Gute B-Action-Regisseure findet man leider nicht wie Sand am Meer, zumal sich talentierte Filmemacher in diesem Genre in den letzten Jahren ohnehin rar gemacht haben.
Terry Cunningham („The Chaos Factor“, „Con Express“), einst unter P.M. Entertainment als Autor und Regisseur gestartet, konnte lediglich einmal bei „The Elite“ aus dem Vollen schöpfen und zeigen, was er eigentlich auf dem Kasten hat. Genügend Aufmerksamkeit erfuhr dieses kleine Juwel seinerzeit aber leider nicht und so musste er sich mit mittelprächtigen Produktionen durchkämpfen, die immer über eine gute Regie verfügten, aber unter Stock Footage und Budgetmängeln litten. Inzwischen ist der Mann auch im amerikanischen Fernsehen im Nirvana versandet und wird vermutlich nie wieder von sich hören lassen.
„Global Effect“ sortiert sich in etwa dort ein, wo sich auch „The Chaos Factor“, „Con Express“, und „Virtual Storm“ tummeln. Absolut professionell inszeniert, aber von offensichtlichen Budgetschwierigkeiten gehemmt, leiden diese Filme allesamt darunter, dass Cunningham stets nur andeuten darf, was für ein Talent eigentlich in ihm schlummert.
Frei nach „Outbreak“ wird hier versucht ein extrem aggressives Virus, für das es noch kein Impfstoff gibt, direkt nach dem Ausbruch in Afrika einzudämmen, in dem man gleich ein ganzes Dorf im Dschungel flächendeckend wegbombt. Ein Junge entkommt dem Inferno, stirbt aber wenig später. Der Wissenschaftler Dr. Richard Hume (fehlbesetzt: Arnold Vosloo, „The Mummy“, „Blood Diamond“) nimmt seinem Leichnam Blut ab, um klammheimlich ein Gegenmittel zu entwickeln. Dumm nur, dass der durchgeknallte Terrorist Nile Spencer (Cunningham-Regular Joel West, „The Elite“, „Con Express“) davon Wind bekommt, mit Waffengewalt in das Labor eindringt und mitsamt Virus, Gegenmittel und Humes Assistentin Dr. Sera Levitt (Mädchen Amick, „Wounded“, „The Rats“) wieder verschwindet. Es muss mal wieder eine neue Weltordnung her und weil einem psychopathischen Bösewicht nichts Besseres einfällt als mal eben die ganze Erdbevölkerung auszurotten, lässt er das Virus frei. Natürlich mit tödlichen Folgen...
Auch das Drehbuch von „Global Effect“ erntet natürlich keine Terrakotta-Töpfe für seine innovativen Plottwists, hätte aber durchaus mehr Drive verdient. Vor allem die ewig selben Diskussionen im zögernden Krisenstab der USA neigen zu sich immer wiederholenden Plaudereien, wie man der Situation nun begegnet. Ganz putzig ist in dieser Hinsicht nur der reaktionäre Berater, der ständig auf Krawall aus ist und mit den debilsten Argumenten um sich wirft, warum man möglichst sofort den ganzen afrikanischen Kontinent mit einem atomaren Präventivschlag pulverisieren sollte. Vorsorglich bombt der uneinsichtige Krawallbruder sogar eben mal versehentlich ein Schuhfabrik weg. Ich hoffe doch, die Figur soll ironisch angelegt sein. Der Film macht dies nicht so richtig deutlich...
Wesentlich interessanter kreuzen sich da schon die Wege von Elitesoldat Marcus Poynt (Ich werde keine Fan mehr von ihm: Daniel Bernhardt, „True Vengeance“, „Perfect Target“), der mit ein paar als Kanonenfutter dienenden Kämpfern loszieht, um schnell einzugreifen, und eben Nile, der seinen Plan aber schon längst in die Tat umgesetzt hat. Obwohl es noch kein Gegenmittel gibt, dass dauerhaft den Virus in den Griff bekommen kann! Die vielen Stereotypen kennen ihr Schicksal allerdings und kommen dem auch nach. Ergo ist Action vorprogrammiert.
Solange man sich nicht an den Stock Footage – Szenen (Explosionen, Helikopter, Flugzeuge etc.) stößt, kann man sich von „Global Effect“ gediegen unterhalten lassen. Die Actionszenen könnten zahlreicher und auch spektakulärer sein, die gut inszenierten Shootouts gehen aber allesamt in Ordnung. Der für so eine Produktion prominente Cast gibt sich auch allerhand Mühe, während Cunningham mit seiner gelungenen und bisweilen auch stylischen Inszenierung aus den vorhandenen Mitteln das Optimum schöpft. Seinen Vorlieben für das rasante Hongkong-Kino kann er dagegen nur in einigen Kameraeinstellungen frönen, aber dafür bleiben dem Zuschauer meistens allzu billige CGIs erspart. Wenigstens reißen oft ein paar gute Stunts (der Sprung vom Schiff) und die halbwegs blutigen Shootouts noch Einiges heraus. Auch Poynts Trainingsmission war eine gelungene Vorstellung, obwohl man den Gag schon zu oft gesehen hat.
Die unverbrauchten Kulissen Südafrikas und Kapstadts, inklusive ein paar wirklich hübscher Naturaufnahmen, besorgen dabei einen ansprechenden Look, der leider unzähligen B-Produktionen fehlt, die in Osteuropa heruntergekurbelt werden. Ich würde wirklich mehr Filme in diesem Land gedreht sehen, wo doch alles weniger abgegriffen und verwahrlost aussieht.
Unschön sind dagegen ein paar dicke Patzer des Drehbuchs (nur weil man ein Gegenmittel besitzt, ist erstens die Seuche nicht eingedämmt und sterben zweitens trotzdem zig Millionen Menschen) und unglücklich inszenierte Momente speziell zum Schluss, wo nicht mehr alle Szenen logisch zusammenpassen. Eigentlich nichts, worüber man sich als Genrefan aufregt, weil es zum Tagesgeschäft in diesem Milieu gehört, die Fehler fallen allerdings zu deutlich auf, als dass man sie so einfach ignorieren könnte.
Auch der Spannungsbogen könnte deutlich ausgeprägter sein. Vor allem die weniger interessanten Szenen im Pentagon bremsen „Global Effect“ mit ihren Schwafeleinlagen immer wieder aus, bis Marcus sich denn endlich wieder Niles Fersen heften kann. Die beiden jagen sich die schnuckelige Sera nämlich so lange ab, bis es zum Finale auf einem Frachter im Hafen von Kapstadt kommt, wo Cunningham dann auch noch ein paar schick inszenierte Slowmotion-Shots aus dem Ärmel zaubert. Ich hätte mir nur gewünscht Daniel Bernhardt noch in ein paar Martial – Arts – Szenen zu sehen.
Fazit:
Cinetel Films bringt bekanntlich ganz selten mal brauchbare B-Movies heraus. Neben „Chain of Command“ gehört „Global Effect“ zu diesen Raritäten. Obwohl das etwas zerfahrene und leider auch arg klischeehafte Drehbuch keinen rechten Drive entwickelt, Stock Footage bisweilen ziemlich stört und ich gern mehr Actionszenen von spektakulärer Natur gesehen hätte, verweilt auch dieser Cunningham – Film im sicheren Mittelfeld besserer B-Actioner. Die souveräne Inszenierung und die guten Darsteller tun offensichtlich ihr Bestes, um trotz des zu knappen Budgets das Maximum aus den Möglichkeiten herauszuholen.