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Die erfolgreiche, aber ausgebrannte und frustrierte britische Krimi-Autorin Sarah Morton zieht sich auf Anraten ihres Verlegers John in dessen Ferien-Haus in Südfrankreich zurück, um dort in Ruhe an ihrem neuen Roman zu schreiben. Die Arbeit der Schriftstellerin wird allerdings durch das unvermittelte Auftauchen von Johns unehelicher Tochter Julie empfindlich gestört, denn die ist ein promiskuitives Luder und schleppt jeden Abend einen anderen Kerl an. Die beiden Zicken geraten zwar prompt aneinander, aber immerhin beflügelt die Anwesenheit des jungen Mädchens Sarahs Kreativität nicht unbeträchtlich. Als sich schließlich herausstellt, dass Julie ganz schön einen an der Klatsche und im Affekt sogar einen ihrer Liebhaber umgebracht hat, steht Sarah nun mit einer Leiche da, die man gemeinsam verschwinden lässt. Na, ob die gute Frau nun wohl genug Stoff für ihr neues Buch beisammen hat...? "Swimming Pool", den man nun keinesfalls mit dem deutschen Hallenbad-Slasher "Swimming Pool - Der Tod feiert mit" oder dem gleichnamigen Romy Schneider-Vehikel verwechseln sollte, ist nicht das, was man sich von ihm erwartet... oder vielleicht ist er das doch. Wirft man einen Blick auf das bisherige Œuvre von François Ozon, dann verwundert es nämlich nicht, dass sein von einigen Rezensenten immerhin als "Thriller" deklarierter Film zunächst wiederum als reines Psycho-Drama daherkommt, das von zwei starken Frauen-Figuren getragen wird und welches erst kurz vor Schluss zu dem in obiger Inhaltsangabe angesprochenen Krimi-Plot findet (von dem man ja eigentlich angenommen hätte, dass er doch ein wenig früher einsetzen und ergo als Triebfeder der Handlung fungieren würde). Und auch Ozons kruder und schwerverdaulicher "Ein kriminelles Paar" war in seiner Gesamtheit betrachtet ja bereits ebenso quergebürstet und wenig genregerecht, nicht wahr? Behält man also im Hinterkopf, dass es dem französischen Filmemacher auch diesmal vermutlich nicht darum gegangen ist, den Mainstream-Zuschauer zu bedienen, sondern eher mittels einer kunstsinnigen Inszenierung ein etwas feingeistigeres Publikum anzusprechen, dann erklärt sich auch der Umstand, dass die Spannung kaum forciert wird und die ebenso dünne wie aktionsarme Geschichte deswegen oftmals arg durchhängt. Nun ja, sein "Swimming Pool" ist eben darum leider auch ziemlich langweilig geworden... was aber immerhin durch ein hohes Maß an mondäner Erotik kompensiert werden soll. Ob das funktioniert, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die freizügig aufspielenden Hauptdarstellerinnen Charlotte Rampling und Ludivine Sagnier (die zugegebenermaßen vom Hals an abwärts ziemlich spektakulär aussieht, aber leider eine Visage hat, an der man sämtliche Eier der Welt abschrecken kann) sind nämlich beide nicht so wirklich mein Fall. Dass sich die FSK angesichts der vielen Sex- und Nackt-Szenen tatsächlich noch zu einer Freigabe ab 12 Jahren hat durchringen können, verwundert einen da allerdings doch. Im prüden Amerika ist hingegen selbst die R-Rated-Fassung in den entsprechenden Stellen noch gekürzt... so gehen wohl die Meinungen darüber, was den heimischen Kids an Nacktheit und Ferkeleien zuzumuten ist, von Land zu Land auseinander. Die Mademoiselles Rampling und Sagnier dürften dennoch zufrieden gewesen sein, sich für dieses seichte Mystery-Larifari vor die Kamera gestellt zu haben, denn diese erhalten in langen, ausschließlich auf sie fokussierten Einstellungen ausreichend Gelegenheit, ihre Charaktere auszuloten... auch wenn sie sich dazu immerzu aus ihren Klamotten schälen mussten. Überhaupt kein Interesse hatte Ozon hingegen daran, aus den wenigen Versatzstücken der Handlung, die der Mottenkiste des Genres entstammen (wie Beispielsweise das Beseitigen der Leiche), wirkliches Kapital zu schlagen. So geht es dann hier auch eher kryptisch und selbstreflexiv zu, was auch durch die Auflösung zum Ende nochmal unterstrichen werden soll. Dem Inhalt nach ist "Swimming Pool" somit beinahe schon ein waschechtes Mindfuck-Movie... jedoch nicht nach der Form. Die sehr, sehr unterschwellige und beinahe schon unmerkliche Art und Weise, auf die sich hier Realität und Fiktion vermischen, erfordert vom Betrachter übrigens einige Aufmerksamkeit, schafft es jedoch auch nicht, so etwas wie wirkliche Faszination für den Stoff an sich aufkommen zu lassen. Der im Laufe der Handlung abnehmende Verschmutzungs-Grad des titelgebenden Swimming Pools, der symbolisch für die innere Wandlung steht, die die Protagonistin durchmacht, kommt als visuelle Metapher doch wenig subtil daher. Die braune Brühe, auf deren Oberfläche zu Beginn noch das Laub vor sich hingammelt, erstrahlt da zum Schluss in tiefklarem Blau... und der Zuschauer darf sich selbst auf die Schulter klopfen, dass er ganz alleine in der Lage gewesen ist, hinter die wahre Bedeutung dieses breit gefeatureten und immerzu ins rechte Licht gerückten Bild-Motivs zu blicken. Subtext, was ist das? Letztendlich muss man leider konstatieren, dass die Thematik des Schriftstellers, der sich zunehmend im eigenen Werk verliert, in "echten" Horrorfilmen schon viel besser und ergiebiger verarbeitet wurde. So rettet sich das Ganze ergo nur durch das mit typisch französischer Leichtigkeit verbreitete Flair der hübsch anzusehenden Locations über die Runden... eben ein Sommer-Film...

3/10

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