Review

iHaveCNit: Große Freiheit (2021) – Sebastian Meise – Piffl Medien GmbH
Deutscher Kinostart: 18.11.2021
gesehen am 23.11.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Sitz 9 – 20:15 Uhr

Wie stehe ich persönlich zu gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität ? Ich stehe dem Thema sehr tolerant und offen gegenüber, auch wenn ich selbst dieser Gruppe nicht zugehöre. Jeder darf sowohl sein wer er sein möchte als auch lieben, wen er lieben möchte. Wer damit glücklich wird und ist, finde ich großartig. Für mich ist das ganz normal. Doch leider sah die rechtliche Anerkennung der Liebe unter Männern bis ins Jahre 1994 noch ganz anders aus – genau wie zum gewissen Teil auch die gesellschaftliche Anerkennung. Rechtlich zumindest wurde unter dem Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches gleichgeschlechtliche Liebe unter Männern unter Strafe gestellt, bis die Strafbarkeit im Jahre 1969 aus dem Gesetz gestrichen worden ist. Der aktuelle Film von Sebastian Meise „Große Freiheit“ skizziert die Perfidität dieses Paragraphen anhand eines intensiven, stillen und harten Gefängnisdramas.

Hans Hoffmann liebt Männer, doch seine Liebe zu Männern ist gesetzlich verboten und wird unter Strafe gestellt, so dass er nach seiner Internierung im Konzentrationslager 1945 direkt in den Knast wandert und den Rest seiner Strafe absitzen muss. Im Knast trifft er auf den verurteilten und homophoben Viktor. Da Hans jedoch ein Wiederholungstäter ist, findet er sich immer wieder im Knast wieder, so dass im Laufe der Jahrzehnte eine Freundschaft zwischen ihm und Viktor entwickelt – oder ist es vielleicht sogar Liebe ?

Kern dieses intensiven und stillen Dramas sind vor allem seine beiden Hauptdarsteller. Ich sehe immer wieder gerne Filme mit Franz Rogowski an und auch hier brilliert er wieder mit seinem sehr stillen, aber nuancierten Schauspiel, mit dem er trotz Zurückhaltung die Leinwand für sich erobert und in großen Momenten dann auch mal aus seiner Zurückhaltung ausbrechen darf. Ihm gegenüber spielt Georg Friedrich, der direkt durch seine Rolle bedingt eine Präsenz mitbringt und hinter seiner rauen Fassade auch eine Herzlichkeit verbirgt. Diese sich entwickelnde Chemie beider Darsteller ist für den Film im Kern ein Glücksgriff. Gerade die stille, intensive Inszenierung und der Fokus auf das Gefängnis macht das Ganze auch zu einem Kammerspiel, dass sich auch über mehrere Jahrzehnte erstreckt und wir so quasi in Episoden unterschiedliche Zeitpunkte in der Entwicklung dieser Männerfreundschaft mit erleben bis zum Zeitpunkt an dem die Strafbarkeit des Paragraphs wegfällt. Und da stellt er auch eine interessante Frage zumindest für Franz Rogowskis Hans Hoffmann, ob diese Freiheit für ihn die richtige ist.

„Große Freiheit“ - My First Look – 9/10 Punkte.

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