Gute Güte, ich hab ja erwartet, dass der Film nicht all zu dolle ist, doch so eine filmische Katastrophe überraschte mich dann doch etwas. Schade Schade Schade, eines von Michal Chritons besten Büchern hat mehr verdient als in die Filmgeschichte als Richard Donners Karrieretiefpunkt einzugehen. Nun gut, der Film ist nun mal da, er ist so schlecht wie er ist, da hilft auch kein Jammern mehr. Es bleibt nur noch die Analyse dieses filmischen Scherbenhaufens.
Eine Gruppe Archäologiestudenten reist aus unserer Gegenwart ins Jahr 1357 um ihren dort verloren gegangenen Mentor zu finden und in die Gegenwart zurückzubringen. Zeitreisegeschichten bergen immer die Gefahr größerer Logikfehler, Paradoxen und anderen Ungereimtheiten. Na ja zumindest umschifft der Film geschickt den größten Stolperstein des Romans indem er die wissenschaftliche Erklärung ganz auslässt, nur sagt okay bitte auf die Plattform stellen und ab geht’s nach Frankreich anno dazumal. (Das Buch erklärte erst ausufernd, dass man gar nicht in die Vergangenheit reist sondern durch ein Wurmloch in ein paralleles Universum, was im Gegensatz zu einer wirklichen Zeitreise physikalisch möglich wäre da Änderungen dann aber keine Auswirkungen auf eine bestimmte Zukunft hätten, sondern für jede Änderung ein neues Universum entstehen würde. Dann finden die Jungs aber trotzdem von sich selbst zurückgelassene Gegenstände von ihrem Trip, aber egal, das betrifft den Film nicht…)
Das schlimmste am Film ist das Fehlen fast jeder Art von Spannung, alles wirkt irgendwie hingeklatscht und beiläufig. Obwohl unsere Helden ständig auf der Flucht sind, können die sich ständig wiederholenden Verfolgungsjagden zu keinen Zeitpunkt fesseln. Wenn wir dann eine Actionszene zu sehen bekommen, fällt es wirklich schwer zu glauben, dass hier der Regisseur der Lethal Weapon Filme das Zepter in der Hand hielt. Mieser Schnitt, keine sichtbare Choreografie und unmotivierte Kameraeinstellungen welche von altmodischer Dudelmusik begleitet wird, passen so ganz gut in TV-Serien aber nicht in einen 80 Millionen Dollar Kinofilm. Die Belagerungsschlacht kann auch keinesfalls überzeugen, das sah in Army of Darkness wesentlich besser aus, war spannender und hat vor allem Spaß gemacht, wobei dieser Film nur nen Bruchteil von Timeline gekostet hat. Apropos Budget, wo ist das denn hin verschwunden? Die Sets und Ausstattung sehen auch nach TV aus, andererseits wirklich viel sieht man davon leider (oder zum Glück) auch nicht. Der Film verpasst es völlig den Zuschauer in die Geografie der Örtlichkeiten einzuführen (wehe es kommt mir jetzt einer mit dieser lächerlichen Modellversion vom Anfang). Wie wärs mal mit Kamerafahrten über Castlegard, das Kloster oder die Festung La Roch (die übrigens in keiner Weise zu beeindrucken weis, ich erinnere mal an die Beschreibung aus dem Roman) gewesen. Man sieht das Dorf quasi nur aus einer Perspektive und bis zum Schluss erfährt man gar nicht wo La Roch eigentlich liegt was das Kloster mit alldem zu tun hat und vor allem wo die Personen sich im Augenblick aufhalten (ja toll irgendwo im Wald).
