Franks Bewertung

starstarstarstar / 4

0-5 Sterne für den Film, gefolgt von dem "Härtegrad" auf einer Skala von 0-10

25.01.2022
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Review

von Frank Trebbin

Eloise kommt aus einem Kaff in Cornwall, liebt die 1960er Jahre und möchte gerne eine berühmte Modedesignerin werden. Als sie an einer Londoner Modeschule angenommen wird, ist die Freude natürlich riesig, doch schnell verfliegt die erste Euphorie, als sie von ihrer Zimmergenossin überhaupt nicht ernst genommen wird und ihr die Partys im Haus den Schlaf rauben. So zieht Eloise ganz schnell zu der alten Ms Collins, die Zimmer in Soho vermietet. Der berüchtigte Stadtteil ist es auch, der Eloise des Nachts von einem Leben als Sängerin Sandy in eben ihren heißgeliebten 1960er Jahren träumen lässt. Doch schon bald erkennt Eloise, für die die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit immer mehr verschwimmt, dass es damals mehr Schatten als Licht gab...

Es gibt Filme, von denen man trotz Kenntnis des Inhalts nicht wirklich weiß, was einen da erwartet. Edgar Wrights „Last Night In Soho“ ist solch ein Fall. Kunstvoll zieht uns Wright, der einst mit seiner Cornetto-Trilogie dem britischen Mainstream-Kino Beine machte, auch mit dieser Variation eines Genrestoffes in seinen Bann, denn hier erwartet den aufmerksamen Zuschauer eine Art Psychothriller, wie ihn Hitchcock sicherlich auch geliebt hätte, denn „Last Night In Soho“ reflektiert auf gewisse Weise ebenso sein heißgeliebtes „Vertigo“-Thema. Ohne das besonders viel passiert packt einen dennoch die Handlung von Anfang an und entwickelt eine innere Spannung, die sich auch durch Wrights sorgsame, anfangs sehr ruhige Inszenierung und die faszinierende Ausstattung, die die Swinging Sixties, deren bisherige Verklärung hier aber gnadenlos demontiert wird, auferstehen lässt, schnell einstellt. Und wenn dann irgendwann die Zeit- und Erzählebenen immer mehr miteinander verschmelzen, hat einen Edgar Wright endgültig im Griff und er erlaubt sich diverse Wechsel in Richtung Geister- und Giallo-Film. Ein wilder Genre-Ritt setzt ein. Ob nun Hofierung von Hitchcock (wohl eher filmtechnisch, denn sein weithin bekannter Sexismus wird hier eher ganz stark angeprangert), Polanski („Ekel“ lässt grüßen) oder gar Argento mit seinen bluttriefenden Messermorden: „Last Night In Soho“ überrascht trotz gewisser Wiederholungen zum Ende hin, das sogar das in den 1960er-Horrorfilm-Jahren hoch beliebte reinigende Feuer auffährt, in allen Disziplinen. Fazit: ein sehenswertes, sorgsam austariertes Stück Unterhaltungs-Kino vom Feinsten. Bildformat: 2,39:1. Mit Thomasin McKenzie, Anya Taylor-Joy, Matt Smith, Diana Rigg, Terence Stamp u. a.

Ab dem 27.01.2022 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD erhältlich.

© Selbstverlag Frank Trebbin

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