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Ausgerechnet aus der in den letzten nicht gerade durch Innovationen auf sich aufmerksam machenden Teenieecke kommen nach actionbetonten, misslungenen Zeitreisen wie „Time Machine“ und „Timeline“ zwei reifere Genrevertreter. Den Anfang machte „Donnie Darko“, „The Butterfly Effect“, inszeniert von den beiden „Final Destination 2“ – Autoren Eric Bress und J. Mackye Gruber, folgt nun mit etwas Verspätung, muss sich den Vorwurf des Plagiats jedoch nicht gefallen lassen. Dafür sind die Grundtenöre doch zu verschieden.

Um wissenschaftliche Erklärungen der Phänomene ist auch „The Butterfly Effect“ nie bemüht, man nimmt sie als gegeben hin und verweist dramatisch auf die Folgen von temporären Veränderungen. Evan Treborn (Ashton Kutcher, „Just Married“, „Dude, Where’s My Car?“) hat seit seiner Kindheit mit Blackouts zu kämpfen. Eine Art Schutzmechanismus, der sich in extremen Stresssituationen einschaltet und sein Erinnerungsvermögen offline schaltet. Die Traumas, die er in seiner Kindheit durchlebte, sollen ihn erst viele Jahre später einholen.

Die erste halbe Stunde beschäftigt sich der Film dann auch nur mit der Jugend Evans. Er ist ein leicht neurotischer, seltsamer Junge, der auf den ersten Blick wie ein normaler Teenager aufwächst, doch dann immer wieder seltsame Aussetzer hat. In der Schule malt er ein furchtbares Bild, kann sich später aber nicht mehr erinnern, der Besuch beim pädophil veranlagten Vater seiner Sandkastenfreundin Kayleigh Miller (Amy Smart, „Rat Race“, „Starsky & Hutch“) ist ebenfalls ein prägendes Erlebnis. Mehr sollen folgen....

Eher zufällig stolpert er nach sieben Blackout freien Jahren über seine Tagebuchaufzeichnungen und muss feststellen, dass er beim Lesen dieser Texte sich selbst in die Vergangenheit zurück versetzen kann. Er will sich die Möglichkeit zunutze machen, um die Erinnerungslücken zu schließen und die Welt zu seinen Gunsten zu verdrehen. Was folgt ist der Butterfly Effect. Jede noch so kleine Veränderung kann gravierende Auswirkungen auf die Zukunft haben. In seinem Drang die ihm vorschwebende Welt zu schaffen, verschlimmert er die Situation von Versuch zu Versuch.

„The Butterfly Effect“ ist harter Mainstreamtobak, der sich gegen ein Happy End entschied und damit sehr gut fuhr – wie auch die Einspielergebnisse zeigten. Die von den unvorhersehbaren Plot ausgehende Faszination (Was wird passieren, wenn ich das ändere?) ist seine Stärke. Evan greift zu immer extremeren Mitteln, um seine Vision einer heilen Welt zu kreieren, erreicht damit jedoch meist das Gegenteil. Die Manipulation seiner Kindheit und der daran beteiligten Personen ist leider hochkomplex und unberechenbar, was Evan auch selbst irgendwann einsehen muss, als er sich und Kayleigh in immer katastrophalere Szenarien manövriert.

Bis dahin kann der Streifen problemlos unterhalten, ist kurzweilig, wie temporeich – nur das Gefühl ein Meisterwerk zu sehen, stellt sich nicht ein. Dem Film mangelt es ein wenig an Atmosphäre und Tiefgang. Zu sauber, gelackt, frisch und rein kommt die Inszenierung daher. So bleibt er ein Teeniefilm, dem eine markante düstere, pessimistische Stimmung fast völlig abhanden kommt. Nur die Kindheit punktet in dieser Hinsicht. Seinen mystischen, geheimnisvollen Touch verliert „The Butterfly Effect“ spätestens, wenn er auf der Zielgerade nochmal die Spannungsschraube anzieht und Evan im Gefängnis vor ganz andere Probleme stellt. Überdramatisiert und bewusst auf das Mitgefühl des Publikums setzend, wird die „Gabe“ hier zum Spielball, der schlussendlich in eine Sackgasse rollt.

Ashton Kutcher gibt in seinem verzweifelten Versuch seine große Liebe zu retten schauspielerisch alles und verzeichnet nach Rollen wie in „Dude, Where’s My Car?“ einen deutlichen Aufwärtstrend. Auch wenn er nur knapp aus der Liga der diversen angesagten Jungstars wie Freddie Prince Jr. und Seann William Scott nur knapp herausragt. Den mitunter sich fast aufgebenden und zweifelnden Weltverbesserer gibt er aber mit viel Hingabe. Das Tor für ernstere, fordernde Rollen sollte damit offen stehen.


Fazit:
Auch wenn „The Butterfly Effect“ nicht die Klasse von Genrekönig „Donnie Darko“ erreicht, bleibt er ein sehr unterhaltsames, spannendes und vor allem dramatisches Stück Film, dass zwar zu recht extremen Varianten greift und nicht ganz schlüssig erzählt wird, insgesamt aber weit mehr als ein 08/15-Produkt aus Hollywood ist - das verhindert schon allein das bitterböse Ende (des Director’s Cuts). Faszinierende, unvorhersehbare Unterhaltung für den unvoreingenommenen Zuschauer mit Kutcher-Bonus.

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