Review
von Leimbacher-Mario
Angst & Nostalgie
Im erstaunlich ruppigen und doch vollkommen aufs Jugendpublikum zugeschnittenen ersten Part der dreiteiligen Netflixverfilmung der R.L. Stine-Vorlage werden ein paar Teenager Mitte der 90er von einem Serienmörder mit Skelettmaske verfolgt - und erkennen bald, dass ihre Kleinstadt schon immer ein Nest der Psychopathen und Monster war…
„Fear Street: 1994“ könnte man als Mischung aus sowas wie „Goosebumps“ und 90er-Slashern a la „Scream“ oder „Urban Legends“ beschreiben. Jugendhorror mit ein paar äußerst brutalen Höhepunkten, was aber die Teenieausrichtung null unterläuft, das Projekt für die Zielgruppe nur noch interessanter macht. Auch Erinnerungen an „The Town That Dreaded Sundown“ und „Scary Stories To Tell In The Dark“ werden wach. Leichter Metablickwinkel. Große Mythologie und Schleife im Hintergrund zu den beiden kommenden Teilen, die dann wohl zum Großteil in gewohnter Campumgebung Ende der 70er und im Mittelalter (!) spielen. Das wird interessant, es gibt qualitativ noch massiv Spiel nach oben. Die wichtigsten Figuren sind bisher in Ordnung, manchmal aber auch nervig. Der Look ist hochwertig, Feeling und Tempo erinnern allerdings weniger an die 90er (trotz ein paar cooler Songs), eher an eine Mixtur aus 80er und heutiger Zeit. Der Slasherauflauf hat seine Reize, aber wie gesagt eher für die Jüngeren. Es ist jedoch unzweifelhaft schön, dass R.L. Stine-Stoff mal nicht allzu weichgespült daherkommt. Einen (Horror-)Hype wert ist das allerdings nicht. Nicht der nächste Netflixkracher. Für Slasherfans (und vielleicht sogar den eigenen Nachwuchs?) aber ein gemeinschaftlicher Gucktipp mit deutlichen Abzügen.
Fazit: Retromanie, Grusel, Jugend und Gore treffen sich hier zwar, ergeben aber nie die Summe ihrer Teile. Oft hysterisch, oberflächlich, gehetzt und für alle Ü16 nicht selten schlicht peinlich. Da kann der Gewaltgrad noch so hoch gedreht werden - total geil auf die Parts II & III in den nächsten Wochen bin ich daher nicht. Gucken werde ich sie aber dennoch. Mit Hoffnung auf deutliche Steigerung.