Review

Am Ende bleiben Überraschung und Erleichterung.
Überraschung, daß die Filmemacher sich zu einem Schluß bekannt haben, der den seligen düsteren 70ern alle Ehre machte, was heutzutage schon als „riskant“ bezeichnet werden darf.
Erleichterung darüber, daß der Drops jetzt gelutscht ist. Nach drei Durchläufen desselben Plots, der nur in Nebensträngen variiert wurde, kann für einen vierten Teil nicht wieder auf dieselbe Storyline zurückgegriffen werden. Denn mit diesem dritten Teil ist die maximale Ermüdung erreicht.

Trotzdem ist es schwer, zu beurteilen, ob man nun einen guten oder eher den schlechtesten Terminator-Teil gesehen hat, davon abhängig, aus welchem Sichtwinkel man das Ergebnis betrachtet. „Terminator 3“ ist nicht so schlecht, wie ihn die Die-hard-Cameron-Fans machen wollen, er ist nicht zu albern, zu fehlerhaft, aber er ist auch nicht so gut, wie er hätte sein können. Weil niemand gegen Camerons Schatten antreten wollte. Oder konnte.

Auch im dritten Durchlauf haben wir es mit einem endlosen Showdown zu tun, der mit dem Vorspann beginnt und mit dem Abspann endet, bestehend aus all den Elementen, die die Terminator-Saga so gut und erfolgreich gemacht haben. Ja, da wurden die Vorgänger studiert, durchleuchtet und auf Qualitäten abgetastet. Best of both Films – das erklärte Ziel.
Und Mostow und sein Team hauen kräftig drauf, präsentieren tonnenweise Action, legen ganze Straßenzüge in Schutt und Asche und belegen einmal mehr, dass eine crashige Autojagd auch im Pixelzeitalter noch gut ausschauen kann.
Dazu kommt reichlich düstere Vorbestimmung, die alle Mahner Lügen straft, die behaupten, Camerons finsterer Ton hätte sich in Luft aufgelöst.
Natürlich kann man sich bei all der Zitiererei ruhig mal einen Scherz mit den Mechanismen der Saga erlauben, doch alle geplanten Lacher bleiben immer in den Parametern der Vorgaben, nichts fällt komplett aus dem Rahmen.

Und deswegen allein akzeptieren wir diesen dritten Aufguß auch nur, eben weil der Wiedererkennungswert so hoch ist. „T3“ ist Retro-Kino der besten Art. Filmische Ausschweifungen sind zwar Gang und Gebe, aber die Möglichkeit, sich problemlos ein bis zwei Jahrzehnte zurückfallen zu lassen, hat man selten im Kino und daß so große Zeitphasen zwischen den Filmen liegen, merkt man ihnen nicht an.

„Einfach das nächste Kapitel der Saga erzählen“, war Mostows erklärtes Ziel und das hat er tatsächlich geschafft, in einer Materialschlacht, die ihrem dünnen, aber brauchbaren Plot angemessen ist.
Verändert man jedoch jetzt den Blickwinkel, dann zeigt sich, warum bei allem Spaß dieser Film der Schwächste ist.

Denn „T2“ war ein Überfilm, ein Werk, daß seiner Zeit um ein paar Jährchen voraus war (inzwischen selbstverständlich wieder eingeholt). Cameron setzte auf jedem Sektor gegenüber seinem eigenen Erstling Maßstäbe, perfektionierte Inszenierung, Figuren, Action, SF-Einfälle und allerneueste Tricktechnik, gemeinsam mit Sinn für Endzeitatmosphäre und gallebitterstem Humor, ließ uns seine Figuren gleichzeitig lieben und hassen und fügte die nötige Portion Emotionen hinzu.
Mostow kapitulierte im Schatten des Giganten, bevor er die Arbeit aufnahm und wie seine anderen Filme vorher (der mäßige „U-571“ und der solide „Breakdown“) erweist er sich hier als fähiger Handwerker, der verstanden hat, was die Reihe ausmacht.
Daß ihm allerdings der göttliche Funke Camerons, des Film-Schöpfers komplett abgeht, dafür kann er nichts.

