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“Donnie Darko” ließ 2001 dem Zeitreisefilm ein kleines Revival erleben. Drei Jahre später kam “Butterfly Effect” mit Ashton Kutcher in die Kinos und wurde kommerziell ein weitaus größerer Erfolg, wenn auch die Tiefsinnigkeit des Vorbilds bei Weitem nicht erreicht wird. Stattdessen legten Eric Bress und J. Mackxe Gruber einen astreinen Popcornfilm hin, der an manchen Stellen durchaus unbequem ist und dem eine interessante Idee zu Grunde liegt.

Die Chaostheorie besagt, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings ausreicht, um auf der anderen Seite der Welt einen Wirbelsturm zu verursachen. Ebenso verhält es sich mit Zeitreisen: Eine kleine Änderung der Vergangenheit hat gravierende Folgen auf die Gegenwart, was die Hauptfigur Evan Treborn bald am eigenem Leib erfahren muss. Seine Kindheit wird von schlimmen Erlebnissen und sogenannten “Blackouts”, bei denen sein Erinnerungsvermögen jedes Mal aussetzt, bestimmt. Als Student entdeckt er, dass er mit Hilfe seiner Tagebücher in die Vergangenheit reisen und Dinge ungeschehen machen kann, aber jedes Mal ist die Gegenwart noch schlimmer als vorher.

Großartige Erklärungsversuche für das, was passiert und wieso es passiert, darf man hier nicht erwarten, dafür legt “The Butterfly Effect” ein viel zu hohes Tempo an den Tag. Man erfährt nur, dass Evans Gehirn irgendetwas außergewöhnliches an sich hat und dass dies bei seinem Vater, der nun in einer Irrenanstalt sitzt, ebenfalls so ist. Auf eine halbwegs logische Erklärung wird verzichtet, wobei man als Zuschauer am besten nichts kritisch hinterfragen sollte, um sich nicht selbst um das Vergnügen zu bringen. Denn wie alle Zeitreisefilme hat auch dieser hier mit der Hypothek zu kämpfen, dass man das Thema an sich kaum logisch inszenieren kann. So hat auch “The Butterfly Effect” gravierende Storylücken aufzuweisen und stellt manchmal unbewusst die eingangs erwähnte Chaostheorie unbewusst selbst in Frage. Eine selber zugefügte Verletzung als Kind würde zum Beispiel weitaus größere Folgen haben als nur Wundmale an der Hand wie in der Gefängnisszene.

Solcherlei Ungereimtheiten gibt es häufig, dennoch spielt der Film locker in der oberen Hollywood-Liga mit. Das liegt zum einen an den wirklich gut aufgelegten Darstellern, zum anderen am enorm hohen Tempo, wegen dem man eh kaum Zeit findet, die Story in Frage zu stellen. Obwohl man an manchen Stellen den Fokus lieber auf der Entwicklung der Charaktere gehabt hätte, ist “Butterfly Effect” über die volle Laufzeit hochspannend und bisweilen für einen Mainstreamfilm auch schwer verdaulich. Besonders die Ereignisse aus Evans Kindheit sind ein Schlag ins Gesicht für den Zuschauer und in dieser Drastik ungewöhnlich für Hollywood.

Zum Glück fand man einen absolut passenden Schluss, was bei dieser Konstellation alles andere als einfach gewesen sein muss, dies unterstreichen auch drei alternative Enden auf der Bonus-DVD. Die Schlussszene gehört meiner Meinung nach sogar zum bewegendsten, was das Kino in den letzten Jahren so hervorgebracht hat und wird vom großartigen Oasis-Song “Stop crying your heart out” absolut passend untermalt. Einerseits ein Happy End, andererseits für hoffnungslose Romantiker auch wieder nicht.

Allzu viele Fragen sollte man sich bei den Auswirkungen und Möglichkeiten der Zeitsprünge nicht machen, denn “Butterfly Effect” ist in Sachen Logik dünner als jede BILD-Zeitung. Geht man nur mit der Absicht heran, gut unterhalten zu werden, vergehen die knapp zwei Stunden wie im Flug. Überraschend gelungen!

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