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11:14 (11:14, USA 2003, Regie: Greg Marcks)

11:14 pm, eine schicksalhafte Minute in der diverse Handlungsfäden zusammen laufen und einen ständigen Wechsel der Sympathieverteilung provozieren. Eine Verkettung vorerst unerklärlicher Ereignisse führt dazu, dass man erst mit diesem, dann mit jenem Charakter mitfühlt, dass man Interesse an seiner und Sorge um seine Zukunft hat, dass man Verständnis für diese oder jene Handlung aufbringt. Dann wiederum wechselt die Perspektive, und die Geschichte wird erneut erzählt, folgt aber einem anderen Charakter. Plötzlich wird man gezwungen die bereits verteilten Sympathien zu revidieren. Ein Verwirrspiel, das in 11:14 vollständig ausgereizt wurde und bis zur letzten Minute Aufmerksamkeiten einfordert.

Da überfährt ein Typ auf dem Weg zu seiner Liebsten offenbar versehentlich einen Menschen. Dumm, dass er am Steuer Alkohol getrunken hatte. Ergo muss die völlig demolierte Leiche irgendwie versteckt werden. Plötzlich und unerwartet taucht ein Polizist auf, eine Flucht ist unausweichlich. Die erstbeste Helferin im Wald möchte den irritierten Typen am liebsten per Selbstjustiz richten, da er vor wenigen Minuten ihre Tochter umgebracht haben könnte – klar, dass ihm das schleierhaft vorkommt.
Währenddessen marschiert ein Mann mit seinem Hund durch die Wälder und findet eine Leiche. Neben dieser liegen die Autoschlüssel seiner Teenager-Tochter, was ihn dazu veranlasst die Leiche verschwinden lassen zu wollen. Das dies mit Komplikationen verbunden ist liegt auf der Hand…

11:14 versucht die durch PULP FICTION etablierte Episodenerzählweise um eine einzige Minute zu gruppieren und eine Verknüpfung unterschiedlichster Ereignisse zu einem erst final ersichtlichen Ganzen zu erarbeiten. Dies gelingt und wird durch die Absurdität der verschiedenen Handlungsstränge extrem skurril. Daraus resultiert natürlich ein recht hoher Unterhaltungswert, der polarisierend zwischen Humor und Brutalität pendelt und sprichwörtlich zu einer Achterbahnfahrt einlädt. Sicherlich mag diese Form der kinematographischen Narration aber nicht jedermanns Sache sein und sicherlich kann der ständige Wechsel von absurdem Witz zum Erschrecken über die Gräuel und Kaltschnäuzigkeit einiger Protagonisten hin und wieder sehr sauer aufstoßen.

11:14 macht die Straße zum Thema, das verrät bereits das Intro. Straßen mit Kreuzungen, Haupt- und Nebenzweigen, mit Verkehrsregeln, an die man sich halten kann aber offenbar nicht muss, mit Parkplätzen und Raststätten. Vor allem geht es aber um Straßen, die trotz Kurven und Brücken, trotz Inner- und Außerorts nur ein Ziel zu haben scheinen: den Ausgangspunkt. Hier fährt, trotz aller Umstände und Ereignisse, jeder irgendwie im Kreis.

Insgesamt ist 11:14 als gelungener Beitrag zur Episodenerzählung zu werten, der sowohl mit hohem Unterhaltungswert, spaßig-bizarren Ideen und einigen Stars im Cast ()zu punkten vermag. Wer ein Faible für abgedrehte Filme mit ungewöhnlicher Erzählweise hat kann hier ruhigen Gewissens einen Blick riskieren. 8/10

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