Nachts um kurz nach elf: In einer Kleinstadt im Irgendwo kreuzen sich unfreiwillig Schicksale. Aufgrund dieser Beschreibung könnte man zunächst denken, aha, wieder ein Film dieses neuen Schicksal-Zusammenführungs-Genres ("L.A. Crash", "Magnolia", "21 Gramm"), doch das würde nur der halben Wahrheit entsprechen. "11:14" ist herrlich verworren, blickt tatsächlich auf einzelne Schicksale und deren "kurzfristige Werdegänge" rund um die Uhrzeit 11:14 - doch hinter all dem steckt ein gnadenlos cooler, witziger, spannender Thriller.
Zunächst ist erstmal unklar: was ist denn genau geschehen? Ein paar "Unfälle" und Leichen zieren die Szenerie, und keiner der darin verwickelten Personen kann so recht auseinander klamüsern wieso ausgerechnet ihm jetzt eine Leiche auf die Windschutzscheibe knallt, ein Mädchen vor die Karre rennt oder der eben gevögelte Lover beim Orgasmus das Stöhnen vergisst.
Man spinnt sich von Beginn an eine eigene mögliche Lösung für das alles zusammen, und wird doch permanent wieder davon überrascht, daß alles ganz anders ist als man das so dachte. Doch erst die letzte Sequenz (der Handlungsstrang mit Nachwuchsluder Rachael Leigh Cook) bringt erhellende, teils amüsante, teils nachdenklich stimmende Klarheit.
Alles in allem wirkt 11:14 aber gemütserhellend - und trotz oben genannter Genrezugehörigkeit keinesfalls nachdenklich oder melancholisch. Auch hochgeistiges Intelligenzkino ist keinesfalls der Antritt von Greg Marcks gewesen, auch wenn das Ergebnis es vermuten lässt. Nein, 11:14 ist einfach unterhaltend und verworren, ein bißchen "Wild Things", ein bißchen "L.A. Crash", ein bißchen Alfred Hitchcock, ein bißchen "Eiskalte Engel".
Die Musik ist fetzig-rockig, ein Soundtrack der absolut paßt und das übliche Motion-Getue erfolgreich verdrängen konnte. Dazu passen natürlich auch die Schauspieler: Patrick Swayze als erstaunlich sympathisch wirkender Paps mit den typischen Vatermacken, Ben Foster ("Six Feet Under") als blödelnder Teenie (ich hab mir bislang nicht vorstellen können wie witzig Sprühsahne in einer leeren Glasflasche sein kann), Hilary Swank ("Beverly Hills 90210" lässt grüßen) als tumbes Shopverkäuferlein und natürlich all die anderen Darsteller - allesamt eine gute Wahl, passend, hochmotiviert, einfach erfrischend gut.
Doch, 11:14 hat eindeutig das Zeug zum Kultklassiker zu werden. Leider fehlt dem Film dazu aber der Bekanntheitsgrad. Aber wer weiß, was nicht ist kann ja noch werden.
(10/10)