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Im Film dreht es sich um Kindheit, Jugend und Aufstieg von Adolf Hitler, der in Braunau geboren wurde, als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg kämpfte, schließlich zum Führer der NSDAP wurde, woraufhin er zum deutschen Reichskanzler gewählt wurde. Der Film endet mit dem Tod Hindenburgs und der, daraus resultierenden Machtergreifung Hitlers.

Die Frage, wie es einer einzelnen Person gelingen konnte, ein ganzes Volk auf seine Seite zu bekommen, derart zu manipulieren, dass es schließlich den totalen Krieg fordert, nur zu einem enorm, erschreckend geringen Anteil Versuche unternimmt gegen den selbsternannten Führer anzugehen, den Hass so weit zu schüren, dass es schließlich zum Holocaust kommen konnte. Kurz um: Wie konnte Hitler in einer Demokratie binnen weniger Jahre zum alleinigen, unantastbaren Führer aufsteigen? Und genau damit beschäftigt sich der Film über eine Lauflänge von drei Stunden, ohne, dass die Jahre nach 1934 auch nur tangiert werden.

Damit ergibt sich natürlich die Möglichkeit Hitlers Aufstieg möglichst präzise darzustellen, einige historische Fakten einfließen zu lassen, ohne durch die Lauflänge beschnitten zu werden und dieses Potential nutzt der Film über weite Strecken auch. Die Kindheit und die Jugend Hitlers werden anfangs recht schnell abgehandelt, es reicht gerade noch zu Erklärungsversuchen dafür, woher der enorme Hass gegen die Juden rührt und zu einer groben Darstellung der familiären Verhältnisse und auch im weiteren Verlauf des Films spielt das Privatleben Hitlers eine untergeordnete Rolle, was im Grunde auch besser so ist, da sich der Film hier allzu oft auf Spekulationen einlässt und der Fokus so auf seinem Aufstieg, auf dem Untergang der Weimarer Republik, ruht.

Wie Hitler aus der deutschen Arbeiterpartei die NSDAP hervorgehen lies, deren Führung er kurz darauf übernahm, ist gelungen dargestellt, genauso, wie die ersten politischen Erfolge seiner Partei. Über Hitlers Putschversuch, bis hin zu seiner Wahl zum Reichskanzler bleibt der Film auch weiterhin authentisch und ist damit unter historischen Gesichtspunkten durchaus sehr ansehnlich geworden. Die Einstellungen Hitlers, seine Charakterzüge, seine Kompromisslosigkeit, seine vollkommen antidemokratischen, antimarxistischen, faschistischen Einstellungen, sein Hass gegenüber Juden werden dabei des Öfteren verdeutlicht und so eignet sich "Hitler: Der Aufstieg des Bösen", die Spekulationen im privaten Bereich mal außen vor, durchaus als Geschichtsstunde, weitestgehend ohne Idealisierungen oder Dramatisierungen der Ereignisse. Über den Lebenslauf Hitlers hinaus wird unter Anderem noch der Journalist und Hitler-Gegner Fritz Gerlich behandelt, an dem exemplarisch verdeutlicht wird, wie Hitler mit seinen Gegnern verfuhr, wie er seinen Widersachern zusetzte, wie er sämtliche demokratischen Regeln und Ideale aushebelte. Am Beispiel von Ernst Hanfstaengl, dem ebenfalls eine große Rolle zukommt, wird zudem gezeigt, welches Charisma von Hitler ausging, wie er die Menschen faszinierte, wie er ein ganzes Volk auf seine Seite bringen konnte. Vor allem diese Subplots sind es, die den Film über weite Strecken tragen, über einen simplen Lebenslauf hinausgehen und die historischen Fakten greifbarer, anschaulicher machen.

Inszenatorisch ist der Film solide, das Erzähltempo ist meist gut gestaltet, sodass der Film durchgehend unterhält und darüber hinaus behält Regisseur Christian Duguay, der unter Anderem "The Art of War" inszenierte, zu jedem Zeitpunkt den Überblick, verirrt sich nicht auf Nebenschauplätzen und baut den Film, sowohl die Handlung, als auch dramaturgisch sehr gradlinig auf. Was dann jedoch ein bisschen fehlt ist der Eindruck, einen wirklich großen Historienfilm zu sehen, so ist die Ausstattung zwar solide, aber nicht wirklich opulent, die Filmmusik ist eher unauffällig, man merkt also durchaus, dass das Budget nicht sonderlich hoch war.

Ein weiterer Kritikpunkt wäre Robert Carlyle, der als Adolf Hitler zwar eine solide Leistung vollbringt, aber angesichts der Rolle, die er zu spielen hat, ist solide leider zu wenig. So fehlt das Charisma, die Ausstrahlung, die Hitler hatte, was sich zum Beispiel in den gemeinsamen Szenen mit dem brillianten Peter O`Toole, hier als Paul von Hindenburg zu sehen, der ihn mit seiner Leinwandpräsenz in den Schatten stellt deutlich zu sehen ist. Aber Hitler war immer im Mittelpunkt, Hitler hatte eine enorme Präsenz und daran scheitert der solide, unauffällige Carlyle, der bei Weitem nicht so überzeugend, wie beispielsweise Bruno Ganz als Hitler in "Der Untergang" ist. Der restliche Cast überzeugt jedoch, so ist Matthew Modine als Journalist gut besetzt, Peter Stormare vollbringt als Ernst Röhm eine beachtlich gute Leistung und auch Liev Schreiber spielt solide, auch wenn er teilweise noch unter seinen Möglichkeiten bleibt.

Fazit:
Der Aufstieg Hitlers, seine Charakterzüge werden gelungen und weitestgehend authentisch dargestellt, auch wenn man sich bei seinem Privatleben etwas weit aus dem Fenster lehnt, was eigene Spekulationen angeht. Zudem werden die Problematiken in der Weimarer Republik an verschiedenen Nebenfiguren gelungen dargestellt, was zum Verständnis, wie Hitler schließlich die gesamte Demokratie aushebeln konnte beiträgt und damit ist der Film alles in allem eine gelungene und unterhaltsame Geschichtsstunde. Schade nur, dass sich Robert Carlyle von den wesentlich besseren Nebendarstellern in der Hitlerrolle die Show stehlen lässt und den Anforderungen der Rolle damit nicht gerecht wird und man der Film eine gewisse Größe, etwa eine opulente Ausstattung vermissen lässt.

71%

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