iHaveCNit: Willkommen in Siegheilkirchen (2022) – Marcus H. Rosenmüller / Santiago Lopez Jover – Pandora Film Verleih
Deutscher Kinostart: 07.07.2022
gesehen am 29.06.2022 in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr
Bei einem kleinen Small-Talk mit Mitarbeitern des Kinos wurde das Gespräch mit dem Thema „Pünktlichkeit“ bei Kinobesuchen eingeleitet, welches für mich selbstverständlich ist. Neben „Pünktlichkeit“ ist für mich auch „Respekt“ gegenüber jedem Film ein wichtiges und selbstverständliches Thema. Zum Respekt gegenüber jedem Film gehört es auch, die gesamte Laufzeit über im Saal zu sitzen und sich den Film anzutun, egal ob der eigene, persönliche Geschmack getroffen worden ist oder nicht. Der Film der gestrigen Sneak war auf meiner persönlichen Liste für die Starts im Juli und ist nach der Sichtung nicht wirklich mein Geschmack gewesen, wobei es bei einer Sichtung auch bleiben wird. „Geschmackssache“ könnte bei keinem anderen Film in diesem Jahr so gut zutreffend sein. Denkwürdig vor allem, da es sich um Film Nummer 100 in diesem Jahr handelt.
Im kleinen, sehr konservativ geprägten Dorf Siegheilkirchen kommt ein kleiner Junge zur Welt. Von allen nur Rotzbub genannt missfällt ihm immer stärker diese Enge. Durch seinen Hang zum Zeichnen und der aufflammenden Liebe zu einer neu im Dorf gekommenen jungen Roma Mariolina scheinen jedoch gesellschaftliche Aufbrüche möglich. Doch geht geht das überhaupt in seinem festgefahrenen, erzkonservativen Heimatdorf ?
Selten habe ich es erlebt, dass während einer Vorstellung viele Zuschauer den Saal verlassen haben. Bei „Willkommen in Siegheilkirchen“ war das aber so. Im Sinne der „Geschmackssache“ ist das bei diesem Film so, dass er nicht jedermanns Geschmack trifft mit seinem dort vermittelten gesellschaftlichen Bild eines konservativen, noch stark rassistisch und sexistisch geprägten Mikrokosmos einer kleinen Stadt, die so noch sicherlich heutzutage in vielen ländlichen Regionen von Bayern, im ehemaligen ostdeutschen Bereich sowie auch in Österreich anzutreffen ist. Der Film mag böse und derb sein – kann aber auch sehr schnell ins Lächerliche und Geschmacklose abdriften, unabhängig davon, ob er den persönlichen Geschmack trifft oder nicht. Unabhängig davon, das wir hier im kleinen Rahmen eine Coming-Of-Age-Geschichte, eine Liebesgeschichte und viele kleine Nebenschauplätze zu sehen bekommen, es ganz interessant ist, dass die Gesellschaft hier im Kleinen einen Spiegel vorgesetzt bekommt und auch die Animationen durchaus interessant sind – mein persönlicher Geschmack war „Willkommen in Siegheilkirchen“ nicht. Das hängt zuerst damit zusammen, dass ich mit dem Animationsstil des Films nicht warm wurde, genau wie mit der Mundart und dem Dialekt, indem im Film gesprochen worden ist, der ein Verständnis der Dialoge etwas erschwert hat. Desweiteren bin ich auch nicht mit Leben und Werk des Karikaturisten Manfred Deix vertraut, was im Grunde die Inspiration für den Film und seinen Animationsstil gewesen ist.
„Willkommen in Siegheilkirchen“ - My First Look – 5/10 Punkte.