Zwölf lange Jahre hat es gedauert, bis Arnold Schwarzenegger die Leinwand, in seiner Paradefigur des Terminators, wieder betreten konnte. Nach Studiopleiten, der Absage James Camerons (Regisseur der ersten beiden "Terminator"-Filme) und Linda Hamiltons schien das Schicksal schon besiegelt, denn Arnold war lange Zeit nur zu einem dritten Teil bereit, wenn sein Freund Cameron auch die Regie übernehmen würde. Da sich seine Flops in den letzten Jahren aber häuften und die Gage für dieses Werk entsprechend hoch war, setzte er trotz der Zugeständnisse die Sonnenbrille wieder auf. Mit John Mostow überließ man einem relativ unbekannten Regisseur, der außer dem kleinem Psychothriller "Breakdown" und dem U-Boot-Desaster "U 571" noch nichts nichts zu Stande gebracht hat.
Den Durchschnittskinobesucher wird das Endprodukt auf ganzer Linie zufriedenstellen, doch wie Hardcorefans der beiden Vorgänger dieses Werk betrachten ist ein zweischneidiges Schwert. Gewollt oder nicht, Parallelen zu den Vorgängern sind deutlich vorhanden, was nicht für das Einfallsreichtum der Drehbuchautoren spricht. Das apocalyptische Endzeitfeeling geht völlig verloren und muß penetrantem Humor weichen. Für Charakteraufbau nimmt man sich nur ein paar Minuten. Aber beginnen wir von Anfang an...
John Connor wird gespielt vom sehr schwachen Nick Stahl, der nie zur Performance von Edward Furlong aufläuft oder dessen Chemie zu Arnold Schwarzenegger entwickelt (Eine der Stärken des zweiten Teils). Seine Mutter ist inzwischen an Leukämie gestorben und er lebt im Untergrund, fern ab von jeglicher Möglichkeit elektronisch gespeichert zu werden. Doch einmal mehr schickt Skynet eine Maschine in die Vergangenheit, um die Existenz für Skynet zu sichern. T-X, der neue Bösewicht, ist weiblich, sieht unverschämt gut aus, ist stärker als der T-1000, erlangt aber während des Films nie die Bedrohlichkeit oder Boshaftigkeit des männlichen Vorgängers und ist nur ein optisches Zugeständnis an das männliche Publikum. Als ihr Widersacher wird natürlich Arni in die Vergangenheit geschickt, der trotz seines Alters durchaus noch einen akzeptablen Körperbau besitzt, auch wenn es kein Astralkörper ano 1991 mehr ist.
Schon in den ersten Minuten wird einem leider klar, dass der dritte Teil sich nicht mehr sonderlich ernst nimmt. Mag es zu verkraften sein, dass die düstere Stimmung komplett entfernt wurde, so stört die Häufigkeit des Einsatzes von Selbstironie. Einen bösen Höhepunkt stellt der Anfang da, wenn der nackte Arni in einem Club, wo gerade Ladysnight auf dem Programm steht, einem Stripper die Klamotten abnimmt und dann eine extrem lächerliche Sonnenbrille auf- und gleich wieder absetzt. Warum er wenige Minuten später auf einmal weiss, das man Wagen nicht immer kurzschließen muss, sondern die Schlüssel auch auf der Sonnenblende finden kann, bleibt genauso ungeklärt wie andere Handlungen, die sein Vorgänger im zweiten Teil noch nicht beherrschte.
Lange dauert es übrigens nicht, bis der Film Fahrt aufnimmt ohne später auch nur einmal auf die Bremse zu treten. Die Mission des T-X ist diesmal etwas abgewandelt, denn diesmal stellt nicht der scheinbar unauffindbare John Connor sondern seine späteren Anführer die direkte Ziele. Wie es der Zufall aber will treffen beide Maschinen gleichzeitig auf ihn, da er Kontakt mit einer Zielerson hat, was zur ersten Konfrontation führt. Erwartet man durch den Trailer noch eine deutlich sichtbare Effektorgie künstlicher Roboter, so zeigt sich schnell, dass dies doch nicht der Fall ist. Der Rechner wird zu Hilfe genommen, aber die Bilder wirken trotzdem nie arg künstlich.
