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Der vierte Teil aus der Reihe „Scream“ war zugleich die letzte Regiearbeit von Wes Craven, der mit seinem Tod 2015 ein großes Vermächtnis hinterließ. Passend zum Jubiläum des ersten Teils liefert das Regieduo Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett („Ready or not“) ein so genanntes Requel, was im Film selbst natürlich von einem Nerd erklärt wird: Eine Mischung aus Reboot und Sequel, welche die Vibes der Vorgänger mehr als deutlich ausstrahlt.

Erneut scheint ein Killer mit Geistermaske in dem verschlafenen Ort Woodsboro umzugehen. Nur knapp überlebt Tara (Jenna Ortega) die Attacke des Vermummten, woraufhin ihre Schwester Sam (Melissa Barrera) anreist, welche sich kurz darauf an Dewey (David Arquette) wendet, der mit den mörderischen Geschehnissen seit Jahren vertraut ist. Und schon ereignet sich ein weiterer Mord…

Es sind fürwahr große Fußstapfen, sich einem Meilenstein des Slashers anzunehmen, ihn auf der einen Seite fortzuführen und ihm gleichermaßen die Ehre zu erweisen. Beides ist den Machern definitiv gelungen. Schon mit der Einstiegsszene des unbekannten Anrufers, der sich nach dem Lieblingshorrorfilm erkundigt, fühlt man sich um Jahre zurückversetzt und doch ist die Umgebung zeitgemäß aktualisiert, während selbstreferenzielle Hiebe und Anspielungen nicht lange auf sich warten lassen. Denn schließlich müssen die Mechanismen und Regeln des Slashers mehr als nur einmal die Metaebene durchlaufen wie man es bereits von den Vorgängern gewohnt war.

Der Kreis der potenziellen Verdächtigen entspricht einem optimalen Verhältnis für ein angenehmes Rätselraten um den oder die Killer, während der Bodycount, aber auch die Anzahl an nicht tödlichen Verletzungen enorm ist. Hinsichtlich der teils derben Einlagen, bei denen auch mal ein Messer seitlich im Hals landet und mit der Klingenspitze am Ende wieder hervortritt oder ein Bein geräuschvoll gebrochen wird, wundert eine lockere FSK16 allemal. Selbstredend sind sämtliche Effekte handgemacht und frei von CGI.

Abgesehen von zahlreichen Referenzen und einigem Augenzwinkern sind es vornehmlich die inszenatorischen Spielereien mit Genreklischees, welche ein ums andere mal ein Schmunzeln hervorrufen. Wenn jemand eine Kühlschranktür öffnet und die Musik sekundenschnell anschwillt, kann natürlich kurz darauf beim Schließen selbiger ein plötzliches Erscheinen erwartet werden, gleiches gilt für die Unkaputtbarkeit des Killers. Auch wenn sich jemand in die Dusche begibt, werden gewisse Erwartungen geschürt. Durch die recht versierte Kamera und den sauber abgestimmten Score ergeben sich einige durchaus gelungene Spannungsmomente und gleichermaßen werden scheinbar prekäre Situationen immer wieder aufgelockert.

Kaum ein Jubiläum funktioniert ohne die so genannten Legacy-Figuren, welche dem Stammpublikum seit dem Erstling vertraut sind und so wirken nach Jahren noch einmal Neve Campbell, David Arquette und Courteney Cox mit, ohne dass diese zum reinen Fanservice ohne Funktion mutieren, sie mischen durchaus aktiv mit. Die übrigen Mimen performen teils über Genredurchschnitt, speziell Jenna Ortega und Melissa Barrera stechen positiv hervor.

Revolutionieren kann man das Genre des Slashers schlichtweg nicht mehr, doch was Wes Craven einst mit einer gesunden Portion Selbstironie ins Leben rief, setzen Bettinelli-Olpin und Gillett gekonnt fort und bringen den Stoff so auf den Punkt, dass innerhalb der 114 Minuten keine Längen entstehen, ein simples Mitfiebern gegeben ist und das Whodunit ein netter Nebeneffekt ist.
8 von 10

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