Für die glorreiche Rückkehr Jean Dujardins als OSS 117 hätte es wohl kaum eine passendere Kulisse geben können als das, was die französische Kolonialgeschichte auf dem afrikanischen Kontinent vorbereitet hat. In „Liebesgrüße aus Afrika“ wird Hauptdarsteller Jean Dujardin zum dritten Mal Gelegenheit geboten, eine Parodie auf den weltgewandten Gentleman abzuliefern, der in exotischen Ländern durch die Betten der Frauen und Lager der Feinde streunt, doch mehr als das: Afrika entpuppt sich als Minenfeld aus Fettnäpfchen, dem Dujardin ein Mienenfeld aus ignoranten Gesichtsausdrücken entgegenzuhalten weiß. Ganz so, wie es sich für einen Dinosaurier der Kreidezeit gehört.
Durch die lange Pause und den Regiewechsel stand zu befürchten, dass es einen stilistischen Bruch gegenüber den ersten beiden Teilen geben könnte, zumal Michel Hazanavicius damals eine subtile Linie verfolgte, insofern er die Grenzen zwischen Parodie und parodiertem Gegenstand immer wieder verwischte. Die komischen Momente baute Hazanavicius wie einen Schluckauf in das Gerüst eines harten Agententhrillers ein, der in einigen anderen Momenten wiederum kaum von seinen ernsten Vorbildern zu unterscheiden war. Was für eine Erleichterung, als sich herausstellt, dass es dem eher unbekannten Nachfolger Nicolas Bedos bis auf wenige kurze Aussetzer gelingt, diesen Stil zu bewahren. „Liebesgrüße aus Afrika“ nimmt sich wieder sehr viel Zeit im Aufbau seiner Pointen, weiß sie dafür dann aber auch unverwechselbar trocken zu präsentieren.
Und doch fühlt er sich nie wie eine Kopie der beiden Vorgänger an, sondern hat schon durch das neue Setting und die Verlagerung der Handlung ins Jahr 1981 eine ganze Menge eigener Ansätze zu bieten. Das beginnt bei den völlig neu aufgezogenen Running Gags und reicht bis zur wohl waghalsigsten Neuerung, der Etablierung eines OSS 1001 als Sidekick und Vertreter der neuen Schule. Pierre Niney wurde für diese Rolle wohl nicht ohne Grund ausgewählt, hatte er doch unter anderem bereits in einem Biopic über Modeschöpfer Yves Saint Laurent die Hauptrolle gespielt und damit unter Beweis gestellt, dass er sich ideal dazu eignen würde, um die Falten der Irritation auf Dujardins Stirn auszulösen. Dafür, dass solche Rollen eigentlich fast nie funktionieren, funktioniert diese erstaunlich gut, zumal er es ist, dem letztlich sogar der beste Moment des Films gebührt.
Dujardin wiederum liefert ab, als hätte es all die Jahre seit Rio nicht gegeben. Als rassistischer, homophober, reaktionärer, von Jugend und Fortschritt abgehängter Vertreter einer vergangenen Welt funktioniert seine Figur in einem hypersensibilisierten gesellschaftlichen Klima wie heute mehr denn je, und zwar als Trigger gleichermaßen wie als bitter nötiges Ventil. Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass er jetzt im gereiften Zustand schon immer mehr an Sean Connery erinnert, ob er nun mit abschätzigem Blick auf seine Gegner starrt oder mit pelzigem Oberkörper in der Hotellobby steht und bedauert, keine Badehose dabei zu haben. Diese Sorte Mann hat bereits jetzt mit einer gewissen Art von Klimawandel zu kämpfen, was wunderbar auf den Punkt gebracht wird, wenn der Superagent von damals heute mit Lesebrille und Rollkragenpulli am PC sitzt und Papierkram erledigt. Dass es ein IBM Personal Computer mit Diskettenlaufwerk ist, der das ganze Szenario trotzdem wieder vintage wirken lässt, sollte zu denken geben, denn schließlich wird es auch aus heutiger Sicht mal ein „40 Jahre später“ geben...
Da verkommt der Umstand, dass es nun zwölf Jahre lang keinen neuen OSS gab, fast zur Bedeutungslosigkeit. „Liebesgrüße aus Afrika“ vermittelt das Gefühl, dass selbst ein vierter Teil, angesiedelt im Jahr 1993, wieder funktionieren könnte... am besten wieder mit Kalkofe und seiner herzerwärmend doofen Dialogbuch- und Synchronisationsarbeit.