Im Zuge des sich entwickelnden und aufkeimenden Italo-Westerns traten auch einige B-Produktionen auf den Plan. Eine davon war „Ohne Dollar keinen Sarg“, die für das sich noch längst nicht zu voller Blüte entfaltete Genre allerdings völlig unwichtig ist. Das einzig Bemerkenswerte hieran ist die Tatsache, dass Tomas Milian („Der Gehetzte der Sierra Madre“, „Zwei Compañeros“) hier den Grundstein für seine Karriere legte. Sein in den folgenden Jahren hart erarbeiteter guter Ruf führte ihn über die bekannt wenig erbauliche italienische Filmwirtschaft der Achtziger in den Neunzigern immerhin bis nach Hollywood, wo er im reifen Alter immerhin noch in Filmen wie „Revenge“ oder zuletzt „Traffic“ mitwirkte.
In „Ohne Dollar keinen Sarg“ spielt er die wie für ihn geschaffene Rolle des mexikanischen Banditen José Gómez, der sich aus seiner elenden Existenz nicht anders herauszuhelfen weiß, als mit Kriminalität und damit sämtlichen Kredit bei seinen ehemaligen Freunden verspielt. Inwiefern sein Charakter ein Opfer der eigenen Blindheit wurde, oder ob die Habgier seinen Geist verdarb lässt der Film leider offen.
Das Genre war jung und obwohl Sergio Leone schon zwei Jahre vorher mit „Für eine Handvoll Dollar“ die Richtung aufwies, verstand Regisseur Eugenio Martín, nicht gerade ein Vorzeigeexemplar seiner Zunft, dessen Zeichen nicht zu deuten. Die Handlung und der karg ausgestatte Schauplatz, eine Ranch, die wohl so etwas wie eine Raststätte darstellen soll, limitieren seine Möglichkeiten zugegeben allerdings auch stark.
José soll jedenfalls in ein Gefängnis überführt werden, wird aber von seinen Kumpanen und einer wunderhübschen Dame, die an erwähntem Platz lebt, befreit und quartiert sich alsbald bei ihr ein, um sich mit seiner nach und nach eintreffenden Rabaukenbande zu besaufen, zu randalieren und wild durch die Gegend zu ballern. Eben genau das, was Desperados halt so machen.
Das Salz in der Suppe heißt Luke Chilson (Richard Wyler, fiel nur durch ein paar wenige weitere B-Western auf). Der Kopfgeldjäger hatte mit seinem untrüglichen Spürsinn den Braten schon geahnt und sich vor Ort einquartiert, aber nicht mit der Undankbarkeit der auf der Ranch lebenden Menschen gerechnet, weswegen José nach seinem Eintreffen nur kurz in Gefangenschaft gerät und Luke von nun als Punching-Ball benutzt, inklusive Schießübungen.
So grundlegend interessant die Verkehrung der Vorzeichen bezüglich der beiden Kontrahenten im Ansatz auch ist, das ideenlose Drehbuch bleibt vage und macht nichts draus. Luke, der erst aufgrund seines Berufs geächtet wird, erscheint bald wie der einzige Retter zwischen den chaotischen Banditen und José der warmherzig empfangene, arme Mexikaner von einst, wird bald gefürchtet, weil er seiner zügellosen Meute kein Einhalt gebietet, ganz im Gegenteil sie ermutigt.
„Wer schießen will, der soll schießen und nicht quatschen“, sagte Clint Eastwood im gleichen Jahr in „Zwei glorreiche Halunken“ und auch diesen, immerhin ebenfalls aus einem Leone-Film stammenden Spruch hätte Martín sich zu Herzen nehmen sollen. Vor allem in der ersten Hälfte lamentieren sich Luke und die Tusnelda durch endlose Dialoge, in denen beide dem anderen ihre Meinung breit darbieten, ohne das auch nur ansatzweise eine interessante Ansicht dabei herum kommt. Das ist Folter pur und erinnert in seiner Klischeehaftigkeit teilweise arg an die U.S. – Vorbilder, von denen sich Filmbewegung eigentlich abgrenzen wollte.
Die Nebencharaktere bleiben wie üblich unterentwickelt. Die allzu breit ausgewalzte Situation auf dem langsam sich der Zerstörung fügenden Außenposten dehnt sich zäh wie ein Kaugummi, weswegen man das Ende dann auch herbeisehnt. Freilich wieder bleihaltig, aber wenn nicht mal für die Schrotflinte ein akkurates Schussgeräusch vorhanden war (Man griff bei Pistolen und bei Gewehren normalerweise auf das immer gleiche Geräusch bei der späteren Vertonung zurück), dann kann man sich schon denken wie einfallslos der finale Showdown letztlich inszeniert wurde, bar jeglicher Suspensemomente.
Fazit:
Staubiger, belangloser B-Italo-Western ohne die nötige Kompetenz auf dem Regiestuhl, wobei hinter der Kamera sich immerhin Enzo Barboni, später Regisseur diverser Spencer/Hill-Klopper tummelte. Tomas Milian sticht zweifellos, auch weil der Charakter zu ihm passt, aus der Talentwüste heraus und der meiner Meinung nach nicht sonderlich talentierte Workaholic Stelvio Ciprani (u.a. Musik zu Camerons Debütheuler „Piranha Part Two: The Spawning“) versucht hier mit den richtigen Tönen im falschen Moment verzweifelt Aufmerksamkeit zu erregen, letztlich ist hier aber der Wurm drin, weil sich abseits von Milian zuviel Unvermögen und finanzielle Beschränkungen versammelten.