Review

"Timeline" war eines der letzten paar Bücher von Michael Crichton, der seit nunmehr 30 Jahren Romane schreibt. Recht spät kam er zu wirklichen Ruhme, als "Jurassic Park" von Steven Spielberg furios verfilmt wurde, was einschlug wie eine Bombe. Schon vorher machte sich auch Crichton selbst als Regisseur aufmerksam, etwa bei "Westworld", "Coma" oder "Der große Eisenbahnraub". Hier bei "Timeline" war leider schon die Romanvorlage des alten Hasen von Schwächen geradezu durchdrungen, denn außerhalb der eigentlich sehr guten Idee des Setups, der aus der Vergangenheit hinterlassenen Nachricht eines Professors an seine Studenten und eines verbitterten Gestrandeten, bietet der Roman nicht viel außer Rennerei, Kampf und etwas Gedöns drumherum, mit viel architektonischer Verliebtheit. Ironischerweise las sich der Roman schon so abgehackt wie ein Drehbuch; gerade so, als müsste man nur noch die Gedankenwelt der Figuren wegstreichen und schon wäre das Drehbuch fertig. Anscheinend hat der Plan geklappt, denn was dann übrigbleibt als Drehbuch des Filmes ist reichlich hohl, und so ist die Handlung und der Inhalt. Obendrein hat es leider noch die Inszenierung erwischt. "Timeline" hängt sich direkt an die Flops von wahrlich auch ausgegrabenen Crichton-Romanen, nachdem "Jurassic Park" sie plötzlich interessant machte. Nicht alles davon hätte man auf Leinwand bringen müssen. "Timeline" hingegen schien zunächst ein interessantes, optisch intensives Projekt abzugeben, nachdem die recht billige Computeradaption mächtig am Markt vorbeischrammte.

Richard Donner durfte hier eine perfekte Kombination seines bisherigen Schaffens präsentieren. The best of both worlds, nämlich zeigt er hier ähnlich schwachbrüstige Kampfaction wie in seinen "Lethal Weapons", und er zeigt Abenteuer der Marke "Die Goonies". Die Akteure buddeln, kriechen und klettern durch allerhand gefährliche Situationen lamentieren währenddessen ähnlich viel. "Timeline" fungiert als eine Art "Goonies 2" mit flüchtenden Halbstarken, den Briten als ständig nachstellenden Fratelli-Brüdern und etwas Gerangel zwischendurch. Die Action hinterläßt, nicht zuletzt durch die Unspannendheit, sondern auch eine belustigende Verspieltheit, einen Touch von einem Kinderfilm. Woran das auch gelegen haben mag, der Film ist blutleer und auch etwas seelenlos und weiß nicht zu überzeugen, im Gegensatz zu den "Goonies". "Timeline" geht respektive seines Themas mit der erreichten Kindertauglichkeiten komplett an der Idee des Stoffes und dem damaligen Zeitbild vorbei. Schade ums hohe Budget. Für Kinder uninteressant, für Erwachsene zu langweilig.

Überzeugen kann soweit schon nicht der Tenor des Filmes, schlimmer wird's erst noch bei den Akteuren. First credit Paul Walker, der wohl als Zugpferd herhalten soll, wirkt etwa bis zur Hälfte des Filmes wie ein kompletter Trottel, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, Rockzipfeln nachrennt, und absolut keinen Sinn für das hat, was die Leute da machen. Zugegeben - damit soll dem Zuschauer die implizierte Tragweite von Historie nähergebracht werden, aber das könnte man schöner machen, als mit einem stumpfen Charakter, der problemlos in der Sitcom "Die wilden Siebziger" auftreten könnte. Damit geht das Heldenpotential leider direkt in die Hose, wohingegen supporting cast Gerard Butler als André Marek alle Sympathiepunkte einsackt, und den Film auf seinen Schultern trägt. Daß gerade Paul Walker als first billed cast herhält ist insofern lustig, als daß er mehr klettert, klugscheißt, blöde aussieht und Pülverchen mixt, als daß er Action meistert. Also ein noch-weniger-Held ohne wirkliche Actionsequenzen. In der Screentime wo Butler kämpft, krabbelt Walker durchs Erdreich, was eine prima Bildpräsenz hergibt da der Charakter auch unterirdisch schlecht beim Zuschauer ankommt. Alle anderen kommen durch die Bank weg nicht wirklich in die Puschen. Billy Connolly besticht vielleicht durch seine Bartvarianten, die er im Verlaufe des Filmes trägt, ansonsten rennt auch er etwas hilflos durch die Szenen.

