Filme über Extrembergsteiger üben seit jeher eine ungewöhnliche Faszination aus, denn eigentlich hat niemand etwas davon, in klirrender Kälte einen Berg zu erklimmen. Anderweitig sind es schier unmenschliche Herausforderungen, der unbändige Ehrgeiz, sich stets buchstäblich höhere Maßstäbe zu setzen. Sogar Realfilme sind an dieser Aufgabe gescheitert, die Wucht der Natur zu transportieren, - wie kann es dann einem Animationsfilm gelingen?
Fotoreporter Fukamachi hört vom Extrembergsteiger Habu, der die Kamera von George Mallory gefunden haben soll, der seit der Besteigung des Everest 1924 als verschollen gilt. Fukamachi begibt sich auf die Suche nach Habu, der die Antwort darauf kennt, wer wirklich als erster Mensch den Everest bezwang…
Im Vorliegenden handelt es sich um die Adaption eines Mangas, was erklärt, warum eine französisch-luxemburgische Koproduktion nach japanischen Zeichentrick aussieht.
Und hierin liegt das Hauptproblem der optischen Umsetzung, wie bereits der Einstieg untermalt, der auf Momente von 1924 zurückgreift: Es fehlen Details der Wucht, etwa von Schneeverwehungen, obgleich die Atmosphäre der Berge sogleich in Beschlag nimmt, was nicht zuletzt an der ausgezeichneten Sounduntermalung liegt. Doch die wahren Dimensionen offenbaren sich zu keiner Zeit und noch schwieriger wird es, wenn zwar die Berglandschaften einigermaßen überzeugen, doch die Figuren darin zu austauschbaren Individuen verkommen, die lediglich untermalen, wie klein der Mensch innerhalb einer Umgebung wie der des Everest anmutet.
Denn die Gesichter sind kaum bessere Strichmännchen, Mimiken lassen kaum Emotionen durchschimmern und sobald mehrere Figuren gleichzeitig auftauchen, empfiehlt es sich zur besseren Unterscheidung auf Kleidungsfarben und Stimmen zu achten. Von Relevanz sind allerdings nur zwei Figuren, was zu einigen Rückblenden führt und vor allem aus Habu eine nachvollziehbare Figur macht, welcher in der Vergangenheit einiges widerfahren ist. Die Recherchen von Fukamachi fallen derweil nicht so unterhaltsam aus, während der Fokus auf die Klettersequenzen vor allem im letzten Drittel ein paar spannende Momente generiert.
Richtig gut und ein hervorstechendes Element ist die musikalische Untermalung. Über weite Teile dominieren elektronische Klänge, die irgendwo zwischen Jean-Michel Jarre und Tangerine Dream angesiedelt sind, anderweitig gibt es voll orchestrierte Parts, die in ihrer leisen Form fast noch besser sind. Aber auch die professionelle Synchro kann an dieser Stelle lobend erwähnt werden.
Insgesamt schwierig. Der einerseits schlichte und andererseits bemühte Animationsstil ist nicht das, was einem Bergsteigerdrama vollends gerecht werden kann, weil es hier an Emotionen mangelt, während dort wiederum ein nachvollziehbarer Überlebenskampf stattfindet. Mitfiebern ist zwar partiell angesagt, doch überwältigende Momente bleiben aus.
Nicht auszudenken, wäre dies ein aufwendig produzierter Realfilm mit richtigen Gesichtern…
5,5 von 10