Das Millenium stand bereits mehrfach Pate für Weltuntergangsstorys. Warum also nicht einfach ein Jahrhundert zurückgehen in der Zeit, in eine Epoche totaler Insustrialisierung, des Flottenwettrüstens und tiefgreifender sozialpolitischer Probleme, die in der Tat 1914 in den bis dahin grausamsten Krieg der Menschheitsgeschichte mündete?
"Blade"-Regisseur Stephen Norrington schnappte sich somit kurzerhand das Jahr 1899, um eine Auswahl erlesener Persönlichkeiten unter der Leitung von Sean Connery einen hochgerüsteten Superschurken bekämpfen zu lassen.
Mit Säbel und Gewehr? Mitnichten! Norrington verpasste seinem an eine Comicverfilmung oder konkret "Sky Captain and the World of Tomorrow" erinnernden Streifen mit einem extrem düsteren Endzeitfeeling aus. Grundsätzlich herrscht über den überzeichnet, industriell-apokalyptisch verfremdeten Welt-Städten finsterste Nacht, die das drohende Unheil förmlich ankündigt. Zum Kampfeinsatz kommen zahlreiche, für die Zeit noch utopische Hightechwaffen wie Marschflugkörper, die einen zusätzlichen, surrealistischen Schatten auf die triste "LXG"-Welt werfen. Wirklich nett!
Kontrastierend steht den endzeitlichen Großstadtmolochen (Highlight Venedig) die noch weitgehend unbefleckte Natur Afrikas gegenüber, die in hellem Tageslicht erstrahlt. Für gezielte Gesellschaftskritik reicht diese Symbolik zwar noch nicht aber der Versuch ist doch durchaus löblich zumal sehr stimmig umgesetzt.
Technisch ist "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" jedenfalls definitv gelungen. Aufwenige Kulissen und spektakuläre Gefährte (Captein Nemos Mega-UBoot) sorgen für einen wahren CGI-Bildersturm, der mit wüsten und hochrasanten Actionszenen zumindest vordergründig über die dünne, den Realismus mit Füßen tretende Story mitsamt ihrer stereotypen Charaktere hinwegtäuscht. Wer sich einfach mal wieder so richtig schön berieseln lassen will und weniger hinter die Effektfassaden schaut, ist hier nämlich goldrichtig: Superhelden pflügen umsich schiessebd und schlitzend durch vermummte Gegnerhorden, Gebäude explodieren mit mächtigem Krawumm und als Krönung säuft mal eben halb Venedig während des Karnevals spektakulär ab. Zum feindlichen Hauptquartier in der frostigen Arktis gehts schlussendlich auch noch...
Fazit: Effektvolles, lautes Popkornkino, wie es im Buche steht. Inhaltlich geht nicht viel aber allein das gelungene und erfrischend unverbrauchte 1900er-Endzeitszenario macht die "Liga" zumindest einmalig sehenswert. Sean Connerey-Fans schalten ohnehin ein, wobei der Rest der Besetzung allerdings eher unauffällig agiert. Schade, daß sich trotz allem Effektfeuerwerk insgesamt die schwachen Charaktere letztlich doch deutlich negativ bemerkbar machen. Wirklich charismatisch und mitreißend will hier inclusive des Bösewichts eigentlich leider niemand sein...