iHaveCNit: Top Gun: Maverick (2022) – Joseph Kosinski – Paramount
Deutscher Kinostart: 26.05.2022
gesehen am 25.05.2022 Dolby Atmos / DBOX
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 11d, Platz 12 – 20:00 Uhr
gesehen am 29.05.2022 Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 14, Platz 14 – 17:00 Uhr
Tom Cruise ist für mich einer der einflussreichsten Lieblingsschauspieler. Seine Filmographie bringt immer wieder Filme zutage, die mich begeistern. Bei seinem regelrechten Durchbruch, der ihn als Filmstar auf den Radar gebracht hat, war ich jedoch noch nicht geboren. Im Jahre 1986 kam der von Don Simpson und Jerry Bruckheimer produzierte und von Tony Scott inszenierte „Top Gun“ in die Kinos, der nicht nur Tom Cruise zum Star gemacht hat, sondern auch pures
„80er-Jahre-Militär-Action-Männerkino“ zu bieten hatte mit allen Zutaten, die dem Film mal mehr oder weniger gut tun, ihn aber zu einem Kultfilm gemacht haben. Natürlich liegt es da auch für einen Tom Cruise nicht weit entfernt, dass er sich über Jahrzehnte später für eine Fortsetzung stark gemacht und auch daran gearbeitet hat, bis er letztendlich auch tatsächlich inszeniert worden ist. Leider nicht von Tony Scott selbst, der vor 10 Jahren verstorben ist, sondern von Joseph Kosinski, der bereits mit „Tron: Legacy“ einen Klassiker fortsetzen durfte, mit Tom Cruise bereits an „Oblivion“ zusammengearbeitet hat und zuletzt auch mit „No Way Out – Gegen die Flammen“ einen für mich sehr starken, ergreifenden Geheimtipp inszeniert hat. Doch nicht nur „Top Gun: Maverick“ wurde aufgrund der Pandemie oft verschoben – es war mir auch 2 Jahre in Folge nicht möglich, einen Geburtstagsfilm im Kino zu genießen. Im Jahre 2019 war das noch „John Wick: Kapitel 3: Parabellum“. Ein Geburtstagsfilm ist für mich immer ein Film, der kurz vor, direkt am oder kurz nach meinem Geburtstag am 24. Mai in den Kinos startet und daher durchaus auch einen gewissen persönlichen Stellenwert besitzt. Die Ehre nach 2 Jahre pandemiebedingtem Verzicht auf einen Kinobesuch kann daher nur Tom Cruise und „Top Gun: Maverick“ gehören. Und es gab in der letzten Zeit kaum einen Kinobesuch, der mich glücklicher gemacht hat.
Pete „Maverick“ Mitchell ist nie über den Dienstgrad des Captains hinaus geblieben. Auf einem abgelegenen Militärstützpunkt arbeitet er als Testpilot für Überschalljets, doch nicht nur seine unkonventionelle und leicht undiszipliniert ehrgeizige Art ist seinem Vorgesetzten Admiral Cain ein Dorn im Auge, denn das Projekt wird eingestellt. So bekommt er auf Befehl eines alten und sehr guten Kameraden die Aufgabe zurück zur Ausbildungsstätte des „Top Gun“-Programms zu kommen, um die dortigen Rekruten auf einen gefährlichen Einsatz vorzubereiten. Dort hat er nicht nur mit der Skepsis des Ausbilderteams zu kämpfen, er muss sich auch mit Entscheidungen seiner Vergangenheit auseinandersetzen, die zum einen mit einer Affäre aus der Vergangenheit, und zum anderen mit der Karriere des Sohnes seines verstorbenen Kameraden zu tun haben.
Was wäre 2020 nur für ein großartiges Filmjahr für mich gewesen, wäre alles nach Plan gelaufen. Da hätten sich großartige Filmstarts nahezu kannibalisiert. Von „James Bond 007: Keine Zeit Zu Sterben“ über „Tenet“ und „Dune“ bis zu „Top Gun: Maverick“ wären alle 2020 bereits gelaufen. Ein absolut feuchter Traum wäre das für mich gewesen. Die Pandemie hat jedoch bei allen Filmen die Vorfreude nicht beeinträchtigen können. Als großer Tom Cruise-Fan ist die Fortsetzung seines Durchbruchs in den 80 Jahren natürlich Pflicht gewesen. Und der Film war das Warten auf jeden Fall Wert – so dass ich auch die zweite Sichtung noch einmal abgewartet habe. Die Erstsichtung fand mit der DBOX-Technologie statt, bei dem auf den Film abgestimmte und synchronisierte Bewegungs- und Schockeffekte über den Sitz im Kino wahrgenommen werden können. Und „TGM“ hat bei mir nach „Tenet“ und „Keine Zeit Zu Sterben“ die wohl beste DBOX-Erfahrung gegeben, die ich mir hätte vorstellen können – gerade auch als nachträgliches Geburtstagsgeschenk zur 35. Bei keinem anderen Film hätte es besser passen können, da der Kinosaal und der Sitz quasi zum Cockpit eines Jets wird. Ich bitte an dieser Stelle um Verzeihung, denn diese Kritik wird nach langer Zeit mal wieder eine sehr lange und ausführliche sein. Wenn ich an „Top Gun“ aus dem Jahre 1986 denke, dann denke ich an einen eigentlich nicht wirklich ernstzunehmenden Film des