Review

Bei „Justine“ handelt es sich um einen Roman von dem Marquis De Sade, der mit „Justine – Lustschreie hinter Klostermauern“ – laut Eigenwerbung – die härteste Verfilmung erfuhr. Tatsächlich ist der Film nichts für Kinder, allerdings sucht man so etwas wie Splatter oder explizite Sex-Szenen vergeblich. In dieser Hinsicht war ich von dem Film ebenso etwas enttäuscht wie von der Inszenierung. Regisseur Claude Pierson hat sicherlich Talent, nur leider begnügte er sich mit sehr wenigen – und aus heutiger Sicht antiquierten – Effekten, was dem Film primär einen Touch von angestaubtem Mantel-und-Degen- oder Kostüm-Kino gibt, anstatt vollends die anvisierte Schockwirkung zu erreichen. Des Weiteren vermag die schleppend vorgetragene und etwas suibstanzarme Story nicht immer zu überzeugen.

Zur Story: Das tugendhafte Mädchen Justine trifft gefangen genommen in einem Wirtshaus auf eine Dame, die Mitleid mit ihr hat und ihre Geschichte hören will. Diese handelt von ihrer leidvollen Odyssee durch eine perverse Männerwelt, in der keiner – nicht einmal Mönche – vor Masochismus und Triebbefriedigung zurückschrecken…

Klar ist der Film hart, allerdings finde ich, dass man in heutigen Horrorfilmen wesentlich krassere Dinge zu sehen bekommt. Hauptsächlich werden hier Frauen die Kleider vom Leib gerissen, ausgepeitscht, (angedeutet) vergewaltigt etc. Dabei überschreitet der Film allerdings nie die Grenze zur Pornografie, sondern hält sich in den entsprechenden Szenen beinahe distanziert zurück: man bekommt nur ein paar nackte Frauenkörper – meist von hinten – zu sehen, was zwar durchaus einen Reiz hat, allerdings nur den Freunden von Erotikdramen (was „Justine“ auch nur sein will) auf Dauer interessant ist. Dennoch kann man dem Film zumindest in den zahlreichen Gewaltszenen eine gewisse Zeigefreudigkeit vorwerfen. Spannung kommt bei den zahlreichen sexuellen Perversionen leider kaum auf, das Timing stimmt nicht immer und die Story ist auch nicht sehr ergiebig. Immerhin wurde die Sprache geschliffen, was dem Film historische Authenzität verleiht. Die bis dahin im schauspielerischen Bereich weitgehend unerfahrene Alice Arno als Justine liefert eine passable aber nicht gute Leistung ab.

Fazit: Wer den Schnittbericht gelesen hat, wird letztendlich vom Sex-Anteil etwas enttäuscht sein ebenso wie von den trashigen Effekten. Fans der Literatur vom Marquis De Sade sowie die der gediegenen Historienfilm-Unterhaltung wird das Werk sowieso polarisieren. Letztendlich aber durchwachsen mit durchaus guten Ansätzen. Die 25 €, die ich für den Film hinlegen musste, sind jedenfalls schlicht - wie viele der DVDs von "X-Rated" - überteuert.

Details
Ähnliche Filme