Nächstes Problem, die Dialoge sind ja wohl teilweise nicht ernst gemeint. Das Wort Cheesy wird in diesem Film des Öfteren neu erfunden. Wann Marek und Lady Claire durch den Fluss paddeln und er anfängt mit „Bist du verheiratet“ fängt es echt an weh zu tun. Auch die Anweisungen der Soldaten oder die typischen One-Liner sind wirklich allerübelste Kanone. Dazu kommen noch die meist nicht nachvollziehbaren Reaktionen der Figuren, wie der Entschluss zum Zeitsprung oder die Huch ich hab ja jemanden Umgebracht Szenen, ganz zu Schweigen von Dingern wie, Ups, der Tunnel geht nicht weiter, tja Pech gehabt wir werden alle sterben. Wenn der Rest des Filmes, wie bereits erwähnt nix zu bieten hat, treffen diese Attacken auf die Intelligenz des Zuschauers besonders hart.
Zu den Darstellern kann man eigentlich nur sagen, dass sie einfach belanglos sind. Es kommt keinerlei Sympathie für irgendeine der Personen auf dem Bildschirm auf. Paul Walker wirkt völlig fehl am Platz, man hätte in seiner Version des Drehbuches vielleicht ergänzen sollen, dass er sich im Jahre 1357 befindet und versuchen sollte sich anzupassen. Gerard Butler als Andre Marek ist als einziger gut besetzt und kann in kurzen Momenten überzeugen, dann zwingt ihm das Drehbuch etwas unglaublich dämliches zu tun oder zu sagen, dann ist es damit auch schon wieder vorbei. Frances O’Connor hat dasselbe Problem, prinzipiell spielt sie gut, allerdings sind ihre Reaktionen und Handlungen schwankend zwischen übertrieben und lächerlich. Wenn wir schon mal bei den Darstellern sind, man achte mal besonders auf Statisten im Hintergrund oder Dialoge die Nebenbei von Personen zum Besten gegeben werden, die nicht gerade im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Hier schlummert ein nicht zu verachtendes humoristisches Potential.
Fazit: Irgendwo zwischen einigen der käsigsten Dialoge der Filmgeschichte, völlig deplazierten Schauspielern und Sets, welche so unstimmig sind, dass die Kamera ständig bemüht ist so wenig wie möglich von ihnen zu offenbaren, verbirgt sich ein durchaus interessantes Konzept. Hilft das? Eigentlich nicht! Null Spannung, wirklich schlecht gemachte Action und eine nicht vorhandene Dramaturgie verhindern effektiv das Aufkommen eines jeglichen Filmgenusses mit Richard Donners Timeline.
Soweit zu eigentlichen Review des Films, nun noch ein paar Worte als Fan des Buches zur Umsetzung. Was macht Chriton’s Timeline so gut? Die unglaubliche Liebe zum Detail mit der er das mittelalterliche Frankreich zum Leben erweckt und die Glaubwürdigkeit mit der sich Menschen aus unserer Zeit durch diese Welt bewegen. Von diesem Stärken bleibt nix übrig, die Franzosen sprechen aktuelles Französisch und die Engländer perfektes Englisch. Keine Kommunikationsprobleme mehr welche die Befremdlichkeit der Epoche verdeutlichen. Durch das Wegfallen der Übersetzer, fällt auch die spannende Entlarvung von Dekker flach, der stellt sich hier einfach vor. Ja Hi, ich bin übrigens aus eurer Zeit und jetzt kerker ich euch ein ihr Säcke. Ganz spannend gemacht. Die Idee die Verweildauer in der Vergangenheit auf sechs Stunden zusammen zu stutzen, ist eine der größten Fehler dieses Projektes. Chriton nimmt sich genug Zeit um Spannung aufzubauen, Donner versucht einfach die spannendsten Stellen des Buches rauszupicken (Jagd durch den Wald, Kates Kletterpartie) aber ohne das entsprechende Buildup funktionieren diese Szenen nicht. Das Fehlen anderer Highlights wie der Ritterspiele kann verziehen werden. Egal, ich könnt mich noch ewig weiter aufregen, aber wie gesagt bringt nix. Timeline ist als Film für sich schon ein Desaster, als Buchumsetzung erst Recht, einige Entscheidungen im Entstehungsprozess des Drehbuches müssen im Zustand völliger geistiger Umnachtung vonstatten gegangen sein.