Nun hat es Richard Donner also leider auch geschafft seine Karriere mit einem Makel zu versehen. Ich verehre den Mann ein wenig, da er nicht nur für einige meiner Lieblingsfilme verantwortlich ist, sondern sich sein unverkennbarer Stil seit Jahren, ohne Staub anzusetzen, nicht verändert hat. Donner ist ein Regisseur der alten Schule; seine Filme tragen das Gütesiegel „Handmade“. Weder mit modernen Stilmitteln, noch mit künstlichen CGI-Tricks kann er sich anfreunden. So etwas ist selten in der heutigen Filmlandschaft. Und doch ging, nach fünfjähriger Schaffenspause, sein neustes Werk „Timeline“ so böse daneben. Nach katastrophalen Testvorführungen 2002 und ersten vernichtenden Kritiken wurde die Musikbegleitung neu komponiert und der Film komplett umgeschnitten – doch nichts half. Am amerikanischen Boxoffice ging das auf dem gleichnamigen Michael-Crichton-Roman basierende Werk unter. Von den 80 Millionen wurden gerade mal 20 wieder eingespielt. Nach „Sphere“ und „The 13th Warrior“ nun der nächste Crichton-Adaptionsflop.
„Timeline“ ist ein Sammelsurium von allen möglichen Fehlern, die ein Film so machen kann. Dabei ist die Prämisse, in die Vergangenheit zu reisen, ein verdammt interessantes Thema. Timetravel-Filme faszinieren von je her, sind aber nicht einfach zu verfilmen. Das letzte Beispiel, das Remake der „Time Machine“, war eine groß angelegte Katastrophe und so war meine Hoffung auf Donners Umsetzung, trotz der bösen Vorzeichen, durchaus vorhanden. Zudem geht es hier ausnahmsweise mal nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit – genauer gesagt ins Mittelalter. Dorthin verschlägt es nämlich eine Gruppe von jungen Archäologen. Als sie bei Ausgrabungen plötzlich auf die Brille und ein Schriftdokument (datiert auf das Jahr 1357) ihres Professors stoßen, der kurz vorher, zu den Geldgebern der Ausgrabungen, in die USA flog, stehen sie vor einem Rätsel, dass schon bald gelöst wird. Bei der Entwicklung eines Teleportationsgeräts ist ein amerikanischer Konzern eher zufällig auf ein Wurmloch gestoßen, durch das man in die Vergangenheit reisen kann. Und genau dort steckt Professor Johnston (Billy Connolly) jetzt fest. Klar, dass die Truppe sich nicht lange bitten lässt und selbst dorthin reist, um ihn zu retten. Ehrlich, es ist schon unfreiwillig komisch, wie die Gruppe sich nach einem Minibriefing, ohne Zweifel an dem Unternehmen zu haben, sofort dazu bereit erklärt, umzieht und nicht mal mit entsprechenden Waffen, wie Messern, ausrüstet.
Richard Donner hält sich, im Gegensatz zum Buch, weder lange mit Erklärungen auf, noch er versucht dieses Szenario wissenschaftlich zu erklären. Stattdessen schickt er die junge Truppe, natürlich entsprechend verkleidet, in das Jahr 1357, wo sie sich mitten in einem Konflikt zwischen Engländern und Franzosen wieder finden. Leider fehlt es der Inszenierung aber an Esprit und der Geschichte an Innovativität. Die mitgeschickten Bodyguards werden gleich in den ersten Minuten ins Jenseits befördert, was zur Folge hat, dass in „unserer“ Zeit die gesamte Anlage zerlegt wird. Hier fängt sich der Zuschauer auch langsam an zu ärgern, nicht nur das man, obwohl es verboten ist, „moderne“ Waffen mit in die Vergangenheit nimmt; warum ausgerechnet eine Handgranate und keine Handfeuerwaffe? Warum versucht man fieberhaft die Anlage zu reparieren, obwohl eine zweite, identische existiert?
Von nun an befindet sich die dezimierte Truppe eigentlich nur noch auf der Flucht, wird gefangen genommen, befreit sich und flüchtet wieder. Das repetiert sich, bis Donner endlich zur Endschlacht bläst, die wohl nur um der Effekte Willen unbedingt bei Nacht stattfinden musste. Ach ja, dumme Frage am Rande. Warum schießt man nachts mit Feuerpfeilen, wo normale doch viel mehr Schaden anrichten könnten, da nicht sichtbar?
Wären die kleinen vorhergehenden Scharmützel und Konflikte wenigstens einigermaßen gelungen in Szene gesetzt worden, hätte man hieraus zumindest einen unterhaltsamen Popcornfilm basteln können, doch nicht mal das bekommt Donner hier auf die Reihe. Nichts gegen eine altmodische Inszenierung - der Film hätte genauso gut vor 10 Jahren gedreht werden können – aber zumindest packend und interessant umsetzen hätte man es können. Selbst die Kämpfe sind schwach choreographiert und ohne nennenswerten Höhepunkte – krampfhaft, so wird spätestens im Finale klar, wurde hier auf ein PG-13 inszeniert.
Richard Donner betonte, dass alles echte Sets sind, nur sieht man ihnen das auch oft an. Zu unecht, zu sauber und zu steril wirken einige Bauten. An Motivaufnahmen der Burg hat sich Kameramann Caleb Deschanel („The Patriot“, „The Hunted“) erst gar nicht heran getraut. Vielleicht wurde das Finale auch komplett bei Nacht gedreht, um die Defizite der Sets zu übertünchen
Interessante Themen wie Zunahme der Genveränderung bei der jeder Zeitreise werden, genau wie die Beeinflussung des Konflikts durch „moderne“ Technik, wie griechisches Feuer, zwar angerissen, bleiben letztlich aber links liegen und verschenken ihr Potential. Krönung ist in diesem Debakel jedoch der Cast, der sich aus semiprominenten Darstellern wie Frances O'Connor, Gerard Butler, Billy Connolly, David Thewlis, Anna Friel, Neal McDonough und Matt Craven zusammensetzt. Nicht nur, dass sie mit sündhaft schlechten Dialogen zu kämpfen haben, die ab und an von Pseudocoolness geprägt sind; es schafft wirklich niemand seinen Charakter dem Zuschauer auch nur ansatzweise nahe zu bringen und Sympathien zu erwecken. Grundsätzlich ist es scheißegal wer, wann, wo und wie ins Gras beißt und wenn sie auch noch so in einander verknallt sind. Dabei kann auch das vermeintliche, fehlbesetzte Zugpferd Paul Walker nichts mehr richten, da er hier erneut einen Beweis seines nicht vorhandenen Schauspieltalents abliefert und als Beau überhaupt nicht ins Mittelalter passt.
Fazit:
Es tut schon weh, wenn man mit ansehen muss wie das großartige Potential dieses Stoffes von Richard Donner begraben wird. Die Inszenierung ist ein Totalausfall, da weder die Kämpfe ansprechend in Szene gesetzt worden sind, noch die Schauspieler überzeugen können. Hinzu kommen eine wenig abwechslungsreiche Handlung, Logikfehler, verschenkte Ideen, platte Dialoge und Paul Walker, der hier nichts verloren hat. Böser Reinfall…