Spürbar ist der Effekt jedoch allerortens im Film, zieht ihn damit nicht vollends runter, läßt aber direkte Vergleiche fast immer zugunsten des Vorgängers ausgehen.
„T3“ produziert zwar jede Menge Bruch, ballert aus Leibeskräften und zerstört, was geht, dennoch wirkt der Aufwand relativ unkontrolliert. Die Zerstörerfahrt durch die City ist großartig gemacht, aber Mostow kann nur den Umfang kontrollieren, das Auge für Details fehlt, daß aus einer großartigen Crashszene einen Moment der Filmgeschichte macht (in T2 etwa die Fahrt im Kanal, der T-1000, der aus dem Feuer kommt; der gefroren-zerbrechende T-1000; die Guns’n Roses-Szene, die Jagd durch die Klinik mit den Gittern).
T3 müßte den Vorläufer in irgendeiner Form übertreffen, ist aber stets nur bemüht, annähernd Gleichwertiges auftischen zu können.

Das geht den Schauspielern genauso: außer Arnold und der sofort präsenten Claire Danes macht Nick Stahl einen derart zurückhaltenden Eindruck (bzw. er macht überhaupt keinen großen Eindruck), daß man sich fragt, wo Furlongs rebellisch-harter Teenager geblieben ist.
Nicht weniger schwach kommt die im Vorfeld gefeiert Kristiana Loken rüber, die nicht in einer Szene die stille Präsenz gewinnt, die Robert Patricks Killerterminator innehatte.
Zwar stets knackig ins Bild gesetzt, hat die Blonde einfach nichts zu bieten und fällt nur in den Szenen mal auf, als sie Patricks Laufstil imitieren muß. Es ist nichts Originäres an der Figur, an ihrem Aussehen und die Fähigkeit, Systeme zu infiltrieren und die Glieder zu verschiedensten Waffen umzuformen, wirkt trotz der servierten Technologie wie eine schwache Variante des scheinbar unangreifbaren T-1000.
Wenn in diesem Zusammenhang keine Aha-Erlebnisse kommen (das Loch im Kopf des T-1000, das Wieder-Zusammenwachsen, die Einschüsse, das Wechseln des Gesichts auf die andere Seite), kann ein neuer Film eben nur unterhalten, aber nicht glänzen.

So geht dann gegen Ende dem Treiben actiontechnisch auch ein wenig die Puste aus. Dem Schlußgag sei Dank, bleibt uns ein rührender Abschied erspart, aber das gegenseitig Ausschalten der Maschinen hätte ruhig ein wenig spektakulärer ausfallen können.
Dafür ist der finale Dreh ein Schritt in die richtige Richtung, wobei es mir immer noch etwas seltsam erscheint, daß ein Computer, der die Menschen auslöschen will, gleich zum Atomkrieg greift, der große Teile seiner eigenen Macht vernichtet, da es ja keinen Systemkern zu geben scheint und mit dem Krieg die Stromversorgung komplett zusammenbricht.
Andererseits klafft dort ein Loch, denn wenn Skynet jemand entwickelt hat, muß es auch einen Systemkern geben.

Am stärksten ist der Film immer da, wo er tatsächlich Eigenständigkeit beweisen kann, am Ende, bei einigen überraschenden Drehs (Ende der Welt in 3 Stunden) und in der Herkunft von Arnolds Terminator, der für die Zukunft allerlei Interessantes vorhersagt. Leider ist das selten der Fall, Arnold muß die Schuld aber diesmal nicht übernehmen, denn er ist in alter Bestform, was zuletzt auch nicht oft vorkam.

Auf jeden Fall ist es ein echter Terminatorfilm, keine mutierte Kopie.
Wenn man eine Parallele ziehen will, dann ist Arnolds Runterfahren und Neustart vor dem Showdown wie ein Menetekel, denn der ganze „T3“ wirkt wie ein Neustart nach Betätigen der Reset-Taste: alle Grundprogramme laufen, aber das Update muß noch aufgespielt werden. Hoffen wir, daß es dazu kommt und daß die neue Version mutiger und aufregender ausfällt. Zufriedene 7,5/10, mehr sind hier aber auch in seliger Retrogemütlichkeit nicht drin, Mr.Cameron übernehmen sie wieder...

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