Review

„Das tödliche Wespennest“ ist ähnlich wie „Pakt der Wölfe“ oder „Das fünfte Element“ ein weiterer gelungener Film, mit dem Frankreich mal wieder Hollywood Konkurrenz macht.
14. Juli, Unabhängigkeitstag in Frankreich: Mehrere Personen machen sich für ihre Arbeit bereit und werden dem Zuschauer näher gebracht, auch wenn der erst nach einer Weile versteht, was diese vorhaben. Eine der Gruppen ist z.B. die Gang um Nasser (Samy Naceri), die ein Lagerhaus im Industriegebiet von Straßburg überfallen und mit der dort lagernden Ware den großen Reibach machen wollen. Doch obwohl erst langsam klar wird, wer was vorhat, verwirrt der Wechsel nicht allzu sehr.
Die zweite wichtige Gruppe ist eine Spezialeinheit der Polizei, welche den Chef eines Menschenschmugglerrings vom Flughafen abholt und zum Prozess bringen will. Doch auf dem Weg gerät die schwer bewaffnete Eskorte in einem Hinterhalt, der nahezu die gesamte Einheit das Leben kostet. Mit dem Hinterhalt gibt „Das tödliche Wespennest“ einen Vorgeschmack auf die kommende Action und der weiß zu gefallen: In Zeitlupe werden Motorradfahrer per Drahtseil zu Fall gebracht, die Projektile fliegen massenweise und das Begleitfahrzeug wird einfach via Raketenwerfer beseitigt.

Lediglich der gut gepanzerte Gefangenentransporter und seine Insassen können dem Inferno entkommen und man steuert als Rückzugsort ausgerechnet jene Lagerhalle an, die gerade von Nassers Gang ausgeraubt wird. Doch die Gefolgsleute des Menschenhändlers umstellen das Gebäude, um ihren Chef zu befreien und alle anderen zu erledigen. Notgedrungen arbeiten Polizisten und Gauner zusammen…
Die Parallelen zu John Carpenters „Assault“ sind in „Das tödliche Wespennest“ unübersehbar: Die Gegner sind eine gesichtslose Masse (hier aufgrund der Masken), greifen schwer bewaffnet und in schier unendlicher Zahl an und beseitigen alle ihrer Spuren wie getötete Kameraden. Doch Regisseur Florent Emilio Siri macht etwas Eigenes trotz dieser Parallelen: Die Stimmung ist düster, die Farbwahl beschränkt sich auf kalte, oft grüne Töne und lässt viel Flair aufkommen. Auch die modernen Gimmicks wie Laserpointer, Nachtsichtgeräte usw. tun der Stimmung keinen Abbruch, da „Das tödliche Wespennest“ halt mehr ist als eine Kopie von „Assault“.
Herzstück des Films sind allerdings die Actionszenen, die ausschließlich Shoot-Outs mit etwas Pyrotechnik bieten. Doch trotzdem werden die Schießereien nie langweilig, denn sie sind wunderbar choreographiert und absolut top in Szene gesetzt. Siri verwendet Zeitlupen, einfallsreiche Kamerafahrten und Perspektiven usw., um die Action möglichst ansprechend zu gestalten und das gelingt ihm auch. So fällt es auch gar nicht auf, dass es keinen Actionoverkill gibt und sondern eher gezielt eingesetzt Actionmomente.

Etwas Kritik muss sich „Das tödliche Wespennest“ doch gefallen lassen: So löblich es ist, was Siri aus dem im Grunde genommen simplen Plot herausholt, so kann er doch kleinere Längen zwischen Schießereien nicht vermeiden. Dies liegt daran, dass die Charaktere etwas blass bleiben und es so wenig interessant ist, wenn sie untereinander über ihre Familien, Träume, Hoffnungen oder weiß der Geier was quatschen. Zudem treten ein paar Figuren dann doch enttäuschend unspektakulär aus der Handlung, obwohl ihr Verlust den Zuschauer doch schon trifft.
Auch schauspielerisch bewegt sich „Das tödliche Wespennest“ auf angenehm hohem Niveau: Zwar sind die Darsteller in unseren Breitengraden wenig bis gar nicht bekannt, liefern aber trotzdem sehr überzeugende Leistungen ab. Vor allem der Schauspieler, der den Elitecop mit der Eisenmaske spielt (erinnert teilweise doch an Jason Vorhees), legt eine wirklich gelungene Performance aufs Parkett.

Trotz kleinerer Längen und eher simpler Handlung ist „Das tödliche Wespennest“ ein fetziger, schnörkelloser Actionfilm, für den ich 7,5 Punkte locker mache. Eine Empfehlung für Fans des gepflegten Ballerfilms.

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