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Wang Zheng-quan alias Jimmy Wang Yu mag heute keine grosse Nummer mehr sein und hat auch nie den legendären Ruf eines Bruce Lee oder Jackie Chan gehabt, war aber in den 60ern der Martial Arts Star in Südostasien schlechthin. Er pushte die früheren Shaw Brothers Filme mit Temple of the Red Lotus, One Armed Swordsman, The Assassin, Golden Swallow und Chinese Boxer entscheidend und sorgte für eine Reihe von Genreklassikern, bevor er zugunsten von unabhängigem Filmemachen für eigene Produktionen ausstieg, die weitaus kleiner und auch nicht wirklich gelungener waren. Trotzdem schuf er damit sein fast eigenes Subgenre der Kung Fu Flicks, wobei allein sein Name ausreichte, um die Fans des Easterns bis heute hellhörig zu machen.
Furious Slaughter ist dabei ein Routineprodukt der Zeit und fällt der in Masse ähnlicher Geschichten nicht grossartig auf; weder die materielle noch die formelle Erzählung tragen Überraschungen in sich, man gibt sich mit dem Reiz der Gewohnheit zufrieden. Nun sind die Motive für einen Actionfilm selten verblüffender Natur und auch zahlenmässig stark begrenzt, hierbei macht man sich aber nicht einmal wirklich die Mühe, überhaupt eins zu schaffen: Der Held ist einfach da und die Bösen ebenso. Auf geht’s.

Ma Su Chen [ Wang Yu ] stösst auf seinem Weg von hier nach dort während einer Rastpause auf zwei Halunken, die vor seinen Augen die hübsche Tsai [ Sally Chen ] und ihre Freundin bequatschen, mit ihnen zu kommen; sie hätten Arbeit für sie. Ma riecht den Braten, schaltet sich aber nur kurz zur Kraftdemonstration ein und lässt Gauner + Opfer dann erstmal ziehen. Trotzdem folgt er ihnen in die Stadt, wo er sofort auf sich aufmerksam und gleichzeitig unbeliebt macht; er sprengt die Spielbank von Chao [ Miu Tin ]. Dieser untersteht ebenso wie der Nuttenkönig des Städtchens Cheng [ Tin Yau ] dem örtlichen Gangsterboss Yin Pai [ Ma Kai ], der verärgert seine Männer zur Beseitigung des neueintroffenen Übels losschickt.
Am Schluss sind fast alle tot; wenn die deutsche Fassung nicht geschnitten und aufgezoomt wäre, würde man sogar sehen, warum.

Der Film ist kein Werk der Worte und Erklärungen, so klar wie die Geometrie der Figuren ist auch der Fortgang des dünnen Plots, der nur selten durch einige wenige Heraushebungen auffällt.
Am Augenfälligsten ist die Unperson des Helden, der ohne Hinter- und Beweggrund agiert, sich selber der Garantenpflicht annimmt, wo keine vorhanden ist und mit seinen Aktionen eher seinen eigenen Willen durchsetzt, als für irgendwas Bestimmtes zu kämpfen. Abgesehen hat er es in seiner Destruktionswut vor allem auf die Vergnügungsstempel Casino und Puff, er stört sich also primär an der Unterhaltungsgesellschaft. Sicherlich bekam er dafür anfangs einige gute Gründe geliefert – die Frauen haben sich nicht drum gerissen, Prostituierte zu werden; in dem Casino wird gemogelt -, aber ein wirklicher Anlass, sich nun als Erlöser aufzuspielen, besteht nicht.
Ironischerweise bemerkt dass die „entführte“ Tsai selber am schnellsten und macht es ihm in einer Ruhepause in einer eindrucksvollen Rede auch klar: „Was willst du eigentlich von uns? Wenn die Leute hierher kommen wollen, dann tun sie das, um sich zu amüsieren. Das geht dich doch überhaupt nichts an. Du willst dich doch nur wichtig machen!“
Seine Antwort darauf lautet wenig aussagekräftig „Aber Tsai“, dann geht’s weiter im Bewegungsbild der physischen Action.

Sowieso lebt Ding Sin Saai’s Drehbuch und Regie einzig von der inszenierten Addierung von Bewegung, Geschwindigkeit und Tempo; in drei grösseren und mehreren kleineren Szenarien bekommen erst lange Zeit die Gauner und später auch vermehrt Ma ihr Fett weg. Bordell, Ziegelei und Casino dienen als eingrenzender Schauplatz für ausschweifende Auseinandersetzungen, die dementsprechend grosszügig getimt sind und sich als Kernstücke und Fixpunkte des Filmes herausstellen; ganz einfach, weil man ansonsten nur wenig Entwicklungen zum Festmachen hat.
Die Kampfchoreographie ist gelungen, aber auf Dauer zu durchgängig bleibend; man bekommt ständig die gleichen Bilder von Ma geboten, der sich durch eine Überzahl Angreifer schlägt, ohne wirkliche Steigerungen. Trotzdem muss man den Sequenzen Effektivität bescheinigen; vor allem der Aufruhr im Puff arbeitet mit guten Kameraeinstellungen, die den Kampf wirklich aus jedem Blick sichtbar machen und nach Nahaufnahmen und optischen Eingrenzungen immer wieder akzentuiert in den Weitwinkel zurückholt und so das wahre Ausmaß zeigt.
Dieses verblüfft auch die Bösen selber, manche Aktionen Ma’s sind zu schnell für ihre Augen – und die des Zuschauers -; insgesamt erscheint es ihnen auch intellektuell zu hoch, dass sie den einen einzigen Mann nicht schaffen, was sie dann auch nur mit mehr Schergen beantworten.

Ma Su Chen stolziert und fightet von der Unwahrscheinlichkeit und Unmotiviertheit des Geschehens wenig beeindruckt durch den Film, was den eh wenig charismatischen Hauptdarsteller durch seine Unverwüstlich- wie Emotionslosigkeit nonpräsent macht und keinen Bezug ermöglicht; Hauptsache der Hut fällt nicht vom Kopf.
Seine seltsamen Beziehungen zum dem Trunkenbold, Waschlappen und späteren Mitstreiter Ho Sung [ Chang I Fei ] und dem Interest Tsai entwickeln nie ein vertrautes Verhältnis; funktionale Stereotypen werden geliefert.
Visuell dominiert übrigens der braune Look von Todesgrüsse aus Shanghai, aber das war es auch schon mit den Ähnlichkeiten, zumindest qualitativ gibt’s keine weiteren Übereinstimmungen.

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