klassischen, puren 80er-Jahre-Militär-Action-Männerkinos, dem seine Fortsetzung an dieser Stelle einen extrem großen Bärendienst erweisen wird. Es gibt einen konkret passenden Spruch, wenn es um den Film geht und zwar „History Repeats Itself“ - „Geschichte wiederholt sich“. Der Plot und seine Struktur mögen zwar nicht neu sein, dramaturgisch mag es das ein oder andere holprige und eher blassere Element geben, klar sind auch Kitsch und Pathos für einen Film dieser Art nicht vermeidbar – aber das ist mir mit Blick auf den Film egal, denn der Film hat mich auf eine unfassbar emotionale Reise mitgenommen. Ich habe herzhaft gelacht, mir sind an manchen Stellen die Tränen gekommen und die Action hat mich wahrhaftig mitgerissen. Die Reminiszenzen und Bezüge zum Vorgänger sind geschickt und passend in den Film integriert worden, sei es durch Flashbacks, visuelle, erzählerische, charakterliche und musikalische Details, die einen direkt abholen und einen in sich stimmigen Film ergeben. Der Titel des Films „Maverick“ ist Programm. Dreh- und Angelpunkt ist der von Tom Cruise gespielte Pete „Maverick“ Mitchell und seine Entwicklung über den gesamten Film hinweg. „Maverick“ ist auch ein für sich genommen sehr interessanter Charakter. Ein naiver Sunnyboy mit Vaterkomplex, dessen Ehrgeiz, Heißsporn ihn jedoch zu einem ähnlich begnadeten Flieger wie sein Vater macht, der im Laufe des ersten Films neben einem Wettstreit, einem gefährlichen Einsatz und einer Romanze auch mit einem Schicksalsschlag zu kämpfen hat, bei der er diese Schuld, Verantwortung, Trauer und Folgen in all den Jahren nicht losgelassen hat. Die Zeit hat sich jedoch für ihn verändert, er ist älter geworden, technologisch haben sich im Bereich der Luftwaffe Entwicklungen ergeben, die ihn und seine Berufssparte nahezu überflüssig machen könnte. Geopolitisch ist die Lage auch viel komplexer geworden, so dass die Bedrohung aus allen Ecken kommen könnte. Die durchaus emotionalen Begegnungen von Tom Cruise „Maverick“ mit alten Bekannten und auch die Konfrontation mit dem von Miles Teller großartig gespielten Sohn „Rooster“ von Anthony Edwards „Goose“ sowie der gefährliche Einsatz sorgen für eine unbeschreiblich effektive Entwicklung im Charakter von „Maverick“ und ein sehr gutes Schauspiel von Tom Cruise. Auch wenn „Loslassen“ und „Nicht denken, einfach tun“ sehr plakative Kalender- und Motivationssprüche sind, so kann ich mich mit ihnen komischerweise sehr stark identifizieren und mitfühlen. „Top Gun: Maverick“ hat es auch geschafft, aus filmtechnischer Sicht eine großartige Entwicklung zu bieten. Gepaart mit erfolgreichen Entwicklungen aus Christopher Nolans „Dunkirk“ und Tom Cruise allgemeinen Einsatz bei Stunts und Action – zuletzt mit dem Helikopterflug bei „Mission Impossible Fallout“ - ist es bei „Top Gun: Maverick“ weitestgehend gelungen, Dogfights mit echt geflogenen Jets von echten Darstellern im Cockpit zu filmen und daraus mitreißende Flugaction zu generieren, die starke Trainingssequenzen und auch ein extrem starkes Actionfinale liefern. Ich hatte bereits die musikalischen Details angesprochen, insgesamt hat mir die musikalische Untermalung des Films großartig gefallen, auch wenn mir niemand aus Berlin den Atem genommen hat, so hat mir eine verrückte Lady die Hand gehalten und eine Republik die Sorgen genommen während ich mit Kenny Loggins auf der Autobahn in die Gefahrenzone unterwegs war. Soviel Spaß musste an dieser Stelle mal sein ! Während der neue Song von „One Republic“ ein neuer Ohrwurm von mir geworden ist, wird sich „Hold My Hand“ von „Lady Gaga“ sicherlich eine Oscarnominierung für die Verleihung 2023 gesichert haben, bei der ich schon jetzt bei den technischen Kategorien ein extrem starkes, kompetitives Feld prognostizieren kann, bei dem hoffentlich auch „Top Gun: Maverick“ eine nicht unerhebliche Rolle spielen könnte. Doch welchen Bärendienst hat nun „Top Gun: Maverick“ seinem Vorgänger „Top Gun“ erwiesen – hatte ich hierzu erwähnt, dass „Top Gun“ eigentlich nicht ernstzunehmendes 80er-Jahre-Militär-Action-Männerkino bietet, so schafft es seine Fortsetzung, dass man nicht nur „Top Gun: Maverick“, sondern auch seinen Vorgänger endlich richtig ernst nehmen kann. Der Film ist eines der großen Highlights meines Jahres und für mich ein großartiger Abschluss des Mai 2022 – und würdiger Vertreter der persönlichen Kategorie „Geburtstagsfilm“.
„Top Gun: Maverick“ – My Second Look – 10/10 Punkte.