So muß Kino sein…11.11.2022
Der Rahmen
1986 war es, als Top Gun im Kino der bei mir heimischen amerikanischen Kaserne gezeigt wurde, und es gab großen Jubel angesichts der einfachen Tatsache, daß die Flieger der USA immer gewinnen. Der Film, ich habe ihn mir kürzlich noch einmal zu Gemüte geführt, hat seine Schwächen, aber Spaß macht er selbst heute noch. Am Ende dann, als Tom Cruise alias Maverick nach seinem Karriereplan gefragt wird, ist sein Wunsch, Ausbilder bei der Top Gun zu werden. Nun, heute, 36 Jahre später, ist Cruise immer noch fit, sein Wunsch wurde ihm aber nicht erfüllt. Doch dank seines alten Kollegen Iceman, der mittlerweile eine hohe Position beim Militär bekleidet und seine Hände stets schützen über Maverick gehalten hat, darf er doch noch ran. Es gilt, eine Staffel Nachwuchspiloten auf älteren Flugzeugen so zu schulen, daß diese einen beinahe selbstmörderischen Einsatz nicht nur erfolgreich beenden, sondern auch überleben. Natürlich muß am Ende Maverick mitfliegen, und natürlich landet er auch bei der Frau des Films, aber da geht es ein ganzes Stück gemächlicher zu. Dafür aber gibt es den notwendigen Konflikt zwischen Rooster, dem Sohn des seinerzeit verstorbenen Goose, der die Chose ein wenig familiärer macht und den Bogen zum Original spannt.
Gucken oder nicht?
Unbedingt, eine ganz klare Empfehlung!
Warum?
Für Filme wie diesen ist das Kino gemacht worden, man kann dergleichen selbst im Großbildschirm nicht voll genießen. Es braucht die große Leinwand…und wenn auf dieser die Startcredits eingespielt werden, bei gleicher Musik wie dereinst, läuft es dem Betrachter kalt den Rücken runter. Man merkt, daß man selbst älter geworden ist, und das Nachrechnen läßt man besser sein. Der Film nun besticht nicht durch seine Story, hier geht es um eine Militärmission, die man so schon in zahllosen Romanen gelesen hat. Nein, er besticht durch seine schiere Bildsprache, durch fantastisch eingefangene Flugmanöver, bei denen man sich immer mitten im Geschehen wähnt. Sehr schön auch, daß viele Fäden des Originals wieder aufgenommen werden, sehr schön auch, daß man sich Zeit läßt, um eine echte Geschichte zu erzählen, und so ist der Film keine Minute zu lang, sondern man hätte locker noch eine halbe Stunde mehr zugucken können, wie Cruise auf seine unnachahmliche Art die Hauptrolle ausfüllt. Diesmal mit Beachfootball statt mit Beachvolleyball, aber immer noch fit, da kann man neidisch sein. Die Regie und die Kamera lassen keine Kritik zu, man hat sich wirklich ins Zeug gelegt, um mal wieder einen echten Blockbuster abseits der Superheldenszene zu schaffen, und das ist bis zum letzten Moment gelungen. Danke für diesen wohltuenden Ausflug in die gute, alte Zeit des Kinos.
Die Note
Es ist lange her, daß ich von einem Film derart begeistert war. Hier stimmt alles, ich denke, nur der Nachwuchs wird den Streifen nicht mögen – für mich paßt nur die Höchstnote, 10/10.