Review

iHaveCNit: France (2022) – Bruno Dumont – MFA+
Deutscher Kinostart: 09.06.2022
gesehen am 01.06.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Parkett - Reihe 4, Sitz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 10.06.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 6 – 17:45 Uhr

Die letzten beiden Tage standen für mich im Fokus, endlich auf Filme einzugehen, die ich im Rahmen einer Sneak-Reihe bereits gesehen habe und aufgrund von fehlender Zeit und Interesse an der deutschen Fassung noch zurückgestellt habe. Irgendwann Ende des letzten Jahres lief im Rahmen der französischen Filmtage ein Zusammenschnitt mehrerer französischer Filme. Da ich durch die starke Präsenz von Lea Seydoux mit ihrem Triple aus „James Bond 007: No Time To Die“, „Die Geschichte meiner Frau“ und Wes Andersons „The French Dispatch“ natürlich auch Lea im Fokus hatte, ist mir sie auch in diesem Zusammenschnitt direkt aufgefallen. Bei näherer Recherche bin ich darauf gestoßen, dass es sich bei den Bildern mit Lea um „France“ von Bruno Dumont handelt, den ich mir dann auch entsprechend für den regulären Kinostart vorgemerkt habe.
Herausgekommen ist eine interessante Mischung aus Mediensatire und Charakterstudie.

France De Meurs lebt in Paris und ist die wohl bekannteste Journalistin und Kriegsberichterstatterin des Landes. Selbst der französische Präsident Macron ist mit ihr vertraut. Der öffentliche Rummel um ihre Person und der Ehrgeiz im Job hindert die Karrierefrau jedoch daran, eine richtige funktionale Beziehung zu ihrem Mann, dem Buchautor Frederic und ihrem Sohn aufzubauen. Bis ein Unfall für France eine Kette von Ereignissen und eine Abwärtsspirale in Gang setzt, gegen die France mit allen Mitteln ankämpft – ganz unabhängig davon, was diese Entwicklung mit ihr machen wird.

„France“ ist ein Film, der komplett auf Lea Seydoux abgestimmt ist. Ob einem der Film zusagt oder nicht hängt damit vor allem davon ab, wie man gegenüber Seydoux eingestellt ist und vor allem auch davon, ob man mit der von ihr gespielten France De Meurs eine Verbindung aufbauen kann. Denn France De Meurs ist eine sehr kühle, kontrollierte, distanzierte und unnahbare Person, die erst im Laufe des Films scheinbar Nähe zulässt und sich Emotionen ihren Weg rausbahnen, wenn unglückliche Ereignisse, Schicksalsschläge und auch der öffentliche Druck und die Aufmerksamkeit auf einen einwirken. Das macht Seydoux hier großartig, auch wenn es natürlich schwer ist, einen Zugang zu ihr zu finden. Der Film liefert natürlich auch noch einen wenn auch oberflächlichen, aber auch skurrilen und satirischen Blick auf die Mechanismen der Berichterstattung von Kriegs- und Krisensituationen, was mitunter zu eben skurrilen und absurden Sequenzen führt. Teils skurril und absurd fand ich auch die Auswahl der musikalischen Untermalung in einigen Szenen, was dem Film leider nicht gut tut, genau wie das leicht oberflächliche nicht das volle bissige Potential ausschöpfende Element der Mediensatire.

„France“ - My Second Look – 8/10 Punkte.

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