Review

"Well, I was a little bit of a director when I grew up with my siblings in Sweden. I used to direct them in all kinds of military maneuvers and cowboys versus Indians - I used to direct them in scenes like that. And then, of course, I got into engineering, fighting, and found my way back into acting. But there's always that feeling that maybe multitasking, I’m pretty good at it, from the engineering world, and I always wanted to try but 15 years ago I started to try but my heart wasn't in it. It wasn't that important to me. Whereas now, I can do more acting, I feel have something to give there. I need to get started so even though it wasn’t a perfect opportunity, I took it."
~ Dolph Lundgren


Die Rückkehr von Dolph Lundgren auf den Regiestuhl ist für Anhänger des Action'kinos' und des Schweden wahrscheinlich interessanter als rein die Paarung von Lundgren (erneut) mit Scott Adkins vor der Kamera; die Beweisführung ist allein schon damit abgeschlossen, dass die nächste Zusammenarbeit von Beiden in Section 8 schon fertiggestellt ist, dennoch weitgehend unter dem Radar noch fliegt und dort der Regisseur auf den Namen Christian Sesma – und damit ausgemachtes Mittelfeld – hört. Lundgren, dessen eigenständige Arbeit als Ausführender des Ganzen überschaubar und auch durchwachsen ist, hat sich in die Herzen der Fans vor allem mit The Mechanik (2005), vorhergehend noch The Defender (2004), sowie nachfolgend Command Performance (2009) und Icarus (2010) katapultiert; allesamt genreaffine B-Pictures mit eigener Note, wobei letzteres hineinintepretierbar ist oder auch nicht. Castle Falls befährt nach zehnjährigen Hiatus die gleiche Schiene, die Herren sind dabei nicht jünger geworden und das Geld nicht etwa mehr:

Kurz vor Schichtende stößt der Gelegenheitsarbeiter Mike Wade [ Scott Adkins ] bei Abrissarbeiten in einem zur Sprengung vorbereiteten ehemaligen Krankenhaus auf drei Taschen voller Geld, die dem gescheiterten, da auch an der Schulter verletzten MMA-Kämpfer gerade recht kommen und ein neues Leben ermöglichen würden. Da die Detonation des Gebäudes auch kurz bevorsteht, bleibt weder viel Zeit zu Überlegen noch zu handeln, allerdings stehen ihm bei dem angedachten Transport der Millionen schnell zwei weitere Hindernisse im Weg. Der Gefängniswärter Richard Ericson [ Dolph Lundgren ] weiß ebenso wie der Kriminelle Deacon Glass [ Scott Hunter ] von dem Versteck, und Ericson braucht das Geld dringender, während Glass gleich mehrere Männer Verstärkung in petto hat und zudem schwer bewaffnet ist.

"Potential's all I got to work with." heißt es beizeiten, Adkins war da schon im Ring und schon im Clinch, drei Runden sind angesetzt, erst wird geboxt, dann gekickt und auch gehebelt. In Atlanta spielt die Geschichte, bald wandert sie nach Birmingham, Alabama, Adkins sieht hier etwas 'verbraucht' aus, das Gesicht müde, die Haare ein Tick länger. Dass er (seine Figur) zu alt ist für das Business, die guten Tage vorbei, nur noch die niedere Arbeit, wenn überhaupt überbleibt wird ihm schon früh gesteckt und ohne viel Umschweife erzählt. Selbst der Fight geht anders aus als ursprünglich angedeutet wird und man als Zuschauer von ausgeht und denkt.

Es ist Freitag, die Woche ist gelaufen, kein Geld da, keine Wohnung, die einzige freie Stelle ist some local hiring mandate bullshit, Handlangertätigkeiten auf einer Bauruine, der perfekte und hier auch einzige Schauplatz für einen Film aus der Abteilung 'Actiongülle', wobei das natürlich positiv gesehen wird und nicht so verächtlich, wie es sich eventuell anhört. Lundgren hat da oft genug drin gewerkelt, Adkins ebenso, beide haben ihre treue Kundschaft, die wahrscheinlich sogar miteinander übereinstimmt und viele Gemeinsamkeiten miteinander sucht. Der Job hier im Film und der für den Film ist ehrlich, körperlich harte Arbeit und wird nicht besonders gut bezahlt. Das große Geld gibt es woanders, hier nur über illegale Wege, weniger über das Glück des Tüchtigen als vielmehr die Gunst der Stunde und dem Kampf auf Leben und Tod. Die Prämisse (der für ein halbes Jahr wegen der Covid19-Pandemie geschlossen, dann für 17 Drehtage reaktivierten und sich zwischenzeitlich das Skript vorknöpfenden Produktion) ist ähnlich wie Trespass (1992), dort stieß man eher zufällig auch auf eine wahre Goldgrube und hat dann das Problem, dass man nicht der einzige Suchende ist und man auch eine gefährliche Überzahl als Gegenstreiter trifft. Hier ist dies nach ersten dramaturgischen Schlenkern und Vorstellungen von Set und Setting dasselbe Schema und dasselbe Spiel; dort war die Inszenierung schneller, druckvoller und mit mehr Akzenten, hier sind die Personen wichtiger, situativ deswegen einiges spannender und ihre Motive entscheidender, sowie die Präsentation teils witziger und auch das Herz am rechten Fleck. Zusätzlich wird in verschiedener Art und Weise mit der Zeit gespielt, eingangs ist manches in der Chronologie gebrochen, mit zunehmender Laufzeit der Unterschied zwischen filmischer Zeit und gefilmter Zeit immer enger.

"How do you feel about killing somebody? 'Cause us getting out of here's pretty goddamn dependent on it."
"Pretty sure I already did kill someone. Kicked some bloke down the elevator shaft."
Angenehmerweise und zweckdienlich für später nimmt sich auch der Vorlauf Muße für seine Figuren, zwei Darsteller – die Namhaften – werden in den Stabangaben nach der Titelsequenz aufgezählt, es gibt allerdings mehr, die etwas zu sagen haben und mehr hinter der Geschichte, was gut das erste Drittel, den Samstag zumindest noch in Anspruch nimmt. Vom Drama zum Thriller zur Action, darstellerisch ist das solide, Adkins die feste Bank, viel vom Rest sind unbekannt, aber gute Leute, die mehr über das Optische wirken und in das Umfeld (korruptes Gefängnis mit eigener Machthierarchie, Drogenhandel, Baustelle) wie die Faust aufs Auge passen. Die Bilder (wie beim ähnlich gearteten The Marine 6) ausdruckslos bis hässlich, keine Postkartenmotive, farblich arm und oftmals gar blässlich. Umso erfreulicher ist dafür die Action, gibt es für die Fans natürlich auch den direkten Kontakt zwischen dem Schweden und den Briten, wobei letzterer ansonsten die Führung und den Hauptanteil der Auseinandersetzungen mit den Schergen übernimmt. Mal ernsthafte Gegner, mal dafür schwerbewaffnet und schnell mit dem Finger am Abzug, mal wird der frontale Angriff gesucht, mal das Wagnis draußen auf dem abschüssigen Fensterrand oder der Hechtsprung in die nächste Schuttrinne und somit das Heil in der Flucht.

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