Das man es in Frankreich versteht Filme zu machen, die keinerlei Internationalen Vergleich zu scheuen brauchen, dürfte sich ja inzwischen rumgesprochen haben. Ein weiterer perfekter Beweis dafür ist "Das tödliche Wespennest" (da war wohl wieder ein übereifriger Titelübersetzer am Werk, denn von tödlich steht im Original nix). Gradlinig, hart und absolut fesselnd präsentiert Florent Emilio Siri seinen Action Thriller.
Das er sich dabei an Carpenters "Assault on Predict 13" orientiert ist zwar deutlich zu erkennen, fällt aber nicht weiter negativ auf, da Siri aus der Grundidee (die auch Carpenter nur von Rio Bravo übernahm) einen Film macht, der nicht nur aktuell sondern auch recht eigenständig daher kommt.
Im ersten Drittel des Films präsentiert uns der Regisseur die Protagonisten, die sich in 4 Gruppen unterteilen. Zum einen ein Wachmann, der sich auf die Nachtschicht in einem großen Lagerhaus vorbereitet, dann eine Gangstertruppe, die aus eben diesem Lagerhaus eine LKW Ladung Laptops stehlen wollen und letztlich ein Gefangenentransport und eine Killertruppe, die den Gefangenen befreien will. Die einzelnen Parteien werden ausführlich (teilweise etwas zu ausführlich) präsentiert und als geneigter Frankreich Film Fan, erkennt man natürlich sofort Samy Naceri (Tax Trilogy) als Anführer der Diebe. Das er mehr kann als nur den lustigen Taxi Fahrer zu spielen hat er ja zur genüge bewiesen und so zeigt er auch hier wieder, das er auch als tragischer Action Held überzeugen kann.
Ansonsten beschränkt sich der Cast auf (zumindest bei uns) eher unbekannte Schauspieler.
Doch zurück zur Story:
Während die Diebe ihren, akrobatischen Raubzug durchführen und die Wachmänner noch nichts davon ahnen, wird ein Osteuropäischer Massenmörder und Vergewaltiger in einem Gefangenentransport überführt. Als der Transporter von einer perfekt organisierten Gruppe angegriffen wird, gelingt es unter großen Verlusten mit dem gepanzerten Fahrzeug in das selbe Lagerhaus zu flüchten, das soeben überfallen wird. Waren es bis zu diesem Zeitpunkt die Charaktere die im Mittelpunkt standen, tritt jetzt die Action in den Vordergrund. Nach kürzester Zeit ist das Lagerhaus von dem Killertrupp umstellt und die verbliebenen Soldaten unter Führung von Laborie (Nadia Farès) müssen sich mit den Dieben und Wachmännern einer unbekannten und unsichtbaren Angreiferschar widersetzen.
Das geschieht in toll gefilmten Shoot-Outs, die durch wohl platzierte Zeitlupeneffekte und reichlich Kunstblut durchweg spannend und mitreißend inszeniert wurden. Eine Angriffswelle folgt auf die nächste, und immer auswegloser scheint die Situation der Eingeschlossenen zu werden. Hier sind die Parallelen zu Carpenters Film dann auch am größten. Flucht und Einbruchsversuche durch Tunnel, Leichenwegräumen zur Spurenbeseitigung und ähnliches bot etliche Jahre zuvor auch Assault. Trotzdem hat man nie den Eindruck ein Remake zu sehen. Das ganze wirkt eher wie eine Hommage, die mit geschickt eingefügten Zitaten spielt.
Leider vergisst es Siri in diesen Actionwellen, weiterhin seine eigentlich interessanten Charaktere weiter zu vertiefen. Das ist aber auch schon das einzige Manko an diesem ansonsten durchweg unterhaltsamen Action-Thriller. Die Action ist absolut auf US bzw Asien Niveau, die Schauspieler passen durchweg gut in ihre Rollen und nach dem etwas schleppenden Start wird der Spannungsbogen immer weiter angezogen. So macht europäisches Kino Spaß. Bleibt wieder einmal nur die Frage, warum es in Deutschland nicht möglich ist solche Filme zu drehen? Frankreich hat sich mit "Wespennest" jedenfalls ein weiteres Mal als das beste Filmland auf dem europäischen Festland herausgestellt.