Francois Ozon hat sich jüngst mit dem genialen "8 Frauen" und nun mit "Swimming Pool" langsam zu einem Klassiker des europäischen Kinos hochgemausert. Wenn er so weiter macht, wird man ihn in einigen Jahren vielleicht als einen der großen französischen Filmemacher sehen.
Swimming Pool ist zunächst eher unscheinbar. Die spröde, launische Sarah Morton sucht Abwechslung von ihren Krimiromanen, mit denen sie in England große Erfolge feiert, und wird von ihrem Verleger flugs auf eine geistige "Kur" nach Südfrankreich in sein Ferienhaus geschickt. Dort trifft sie auf seine zügellose, frivole Tochter Julie.
Zu Beginn ist das Verhältnis eher schlecht, Sarah fühlt sich in ihrer kreativen Arbeit von Julie belästigt, und deren laute Sauf-und-Sex-Eskapaden mit allen möglichen Männern der Umgebung stören noch viel mehr. Doch irgendwie scheint Sarah von der jungen, lasziven Schönheit angezogen, beginnt sie zu beobachten und nutzt sie als Inspiration für ihr neues Werk. Zwischen zögerlichem Näherkommen, gegenseitiger Faszination und einem dezent bis offen ausgefochtenen psychischen Kleinkrieg der Beiden entwickelt sich ein spannender, kammerspielartiger Erotikthriller in Gewand eines Krimis.
Ozon konzentriert sich voll auf seine glänzenden Schauspielerinnen und lässt sie sich in der immer mysteriöser werdenden, trügerischen Geschichte wunderbar entfalten. Offene Körperlichkeit, falsche Naivität trifft auf unterdrückte Gedanken, geheime Fantasien. Ozon spielt mit der Wahrnehmung des Zuschauers und hebt die erwartete Realität des Filmes durch dezente, kaum merkliche Andeutungen auf. Die wahre Person Julie scheint mehr und mehr mit einer erdachten Protagonistin der Autorin Sarah zu verschmelzen. Der trügerische Blauschimmer rund um den Swimming Pool des Hauses, viele kleinste Hinweise und Details im Plot, die ins Leere laufen und ein gelegentlich seltsames Verhalten der beiden Frauen verstärken den Effekt noch.
So entfaltet sich die komplexe Atmosphäre des Filmes fast ausschließlich hintergründig, indirekt. Auch die latente knisternde Erotik erstreckt sich über direkte Darstellung von Sexualität und Nacktheit bis zum versteckten Ausdruck von Lust, Leidenschaft seitens der Kamera sowie der Schauspieler(innen).
"Swimming Pool" ist bis zum eventuell etwas zu direkten Ende ein intelligent konstruiertes, hintergründiges und auch ironisches Spiel mit der Wirklichkeit, eine stilistisch und inhaltlich kunstvolle Gratwanderung am Rande des Surrealen zwischen (körperlicher) Direktheit und doppelbödigem Psychothrill. Ozons ruhiger, unaufdringlicher Stil, tief versunken in den Gesichtern, Körpern und Blicken seiner tollen Darstellerinnen, erweist sich dabei als perfekte Abrundung.
Kunstvoll arrangierte, intelligente Unterhaltung im Gewand eines sommerlich heißen, dezent köchelnden Thrillers - Zwar kein Meisterwerk, aber ein Leckerbissen für Freunde des traditionellen französischen Kammerspiels. Von diesem aufstrebenden Herrn Ozon wird man wohl noch viel hören! 8/10.