Auf einem guten Weg zu einem meiner Lieblingsfilme. Das Regiedebüt von Greg Marcks überzeugt durch tiefschwarzen, also meine Art, Humor, eine geniale Inszenierung und Spannung und Rätselraten bis zum leider schnell kommenden Abspann.
Zwischen 11 p.m. und 11:30 p.m. werden sich die Leben von einer Hand voll Leute treffen - manche überleben, andere sterben, andere werden trauern. Wer hier mit wem bekannt ist, mit wem unter einer Decke steckt und welche Intention die unterschiedlichen Charaktere verfolgen, wird erst nach und nach gelüftet. Denn die fünf einzelnen Episoden, die alle um die Uhrzeit 11:14 p.m. kreisen, sich treffen, wieder verlieren, um dann doch alle zusammen zu passen, werden nicht nebeneinander erzählt, sondern nacheinander.
Nach Episode Nr. 1, in der Jack (Henry Thomas, "Gangs of New York") betrunken in seinem Auto fahrend um Punkt 11:14 p.m. etwas oder jemanden umfährt und er sich bald auf der Flucht vor der Polizei befindet, folgt ein Schnitt - weiter geht es mit Episode Nr. 2, gleiche Zeit, anderer Ort, andere Person, doch treffen tun sie sich alle irgendwann.
Der Zuschauer weiß anfangs auch nicht genau, was hier gerade passiert ist oder aber auch nicht, weshalb die anderen Personen im Polizeiwagen mit dem Polizisten, der Jack untersuchen soll, sitzen. Aber mit fortschreitender Laufzeit kommen immer mehr Details ans Licht - mit jeder Episode kann man das Puzzle weiter zusammensetzen, bis es zum Schluss vollendet wird. Das hält die Spannung konstant oben, obwohl die Story an sich nichts wirklich Großartiges ist. Hier ist es vielmehr die Erzählweise, die, ähnlich wie in "Go", begeistert.
Neben der interessanten Konstruktion sorgt der tief-, wirklich sehr tiefschwarze Humor für Freude und lässt keine Langeweile aufkommen. Beispiele hierfür kann man kaum nennen, ohne schon wichtige Puzzlestücke zu liefern, aber die Kleinbus-Episode mit den drei Jugendlichen ist schon sehr böse. Ohne Vorliebe für diese Art Humor wird einem der ein oder andere Schluck Cola oder ein Teil des Popcorns im Hals stecken bleiben.
Die Schauspieler, von hinten bis vorne, eigentlich gibt es keine Hauptrolle, durchweg perfekt besetzt, sorgen dann für den krönenden Abschluss. Patrick Swayze ("Dirty Dancing") als fürsorglicher Vater ist ebenso genial wie Hilary Swank (Oscar für "Million Dollar Baby") als zahnspangentragende (!) Supermarktangestellte und Rachael Leigh Cook ("She's all that") als Schlampe. Auch der Rest fügt sich nahtlos in die tolle Darstellerriege ein - seien sie verrückt, verzweifelt oder am durchdrehen. Hier gibt es von allem etwas.
Der Film zeigt, was der Zufall und falsche Interpretationen der unterschiedlichsten Situationen zur Folge haben können. Genauso wie der Zuschauer machen sich die Protagonisten ihre Gedanken und kommen meistens zu fatalen Schlussfolgerungen, die unweigerlich zur Katastrophe führen. Was wäre, wenn sie abgewartet, sich anders entschieden oder die Wahrheit gewusst hätten?
Ich kam wirklich begeistert aus dem Kino. So spannende, auf Grund der Episoden-Erzählstruktur, durch die man nie alles zusammensetzen kann und weiß, was alles passiert ist und vorallem wie es passiert ist, wodurch man bis zum Ende gebannt im Kinosessel sitzt und wartet, dass es ein Ganzes ergibt, humorvolle, solange man einen Sinn für diesen bösen Witz hat, aber auch sehr kurze 80 Minuten habe ich lange nicht erlebt. Immer wieder sieht man Personen aus anderen Episoden im Hintergrund und es musste alles bis ins kleinste Detail geplant werden, damit die zeitlichen Zusammenhänge untereinander passen. Beim ersten Durchgang fiel mir nichts auf, das nicht passte und somit hat man ganze Arbeit geleistet.
Der ähnlich angelegte Episodenfilm "Go" hat hier seinen Meister gefunden - "11:14" ist lustiger, spannender und mitreißender. Warum wir zwei Jahre auf eine Kinoveröffentlichung warten mussten, ist mir schleierhaft. Er wird zwar bei einer erneuten Sichtung ein wenig gegen das Erlebnis beim ersten Mal verblassen, da man die Zusammenhänge kennt, aber dennoch ein absoluter Geheimtip. Bitte mehr davon...