im bekannten Outfit um, es gibt alte Bekannte und neue Opfer. Und „die Regeln“ haben sich wieder einmal geändert bzw. auf diese kann man eh nicht mehr wirklich was geben…
„Scream“ darf das. Nein - „Scream“ muss das!
Slasher boomen schon lange nicht mehr. Eine weitere Renaissance wie sie Wes Craven mit „Scream“ Mitte der 90er kurz entfacht hat, blieb bisher aus. Es boomt viel eher das Gegenteil leichter Schlitzerware, es ist die Hochkonjunktur des „Post Horror“ und „anspruchsvollerer Genreware“ mit Titeln wie „Babadook“, „Hereditary“ oder „It Follows“. Das weiß und zitiert „Scream 5“ selbst. Desweiteren gibt er u.a. seinen Senf zu toxischer Fankultur, halbgaren „Franchiseneustarts“ a la „Jurassic Park/World“ und einer vernetzten, modernen, sehr kleinen Welt. Er ist Satire und Slasher in einem. Er ist witzig und doch garstig an den richtigen Stellen. Er ist ein toller Whodunit. Er spielt mit Erinnerungen und kippt diese geschickt. Er kommentiert und zerreißt etliches, clever getarnt als Speerspitze seiner eigenen „Opfer“ und Ziele. Er ist ein Wolf im Schafspelz und fast eine Art Schlusswort zum ganzen Aufgussschmarn, zu Remakes, späten Sequels oder wie auch immer man das nennen will, was für seltsame Kreuzungen es da mittlerweile gibt. Für manch einen mag das zu viel des Guten sein. Manch anderer mag das gar nicht erst checken oder mit der Reihe und ihrem Feeling eh wenig vertraut sein. Andere wiederum raffen's, aber es reicht dennoch nicht. Alles legitim. Über Geschmack und Ahnung lässt sich schwer streiten. Für mich ist „Scream 5“ jedoch sehr gelungen, die Reihe auf ihrem hohen Niveau haltend und definitiv im Gedächtnis bleibend. Samt seinen Killern und Kids. Samt Intro und Imitationen. Samt Hommagen und Helden. Samt Memberberries und Metabögen. Sogar samt dem schändlich straffgezogenen Gesicht der Gale Weathers.
Fazit: Poseface Filler? Oh nein. „Scream 5“ passt perfekt in den Zeitgeist und schlitzt ihn gleichzeitig genüsslich auf, zeigt ihm messerscharf seine Grenzen. Ein beeindruckender Spagat und ein sehr würdiger fünfter Teil, der mittlerweile womöglich besten Slasherreihe aller Zeiten!