iHaveCNit: In den besten Händen (2022) – Catherine Corsini – Alamode Filmverleih
Deutscher Kinostart: 21.04.2022
gesehen am 23.04.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 13:30 Uhr
Ein Film, der auf Erfahrungen der Regisseurin im Jahr 2018 basiert, aber nicht aktueller sein könnte ist Catherine Corsinis „In den besten Händen“, der im Original „Le Fracture“ heißt und damit durchaus sehr treffende Brüche beschreibt auf die ich noch eingehen werde. Da wir uns mitten im französischen Wahlkampf befinden und sich die Zukunft Frankreichs damit entscheiden könnte, ist aktuell auch die beste Zeit für die Veröffentlichung des Films.
In einer Pariser Notaufnahme treffen drei unterschiedliche Menschen aufeinander. Die Comiczeichnerin Raf bricht sich den Arm und ist gefühlsmäßig gerade in einer Trennung von ihrer Freundin investiert. Der Fernfahrer Yann war an einem laufenden Gelbwestenprotest beteiligt und kommt mit einem angeschossenen Bein in die Notaufnahme. Die Ärztin Kim spielt mit den Gedanken einer Kündigung und hat ein krankes Kind zuhause – ihr Pflichtgefühl und die Überforderung vor Ort treiben sie aber zur 6 Nachtschicht in Folge an. Bis die gewaltsamen Proteste und Ausschreitungen auch die Notaufnahme erreichen.
Der Film ist ein sehr rasantes und spannendes Gesellschaftsdrama mit zum Teil satirischen Ansätzen geworden. Er zeigt nicht nur Brüche in der französischen Gesellschaft auf, sondern auch Brüche in menschlichen Beziehungen und auch medizinische Brüche im übertragenen Sinne durch Frakturen und Verletzungen. Er zeichnet einen Querschnitt der französischen Gesellschaft am Beispiel des Mikrokosmos einer Notaufnahme in Paris und den Einfluss auf das dortige Gesundheitssystem, dass trotz Überforderung, Überlastung, Hoffnungslosigkeit und Ratlosigkeit sein Bestes versucht, den Menschen zu helfen und ihre gesundheitlichen Probleme zu lösen. Bei all der Rasanz des Films bietet sich wie so oft nicht die Möglichkeit in die Tiefe zu gehen. Aber das ist auch relativ passend bei diesem Film, da es dem medizinischen Personal in einer Notaufnahme auch nicht möglich ist, bei der Behandlung in die Tiefe zu gehen. Als ich vor wenigen Monaten selbst einmal in einer Notaufnahme gewesen bin, gab es einen Hinweis an die dort wartenden Patienten, dass nicht alles was akut scheint auch akut ist und nicht alles was harmlos scheint auch harmlos ist. Aber genau diese Rationalität gibt es in einer von Gefühlen und Verletzungen getriebenen Irrationalität nicht. Die Gräben in Beziehungen und Gesellschaft sind vorhanden, es braucht Zeit bis diese heilen und wieder zusammenwachsen. Da ist jede noch so kleine Hilfe notwendig und der Film ein durchaus hoffnungsvolles Plädoyer dass Brüche heilen und wieder zusammenwachsen können auch wenn er nur eine Momentaufnahme ist.
„In den besten Händen“ - My First Look – 8/10 Punkte.