Review

So einfach läuft das mit dem Ballerfilm: Man nehme drei Gruppen mit unterschiedlichem Interesse, platziere sie in einer großen Fabrikhalle und schon gibt es einen Bodycount in dreistelliger Höhe.
Zugegeben, das macht sogar Spaß, würde aber noch mehr bringen, wenn man der Handlung eine Identifikationsfigur mit auf den Weg gegeben hätte…

…und nicht über eine halbe Stunde damit vertrödelt, die Gruppierungen vorzustellen, ohne ihnen etwas Gehaltvolles mit auf die Reise zu geben.
Eine Spezialeinheit will einen albanischen Mafiaboss unter höchster Sicherheitsstufe nach Straßburg bringen, wird aber von seinem Gefolge attackiert, so dass man Zuflucht in einer Fabrikhalle sucht, in der sich zur gleichen Zeit fünf Kleinkriminelle des Diebstahls strafbar machen. Zwangsläufig raufen sich die Soldaten und die Diebe zusammen und verteidigen sich gegen eine schier unüberschaubare Anzahl an Terroristen…

Ganz klar: In diesem Wespennest fehlt ein John McClane, ein Sympathieträger, der in der schier ausweglosen Situation ein paar zündende Ideen hat, was hier fast sämtlichen Figuren verwehrt bleibt. Die Leiterin der Spezialeinheit weiß nicht so recht, was mit dem Gefangenen geschehen soll, die jungen Diebe sind zunächst von der Situation überwältigt und mutieren später zu Profis an der Schusswaffe und ein Wachmann der Halle behält einen kühlen Kopf.
Letzterer hätte das Zeug zum annehmbaren Helden gehabt, bekommt aber zu wenig Screentime und bleibt – wie leider alle anderen auch – in der Charakterzeichnung zu oberflächlich. Denn erst im späteren Verlauf der Handlung offenbaren die Figuren ein paar Gefühle und um die des Zuschauers anzustacheln, hätte die anwidernde Figur des Mafiabosses mehr eingebunden werden müssen. So bleibt´s mit den Charakterzeichnungen aber lau.

Dafür kann sich die Action sehen lassen, denn hier steht der Zuschauer im infernalischen Dauerfeuer. Viel geht zu Bruch, explodiert oder wird erschossen. Die Fabrikhalle ist als Kulisse recht tauglich: Viel zum Kaputtmachen und ein paar Winkel, um sich zu verschanzen.
Folgerichtig wird die Gruppe der Verteidiger drastisch reduziert und gegen Ende steigt das Maß an Tempo und Spannung noch einmal gehörig.
Damit werden zwar nicht die Schwachstellen des Drehbuchs gestopft, aber der Actionfan kommt auf seine Kosten.

Da auch die Darsteller ordentlich performen, kann man über weitere, minimale Kritikpunkte hinwegsehen (Dummes Vorgehen der Terroristen, wie das der Leute, die die Spezialeinheit in der Zentrale überwacht).
Die Optik ist ansprechend, das Tempo ist genau richtig und bei einem Actiongewitter dieser Art muss auch nicht zwischendurch die Sonne scheinen.
Dennoch fehlt mir hier dieser John McClane! Dreht der vielleicht gerade Teil Vier seiner „Die Hard“ – Reihe..?
7 von 10 Punkten

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