Wie man Gaspar Noés Film wahrnimmt, hängt sehr stark von den eigenen persönlichen Erfahrungen und Prägungen und wohl auch vom individuellen Lebensalter ab. Letztlich sieht Noé in VORTEX knapp zweieinhalb Stunden einem alten Ehepaar beim Sterben zu.
Wer mit einer solchen Situation bereits aus dem eigenen Leben oder aus dem naher Freunde oder Verwandter vertraut ist, wird mit Sicherheit vieles wiedererkennen und im Verlauf des Films an einige, zumeist unangenehme, Gefühle anknüpfen können, beziehungsweise müssen.
Wer den Film als unvorbelasteter Betrachter sieht, mag ihn als intimes Kunstwerk sehen, das um so erstaunlicher ist, da eine Hauptrolle nicht mit einem Schauspieler, sondern mit Horror-Regisseur Dario Argento besetzt ist. Doch dieser spielt den arbeitswütigen und von der zunehmenden Demenz seiner Frau überforderten Intellektuellen ebenso fantastisch wie Françoise Lebrun die verwirrte sich selbst Tabletten verschreibende ehemalige Psychiaterin und Alex Lutz den besorgten Sohn, der mit seiner Drogensucht kämpft.
Auch bei VORTEX nutzt Noé wieder ein besonderes filmisches Stilmittel, das im Vergleich zu seinen früheren Filmen jedoch deutlich weniger plakativ ausfällt: Mit Hilfe eines Split-Screens verfolgt er die beiden Protagonisten auf ihren jeweiligen Wegen durch den Alltag. Das ist – wie der gesamte Film – unaufdringlich, aber sehr wirkungsvoll.
Man könnte VORTEX in jeder Hinsicht als Noés Alterswerk bezeichnen.