So kommt er nach einer kurzen, aber harten Auseinandersetzung zu einer Jagd auf den flüchtenden John Connor, die stark an die Verfolgungssequenz aus Teil 2 mit dem schwarzen Truck erinnert. Die Actionorgie reißt von nun an nicht mehr ab, wobei Arni nun doch in ein paar Szenen von einem Bytedouble ersetzt wurde, da die Stunts wohl kein Stuntmen überleben dürfte. Ganze Straßenzüge gehen zu Bruch, der T-X steuert 4 Fahrzeuge gleichzeitig und Arni hat alle Hände voll zu tun, um John Connor das Leben zu retten.
Nachdem das Trio dem T-X vorübergehend entkommen ist, erklärt der Terminator John Connor und seiner künftigen Mitstreiterin Kate Brewster warum er hier ist und was seine Mission ist. Über dabei eingeschobene Humorszenen wie der Stop an einer Tankstelle und das Wiedersehen mit einem gewissen Psychater lasse ich mich nicht weiter aus, da sie nur zur Steigerung des Humorpegels existieren. Nachdem ein wenig in Erinnerungen (Sahrah Connors Grab) geschwelgt worden ist und man sich entsprechend bewaffnet hat, versucht man sich vor dem anrückenden T-X in Sichhereit zu bringen, der derweil brutale Qualitäten an den Tag legt.
Die eigentlich interessante Komponente des Films ist aber das parallel verlaufende Erwachen von Skynet, das als letzte Rettung vor einem weltweiten Computervirus gilt und den leitenden Militär vor eine folgenschwere Entscheidung stellt. Hiermit hat und will der Terminator eigentlich nichts zu tun haben, da seine Prioritäten nur die Rettung Johns und Kates und nicht die Zerstörung Skynets vorsehen. Natürlich wird auch diesmal eine Möglichkeit gefunden ihn umzustimmen, was eine referenzverdächtige Schlacht auf einem Armeestützpunkt (Wie zum Teufel kommen die 3 dort hinein?) zur Folge hat, bei dem auch die T-X wieder auftaucht. Über das Ende sei hier nichts verraten, doch habe ich den Drehbuchautoren nach den ersten 100 Minuten kein so reifes und untypisches Ende zugetraut.
Man muss dem Film einen sehr hohen Actionanteil zugestehen, denn an allen Enden explodiert, kracht, wummert und knallt es. Autos fliegen in die Luft, Krane überschlagen sich, Hubschrauber knallen in Hangars und am Ende werden auch viele Menschen, unblutig und meist im Off, das Zeitliche segnen. Die beiden Terminatoren verprügeln sich nach allen Regeln der aktuellen Möglichkeiten. Auf die ach so "hippen" Stilmittel wie Slowmotion, Zeitraffer und Bullettimes wird dabei aber (und dafür bin ich dankbar) verzichtet. Leider verfallen die Kämpfe der beiden für meinen Geschmack zu oft in atmosphärenzerstörende Situationskomik, denn wenn die beiden gegenseitig Kloschüsseln aufeinander zerdeppern, ist das zwar sehr komisch, aber unpassend für ein Film dieser Thematik.
Fazit:
"Terminator 3" dürfte mit dem hohen Actionanteil einer der Renner des Sommers sein. Leider beschlich mich aber nie das kribbelnde Gefühl hier einen bahnbrechenden Film zu sehen, wie es ihn nur alle 10 Jahre einmal gibt. Klar, Arni läuft, vielleicht das letzte Mal, zu absoluter Höchstform auf und kann trotz seines Alters überzeugen. Aber die hohe Humorkomponente (u.a. zu viele ironische Sprüche des Terminators) lässt den Film leider zu oft wie eine Parodie aussehen. Hinzu kommt die nicht vorhandene apocalyptischen Grundatmosphäre, ein fehlender Edward Furlong und ein böser Terminator, vor dem man nie den Robert-Patrick-Respekt entwickelt. Das Ende entschädigt zwar für so manchen Fehler, aber in Bezug auf die Vorgänger wird man enttäuscht. Trotzdem bleibt der Film Pflicht, denn soviel geballte Action bekommt man sonst selten zu sehen. Hardcorefans werden dennoch nicht zufrieden sein.