Inhalt:
Die junge Ellie scheint Glück zu haben und erhält ein Stipendium an der Londoner Uni, mit dem sie ihren Traum vom Modestudium beginnen kann. Da das Miteinander in der vorgesehenen Studenten-WG allerdings von Zwietracht und Missgunst geprägt ist, sucht sich Ellie kurzerhand eine bezahlbare Bleibe um ihre Ruhe zu haben. Eine kleine Dachgeschosswohnung in Vergnügungsviertel Soho kommt dabei wie gerufen.
Ellie, die ohnehin einen gewissen 7. Sinn hat und ihre verstorbene Mutter in ihrer Nähe wahrnimmt, hat in ihrer neuen Unterkunft auch Visionen vom London der 60er Jahre und von dem Mädchen Sandy, welches zu dieser Zeit in der Wohnung lebte, in die Ellie nun gezogen ist. Träume und Realität beginnen sich immer mehr zu vermischen, ebenso wie Gegenwart und Vergangenheit und ein vergessenes Verbrechen kommt zum Vorschein...
Persönlicher Eindruck:
Um es gleich vorweg zu nehmen, ich hab' mich als Zuschauer schon lange nicht mehr von einem Film so an der Nase herum führen lassen um schließlich von einem Twist ziemlich umgehauen zu werden.
Viele kennen vielleicht noch dieses Gefühl Beim allerersten Anschauen in der finalen Szene aus dem ersten SAW Film, wo der vermeintlich tote Typ in der Mitte des Raumes plötzlich aufsteht und sich als Drahtzieher zu erkennen gibt: "Damit hätte ich jetzt nie gerechnet!", werden die meisten da wohl gedacht haben und wurden verblüfft mit einem Wow-Effekt zurück gelassen - Nun, LAST NIGHT IN SOHO bietet auch genau das!
Insgesamt ist der Film geradlinig erzählt, wirkt zugegeben auch stellenweise nach 08-15 Schema. Etwas mehr Arthaus feeling, wie es bereits im Trailer schien, hätte den Film noch mehr aufgewertet. Trotzdem, in optischer und akustischer Hinsicht eine wahre Perle. Die Story ist sehr gut geschrieben, der Film fängt leicht und besinnlich, ja schon fast harmlos, an und zieht den Zuschauer immer mehr in seinen Bann. Nach dem ersten Drittel ist dann Schluss mit feelgood, nichts ist mehr wie es am Anfang schien und es tut sich langsam ein Abgrund auf.
Tolle, teils surreale, ja fast hypnotische Bilder und ein Farbspiel, was an frühe Klassiker wie SUSPIRIA erinnert, ein gradioser (60er Jahre-)Soundtrack aus und vor allem die sehr überzeugenden Darstellerinnen sorgen für den letzten Schliff und machen aus dem Film ein echtes Erlebnis in Sachen psychologischer Horror.
Was DUNE in diesem Jahr für das Sci-Fi-Genre war, ist LAST NIGHT IN SOHO für das Mystery-/Grusel-Genre: der Film des Jahres!
Im gängigen Horrorfilm-Genre würde ich ihn gar nicht einordnen weil er in die Schublade gar nicht so recht passt, geschweige denn passen möchte da er doch stets seinen eigenen Weg geht und sich längst nicht nur von einem Jumpscare zum nächsten bewegt, wie es im Horrorfilm oft Gang und Gebe ist. Auch bleibt positiv anzumerken, dass es sich bei der Idee ausnahmsweise mal um etwas neues, ohne Vorlage, handelt: wo die Filmindustrie doch verstärkt auf Reboots, Prequels, Sequels, Videospiel-/Literatur- oder Comicverfilmungen usw setzt, wagt man hier mal wieder die bloße Verfilmung eines gut durchdachten Drehbuchs.
Fazit: bezaubernder und ganz eigensinniger Mystery-Gruselstreifen mit enormer Sogwirkung, der zugleich schrill-bunt und finster daherkommt und es versteht, wie er das Kartenhaus aufbaut um es dann mit voller Wucht einzureissen und ein Finale zu präsentieren, was den Atem stocken lässt.
8,5 von 10 Punkten