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Darauf haben wir alle gewartet. Nachdem die letzten Superhelden-Blockbuster schon so lange her sind, und wir schon Entzugserscheinungen bekommen haben, entschloss man sich in Hollywood uns endlich wieder eine Injektion zu verpassen. Von der "Magie der Traumfabrik".
Keine amerikanischen Gegenwartshelden, sondern ein Sammelsurium der alten Klassiker ist es diesmal: Der Jäger Quaterman, Captain Nemo, Dr Jekyll, Dorian Gray, ein Unsichtbarer, eine Vampirlady und ein nicht ganz so wichtiger Birth-of-the-century Klischeeamerikaner namens Sawyer, der dann aber doch wichtiger wird, als es einem alten Europäer lieb ist. Sie alle werden zusammengerufen, um dem British Empire im Kampf gegen bösartige Terroristen zu helfen. Die "Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" und eben dieser nervige Ami steigen schnurstracks in Nemos Boot, finden nach einigen Zerstörungsorgien heraus, dass ihre Mission eine getarnte Verschwörung in den eigenen Reihen ist, und so nimmt die ziemlich konfuse, absurd übertriebene und selbst für einen Fantasyfilm dieser Art unglaubwürdige Story ihren Lauf. Nach Kochbuch gekocht, lau aufgewärmt und gelegentlich umgerührt.

Wer seine Erwartungen in einen visuell und inhaltlich originellen Film gesteckt hat, wird gnadenlos enttäuscht. Er entpuppt sich nämlich als falscher Zauber. Die Geschichte hat weder Hand noch Fuß, für eine ordentliche Charakterzeichnung bleibt scheinbar kaum Zeit und das Grundkonzept ist ganz billiger Superheldenquatsch, wie man ihn aus tausend anderen Filmen kennt. Trotz aller Action und kurz gehaltener Story bleibt dann immer noch Zeit für langatmige Sequenzen zwischen den Actioneinlagen, in denen die Helden farblos über sich plaudern und irgendwelche belanglosen Beziehungen aufbauen. Der Ami macht sich natürlich gleich an die Blutsaugerin ran. Geradezu typisch für die postmodernen Hollywood-Massenprodukte wartet man in der Mitte des Films gelangweilt auf den nächsten halbwegs lauten Subwoofereinsatz, während man sich bloß keine Gedanken über die Motivationen und Zusammenhänge der Geschehnisse machen darf.

Bei den Effekten und der Action sieht es dann auch nicht wirklich rosig aus. Ziemlich steril und leblos wirkende Industrial-Age Städte und noble Inneneinrichtungen mischen sich als Locations mit kurzen Ausschnitten aus leerer Savanne, eintönigem Meereswasser und kargen, einfarbigen CG-Eislandschaften. Auch die Technikkonstrukte und Monsterkreationen sind allesamt aus dem Computer, was man deutlich sieht. Allerdings fehlt es bei letzteren vielleicht an einigen interessanten Einfällen, um ein Staunen beim vorgeprägten Zuschauer zu erzeugen. Das Mr Hyde-Vieh wirkt zum Beispiel wie eine schnelle Mischung aus Ork, Hulk und Balrog. Auch die Kampfsequenzen beschränken sich auf einfache Massenschießereien, ausgelebte Pyromanien und Nahkämpfe mit Faust oder Säbel. Schnelle Kamerafliegereien ohne viel Zeitlupe und viele laute Töne ersparen den Machern dabei ausgefallene Choreografien oder kreative Anstrengungen - das würde eh keiner mitbekommen. Insgesamt fehlen hier jedoch schlicht die Spannung und ein sinnvoller dramaturgischer Aufbau. Am Anfang, zwischendurch und am Ende sind die Effektschlachten wie erwartet zu finden, aber keine sticht besonders heraus, alle dröhnen halt so vor sich hin, ohne Spannungskurve oder Höhepunkt. Zudem sind die tollen Superheldenfähigkeiten schneller aufgebraucht als bei X-Men und bleiben vergleichsweise unspektakulär.

Da meint man also, wenn aus Hollywood schon keine sonderlich anspruchsvolle Werke an den Mann kommen, dass sie wenigstens ihr "Boa Ey"-Image pflegen würden. Doch weit gefehlt; Hollywood hat kurz gesagt einfach das Erzählen verlernt. Selbst so elementare Dinge wie Spannung und Höhepunkt überpflügt man mit einer Portion Dolby-Bass. Dabei scheint man zu vergessen, dass auch ein fantastischer Actionfilm Atmosphäre und Inhalt braucht um ehrlich zu fesseln. Es ist die völlige Belanglosigkeit in Allem. Ein anonymes, steriles Massenprodukt der Unterhaltungsindustrie. Leider auch, obwohl hier nun wirklich unpassend, zutiefst amerikanisch (Sawyer hätte es beim besten Willen nicht gebraucht!) und klischeebeladen. Auch ein Schauspieler wie Connery und vom Ansatz her viel versprechende Ideen retten da kaum mehr was. Die ca. 100 Minuten waren bis auf die Woofer-Massage ziemlich vergeudete Zeit - wo kann ich die Ware reklamieren? In etwa 3/10.

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