Normalerweise kann ich eher weniger mit dem französischen Film anfangen aber Nid de Guepes stellt eine glanzvolle Ausnahme dar. Nach einem etwas schrägen und passagenweise zähen Beginn mausert sich der Streifen zu einem Actionkracher, der gewiss einige Anleihen bei John Carpenters Meisterwerk Assault gefunden hat. Nachdem auch hier die Charaktere eingeführt sind und die Fronten nach Sonnenuntergang deutlich geworden sind, entlädt sich eine Actionorgie, die sich in Sachen Bodycount und Atmosphäre in keinster Weise vor dem vermeintlichen Vorbild verstecken braucht. Einige Dutzend Leichen und eine nach allen Regeln der Kunst demolierte Lagerhalle sind das spektakuläre Ergebnis beim finalen Sonnenaufgang.
Überzeugt hat mich vorallem die Inszenierung. Optisch erste Sahne holt Nid de Guepes alles heutzutage Mögliche aus dem Szenario, was bereits Assault auszeichnete. Freilich geht hier alles wesentlich moderner vonstatten (sehr gelungen u.a. die Nachtvisiere der unzähligen Terroristen) womit die 70er-Schmuddel-Stimmung des Vorbildes folglich nicht mehr ganz so gut eingefangen werden kann - das Szenario der von der Außenwelt Abgeschnittenen und auf sich allein Gestellten fesselt jedoch trotzdem ungemein und setzt im direkten Vergleich ein wenig mehr auf Action als auf den dezenten Grusel des Originals (der freilich zu einem guten Teil auf das Konto des Soundtracks ging, zudem war das Belagern eine Polizeistation an sich schon außergewöhnlich, bei Nid ist es "nur" eine Lagerhalle).
Die Action zeigt sich meist in Form von durchaus blutigen Shoot-Outs aber auch kleinere Explosionen und einige Hiebe gehören zum hoch ansehnlichen Repertoire des Filmes. Glücklichweise wurde auf allzu extreme Übertreibungen a la Transporter verzichtet: Größtenteils herrlich schnörkellos und zweckmäßig...
Die Darsteller dürften für die Meisten kein Begriff sein, allerdings erfüllen sie ihre Aufgabe sehr solide. Nicht zu unterschätzen in dieser Hinsicht ist der Spannungsbonus durch die Tatsache, dass man durch das Fehlen eines Superhelden nie weiss, wer in der nächsten Minute über die Klippe springen wird...
Fazit:
Tolles Quasi-Remake des Carpenter-Klassikers, das dennoch genügend neue Aspekte bringt, hochschick inszeniert ist und in Sachen Härte die FSK18 locker rechtfertigt.
Einziger echter Kritikpunkt meinerseits ist die heutzutage leider schon fast unvermeidbare Hightech-Ausstattung und -Inszenierung. Freilich haben all die technischen Spielereien ihren Sinn und Reiz doch manchmal ist etwas weniger letztlich doch mehr. Spannung wird allgemein umso größer je weniger Mittel das potentielle Opfer zur Verfügung hat...
Schlichtere Ausrüstung und eine einen Tick weniger stylische Kameraführung hätten dem ganzen wohl das I-Tüpfelchen aufgesetzt aber der Publikumsgeschmack im 21. Jahrhundert will es nun mal anders. Zudem auch stets eine Frage des individuellen Geschmacks :)
Ein echter Geheimtipp!