Review
von Leimbacher-Mario
Das Pilzterium schlägt zurück
Eine Rangerin verletzt sich im dichtesten und einsamsten Dschungel und wird von einem Einsiedler und seinem Sohn gerettet und aufgepäppelt. Doch schnell wird der attraktiven Frau klar, dass der Glaube ihrer zwei Retter an eine mysteriöse Naturgöttin nicht die einzige Gefahr bzw. nicht allzu weit hergeholt sein könnte…
„Gaia“ war der diesjährige Abschlussfilm auf den Fantasy Filmfest XL Nights und wurde diesem prestigeträchtigen Slot auch gerecht. Zwar kein großer Knall, kein lauter Rausschmeisser, kein unterhaltsamer Crowdpleaser. Kein „Turbo Kid“, kein „A Quiet Place II“, kein „Irreversibel“. Aber dennoch ist „Gaia“ ein verdammt knackiger Terror in grün-braun. Der Dschungel und Mutter Erde erwachen gefährlich, die Menschheit muss sich unterwerfen, die Natur setzt ihre Pilzsporen ein wie verlängerte Arme. Das ist Busen und Maul zugleich. „Gaia“ hat berauschende Bilder, wirkt in sich ruhend und lässt sich nicht hetzen. Ein paar Trockenphasen in denen nicht viel passiert hätten bei nur etwas über 90 Minuten nicht sein gemusst. Aber insgesamt ist das moosig-erhaben, buschig-lebensfeindlich, gebärend wie gefährdend. „Gaia“ ist gerade auf der großen Leinwand eine Wucht in dunkelgrün. Farne und Feinde, Holz und Gebolz, Blätter und Unwetter. Die Hauptdarstellerin gefällt mir extrem gut, nicht nur optisch. Die Kameraarbeit spielt Ligen über dem Budget. Es gibt etliche philosophische, natürliche und menschliche Ansätze, Andeutungen, Theorien. Das hat Gewicht, das hat Gesicht, das hat Gift und Galle und Seele. Mittendrin statt nur dabei.
Fazit: ein extrem beeindruckender Ökohorrorfilm. Faulende Folterfunghi. Die Optik beeindruckt, die Heldin ist wunderschön, die pilzigen Monster haben's a la „The Last of Us“ in sich. „Apocalypto“ trifft „Ruins“. Ein paar Pacingprobleme. Ansonsten famos.