Review
von Leimbacher-Mario
Nicht campy genug
Im zweiten Teil der wöchentlich veröffentlichten „Fear Street“-Trilogie auf Netflix geht’s in einem laaangen Rückblick in ein Sommercamp im titelgebenden Jahr, wo damals auch schon ein armer Campleiter und Aufpasser von dem mörderischen Geist der Hexe besessen wurde und natürlich ein Blutbad hinterlässt…
Sommerliche Campslasher wie „The Burning“, „Sleepaway Camp“ oder weite Teile der „Friday The 13th“-Reihe gehören nicht zu meinen liebsten Guilty Pleasures oder Slashern - sie liegen mir wirklich nah am Herzen, ich kann sie mir immer wieder ansehen, sie gehören zu meinen liebsten Filmen. Punkt. Die besten Voraussetzungen für „Fear Street 1978“ also? Oder gar Nachteile weil man viel kennt, vergleicht, erwartet? Von beidem etwas. „1978“ verkackt es dennoch recht ärgerlich.
Im Grunde ein recht humorloser Campslasher nahezu komplett ohne Augenzwinkern oder damaliges Flair. Das ist schon erstaunlich und seltsam. Glatt trotz Gore. Hatte ich beim ersten Teil der Reihe immerhin noch nostalgische und humorvolle Momente, war die Satire da immerhin noch in Spuren da, ist hier ein simpler, überlanger und zäher Slasher ohne Mehrwert, weder für das Genre noch für seine eigentliche Geschichte, herausgekommen. Der Soundtrack hat wieder seine Momente und bei einem Axtmörder in einem Camp voller Jugendlicher geht’s dann auch schonmal ordentlich brutal zu. Zimperlich it is not. Das gefällt mir an der Reihe. Sehr sogar.
Aber ansonsten fehlt es „Fear Street: 1978“ dann doch an etlichen Ecken und Enden. Die neuen (oder jüngeren) Figuren sind aus der Retorte und einem eigentlich egal, es gibt etliche Längen und Wiederholungen, ein dermaßen wendungsloser Slasher hat nicht das Recht weit über 100 Minuten zu gehen. Sehr viel wirkt aufgesetzt, sich viel zu ernst nehmend, dazu richtig steif und ohne eigene Seele. Fast wie ein Netflix-All Star-Potpourri gemixt von einem Shuffle-Roboter der mal ein Poster von Jason gesehen hat. Da greife ich lieber zu den deutlichen Vorbildern. Das hier ist alles andere als The Real Deal.
Fazit: für mich noch eine Klasse öder als der schon nicht tolle Part I. Einen Campslasher muss man mit all dem Wissen, dem Budget und den Möglichkeiten von heute und von Netflix erstmal derart generisch hinbekommen… und dennoch gebe ich mir wahrscheinlich das Finale nächste Woche auch noch. Tja, die Sucht. Und der Drang Sachen zu beenden/vollständig zu haben…