Wirklich Banane wirkt die Parallelhandlung über die Basis, die das Zeitreiseportal darstellen soll. Ein paar Klappspiegel, eine hanebüchene Einführung der Technologie - ist eigentlich auch egal, wenns wenigstens was hergemacht hätte - und ein paar unwichtige Charaktere, die so ganz beiläufig eine Art von Professionalität ausstrahlen sollen. Vor den Augen der Zeitreisenden transferiert sich ein anderer Mitarbeiter des Basis-führenden Unternehmens in der Zeit nach Hause und zündet völlig hirnverbrannt eine Handgranate, die dann in der Basis selbst explodiert und die Heimreise der Protagonisten unmöglich macht. Allerdings sind die paar 60 Sekunden - Intermissionen, die das Basis-Team bei ihren Reparaturbemühungen zeigen, dem Film nicht zuträglich, sondern überladen den schon fast überlaufenden Film noch mehr. Mit Logik will ich gar nicht erst kommen: mal haben die Leute ne dicke Basis zum Verreisen, dann nur ein paar Amulette zur Rückkehr, dann gibt es ne zweite Basis, aber von der ist nur mal kurz die Rede, und dann landet ein Reisender zu Beginn in der Wüste anstatt in der Maschine - um Himmels Willen; noch mehr wage ging das Konzept nicht? Der Probleme nicht genug, entwickelt der Film das Setup und die Charaktere so schnell, daß es keinen Bezug zu den Leuten gibt. Paradoxerweise schlägt so die eigentlich immanente Geschwindigkeit fehl, weil die Charaktere für den Zuschauer keine Relevanz haben und uninteressant sind, z.B. hätte der Charakter von Paul Walker problemlos abtreten können und die Leute, die wirklich den Löffel abgeben, sind auch so schon profilfrei, oder werden erst gar nicht wirklich eingeführt: Kanonenfutter. Man hätte - gerade für so ein Projekt - nochmal 20 Minuten mehr Laufzeit rausschlagen können, dann wäre daraus vielleicht eine rundere Sache geworden, mit schönerem Charakterdesign, besserem Setup des Konzerns und anderen Kleinigkeiten. Das hätte dem Film sicherlich gut getan.

Was von Timeline übrigblieb:
Ironischweise war Donner wohl selbst von den Projekt so überzeugt, daß er sich in der Anfangssequenz einen Kurzauftritt gönnte. Leider war's doch nix.
Dieser Streifen bietet ein paar sehr nette Twists in seiner Story, die es gerade noch so aus dem Roman geschafft haben um wenigstens noch mit Etwas zu bestechen. Zwar zerrt der Film durch seine Geschwindigkeit, aber bestimmt nicht an den Nerven und somit bleibt er ein nettes Abenteuer für zwischendurch. Die Grundgeschichte ist sehr nett, zwar etwas seltsam phantastisch, aber im Ansatz wirklich gut. Der Film selbst ist schwach, kindertauglich, etwas uninspiriert und seelenlos inszeniert und nicht nur inhaltlich sondern auch filmerisch absolut blutleer.

"Goonies 2 - Timeline"; jetzt mit ner Gruppe Archäologiestudenten, die ihren GoonProfessor retten wollen und von einer Action in die nächste stolpern. Als Zugpferd Paul Walker, der vielleicht besser als Ted bei einer Zeitreise mitgewirkt hätte. Und wenn ich mal wieder Bock auf Ritter und Burgen habe, dann schau ich mir "TKKG - Drachenauge" an; der hat, wenn ich mich recht entsinne, mehr Spaß gemacht.

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