Regisseur Peter Jackson hat den Film über alle Maßen gelobt und soll "Cabin Fever" des Öfteren seiner "Herr der Ringe"-Crew vorgeführt haben. Bedeutet das zwangsläufig, dass der Film gut ist? Nein, offensichtlich nicht. Denn wenn man bedenkt, dass Peter Jackson früher selber seine Brötchen mit zumindest fragwürdigen Low-Budget-Horrorfilmen (siehe "Bad Taste") verdiente, verwundert seine Begeisterung über diesen zweitklassigen Indie-Splatter kaum. Zwar ist die Idee mit der fleischfressenden Krankheit neu, der Film vermag sich aber nie davon zu lösen, was man gemeinhin unter "Trash-Movie" versteht.
Zur Story: 3 Jungs und 2 Mädels vom Campus machen Ferien in einer einsamen Waldhütte, wo eine riesige Sause steigen soll. Schade nur, dass am ersten Abend ein kranker und um Hilfe bittender Mann die ausgelassene Partystimmung stört. Als die Gruppe ihm aus Angst vor einer Infektion nicht hilft und vertreibt, stirbt er. Schade nur, dass er im Trinkwasser-Vorrat verwest und die College-Kids dadurch auch bald von dem mysteriösen fleischfressenden Virus befallen werden...
Die Grundsituation mit 5 College-Boys und -Girls im Wald der Gefahr erinnert nicht von ungefähr an "Freitag, der 13.": In "Cabin Fever" hat man ähnlich veritable Klischee-Jugendliche (obligatorische Dumpfbacke, Macho, ewige Jungfrau etc.) und der Film hat eine ähnlich schlechte Dramaturgie, in der kaum Spannung aufkommt. Auch gibt es (die zugegebenermaßen äußerst gelungenen) Ekel- und Splatter-Effekte nur in geringer Dosierung. Der Film ist unlogisch und nervt sowie irritiert mit einigen freiwillig oder unfreiwillig komischen Figuren wie bspw. dem Party-Deputy oder dem kannibalistischen Karate-Kid. Wozu das Ganze? Sollen das vielleicht Anflüge von Humor sein? Der Handlungsverlauf ist auch so schon kryptisch und verwirrend genug...
... oder stellt der Film womöglich eine Hommage an den klassischen Zombiefilm dar? Tatsächlich lassen sich viele Parallelen zu "Night of the Living Dead", George A. Romeros Erstling von 1968, erkennen: Die Ursache und Herkunft der Seuche ist ebenso wie die des Zombietums ungeklärt (übrigens ein weiterer Schwachpunkt des Films), die Angst vor der äußeren Bedrohung wird durch die unheilsschwangere Musik regelrecht plastisch, der einzige Überlebende und Nicht-Infizierte der Fünfer-Gruppe wird von der Staatsmacht erschossen und zusammen mit dem verstorbenen Rest verbrannt. Zum Ende hin (unmittelbar vor den Credits und währenddessen) kommt sogar noch schwarzer Humor zum Tragen (werde ich jetzt nicht verraten).
Da bleibt bloß noch die Frage zu klären, warum die Protagonisten permanent nur der Fleischeslust und des Müßigganges nachgehen anstatt angesichts der Bedrohung nicht erst einmal versuchen, abzuhauen.
Fazit: Seltsamer Mix aus "Freitag, der 13." und "Night of the Living Dead" mit einer Seuche als Innovation. Arm an Spannung und (Splatter-) Effekten, reich an Drehbuch-Löchern und Dummheit gelingt es "Cabin Fever" über weite Strecken leider nicht, einen Spannungsbogen aufzubauen. Soll der Film als gesellschaftskritisches Statement über die Zivilcourage und Hilfsbereitschaft von Menschen angesichts einer äußeren Bedrohung verstanden werden oder als (un-)freiwillig komischer Splatter-Trash ohne Anspruch? Zu viele Fragen bleiben offen. Zumindest in diesem Punkt lässt sich eine Parallele zu dem "Herr der Ringe" herstellen...