Jetzt lassen wir aber mal die Kirche im Dorfe!
Es mag zwar irgendwo zwischen ehrenwert und akzeptabel sein, wenn sich ein französischer Regisseur an eine Neuinterpretation von Carpenters „Assault“ macht, der auch nur eine Interpretation von Hawks „Rio Bravo“ war, aber es gehört schon ein wenig mehr dazu, einen denkwürdigen Film zu hinterlassen.
Was ich unterschreibe, ist die Güteklasse an Kompromißlosigkeit, die das „Wespennest“ umschwirrt. Die Story von der Spezialeinheit, die bei einer Gefangenenüberführung in einen Hinterhalt gerät und deswegen Zuflucht in einer abgelegenen Fabrik suchen muß, in der gerade eine Diebesbande einbricht, ist solides B-Action-Futter.
Die Angreifer, offenbar die gut ausgestattete albanische Mafia attackiert, schön gesichtslos dank ihrer Nachtsichtgeräte, in großen Horden den Fabrikkomplex und läßt sich auch von größeren Verlusten nicht abschrecken, sondern greift weiter munter an wie der dümmste Indianerstamm, den sich Hollywood nie hätte vorstellen können.
Währenddessen gibt’s drinnen reichlich Schiß und Aggressionen, die zu Ausfällen (aus der Fabrik) und Ausfällen (psychischer Natur) führen.
Aber das haben wir alles schon irgendwo anders mal gesehen und nicht selten besser, denn genauso gesichtslos wie die Angreifer, so charakterlos kommen die Eingeschlossenen rüber, an denen nun mal ein Film wie dieser hängt. Da haben wir rudimentär ein Brüderpärchen bei den Einbrechern und einen weiblichen Einheitsführer, der entscheidungsunsicher wird (und noch ein Kind hat). Alle übrigen bleiben gänzlich Ausschneidefiguren, ein Akrobat, ein nervöser Hampelmann, ein Wachmann mit Ruhe in der Krise, ein Scharfschütze mit eigenem Kopf usw.
Die wären erträglicher, wenn sie denn zu der Belagerungssituation irgendwas Konstruktives beitragen könnten, aber die wenigen Ideen führen zu nicht mehr, als zu stillem Abservieren aller Beteiligten. Der Akrobat verschwindet nach einem Entkommensversuch auf Nimmerwiedersehen, der Ausfall mit einem Lastwagen ist so unbeholfen dramatisiert, daß die Flucht einfach nur blöd wirkt.
Und niemand in diesem Verteidigerteam schafft es, so rüberzukommen, daß man irgendwelche Angst um ihn oder sie entwickelt.
Als Ersatz wird Dauerfeuer geboten und das nicht zu knapp. Die bleihaltigen Schußwechsel sind optisch vom Feinsten eingefangen und wenn es um die Figuren knallt, ziept und zischt, dann wird auch dem Zuschauer mal der Hals eng.
Auch gibt es reichlich Opfer, nur fehlt die Finesse, das Beste aus der Kulisse und dem abgelegenen Ort herauszuholen. Manche von den dann folgenden Dialogen sind fast schon altbacken peinlich und aus der Mottenkiste geholt.
Tatsache ist, wenn ich nicht emotional involviert bin, sind mir die Figuren bald scheißegal und ich zittere auch kaum um sie, sondern will nur noch der Vollständigkeit halber sehen, wer seinen Hintern rettet. Da nützen mir auch keine patenten und zeitweise innovativen Schußwechsel mehr, genauso wenig wie das klassische Zurückziehen in immer kleinere und beengtere Räume.
Solide Action, aber eben leider kastriert. (6/10)